Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
Vom Netzwerk:
entfernte Ruine zustürmte, an der ein halb verrostetes Baugerüst auf einen misslungenen Neubau schließen ließ. Er scharrte an einer der Leichen, deren Position bei näherer Betrachtung keinen Sinn ergab. Nicht einmal der naivste Steppenbewohner würde sich eine äußerst labile Stahlkonstruktion mitten in einem Geröllhaufen als Deckung in einem Gefecht aussuchen. Plötzlich kreischte eine panische Männerstimme unter den Kadavern auf, woraufhin das Team die Ruine mit entsicherten Gewehren umstellte. Erst nach einem Handsignal ihrer Ausbilderin gab Cassidy ihrem Hund den Befehl, von seinem Opfer abzulassen. Butch wurde bereits nervös und begann sofort, dem Überlebenden auf die Beine zu helfen.
    »Keine Sorge Kumpel, du bist in Sicherheit!«, rief Johnny ihm zu. Er hing noch mit einem Fuß zwischen den Leichen, da schlug Angel dem Mann ihren Gewehrkolben ins Gesicht, so dass er vor Schmerz stöhnend zu Boden sackte.
    »Was sollte das denn jetzt?«, grollte Victor.
    »Sieh ihn dir an! Er ist ein Vulture!«
    Kim und Johnny gingen sofort in die Hocke und musterten mit ihren Gewehren im Anschlag misstrauisch die Umgebung.
    »Wie viele von euch sind noch hier?«, fragte Angel mit ihrer Hand an seiner Kehle.
    »Ich …«, keuchte der Mann. »… bin allein!«
    »Blödsinn!«, schrie Angel und schlug ihm den rechten Ellenbogen ins Gesicht. »Ihr Typen seid für Soloaktionen viel zu feige! Wie viele! Ich frage nicht noch mal!«
    Seine Augen weiteten sich vor Furcht und er starrte seine Peinigerin entsetzt an, die weiterhin ihre Hand auf seine Kehle drückte. Ein solches Vorgehen war er von den Rangern nicht gewohnt.
    »Carl! Carl, komm raus! Die killen mich!«, keuchte er verzweifelt. Nichts passierte. Angel holte ihre Pistole heraus, entsicherte sie und hielt sie dem Vulture direkt an die Schläfe.
    »Carl, Mann … bitte!«
    Wieder nichts. Angel zog den Hammer ihrer Waffe zurück und presste die kalte Stahlmündung auf seine verschwitzte Kopfhaut. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie dem kleinen Dreikäsehoch bereits sämtliche Vorstellungen vom abenteuerlichen Leben in den Gangs ausgetrieben hatte. Er wimmerte mit geschlossenen Augen vor sich hin und war kurz davor, seine eigene Mutter um Hilfe anzuflehen. Cassidy gab unterdessen ihrer morbiden Neugierde nach und hockte sich neben ihre Ausbilderin. Dies waren sicher nicht die Lektionen, die sie sich wünschte, jedoch hatte sie der grausam zugerichtete Ort schlagartig einen Großteil ihrer jugendlichen Naivität verlieren lassen.
    »Ich zähle bis drei.«
    Während der Vulture am ganzen Körper zitterte, stellte Cassidy beunruhigt fest, dass er kaum älter als sie war. Sofort drängte sich in ihr die Frage auf, ob sie ebenso hätten enden können.
    »Eins.«
    Beide Seiten des postapokalyptischen Stellungskrieges gaben sich in derartigen Situationen keinen Illusionen hin. Wäre Angel in seiner Position, würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit sterben.
    »Zwei.«
    Der Mann begann laut zu schluchzen, Tränen rannen ihm über die Wangen und unter ihm bildete sich eine kleine Pfütze. Den Tod vor Augen, konnte er seinen Harndrang nicht mehr zurückhalten. Vermutlich hatte er bereits eine ganze Weile in der kalten Nacht gelegen.
    »Schon gut Angel!«
    Sofort drehten Kim und Johnny sich in Richtung der heiser klingenden Stimme um, sicherten sich gegenseitig ab und liefen gebückt darauf zu. Unter einer Hundehütte kroch kurz darauf ein weiterer Vulture mit erhobenen Händen hervor. Angel stieß unterdessen ihr übelriechendes Verhöropfer mit einem angewiderten Gesichtsausdruck von sich und ließ ihre Pistole zurück in den ledernen Oberschenkelholster gleiten, den Kim in Silver Valley wieder zusammengeflickt hatte. Schwer keuchend und nach Luft ringend rollte sich der verzweifelte Vulture in der Fötusstellung auf dem Boden zusammen, wobei es ihn überhaupt nicht zu kümmern schien, in seinem eigenen Urin zu liegen.
    »Sind noch mehr hier?«, fragte Kim ihren zweiten Gefangenen, während sie ihn bereits im Schwitzkasten hatte.
    »Nein«, ächzte er hilflos.
    »Ein normales Späherteam, aber ganz schön weit draußen. Schafft sie ins Zentrum!«, befahl Angel und riss ein Stück der Wäscheleine an sich, die zwischen den Häusern gespannt worden war. Kurze Zeit später knieten Carl und sein Kamerad gefesselt vor der Gruppe in der Mitte der Siedlung, ohne einen Ton von sich zu geben.
    »Warum seid ihr hier?«, fragte Angel trocken und säuberte ihre Hände mit einem Baumwolltuch.

Weitere Kostenlose Bücher