Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Als die beiden Männer schwiegen, zückte sie ihre Pistole und hielt sie dem Häufchen Elend erneut an die Schläfe, bis Carl seufzend den Kopf hob und ihre ausweglose Situation akzeptierte
»Wir sollen nach Hinweisen über diese neue Gang suchen«, begann er niedergeschlagen.
»Was für eine neue Gang?«, fragte Kim und spielte gekonnt die Ahnungslose.
»Ihr wisst nichts davon? Irgendwelche Typen, die unsere Lager überfallen und uns das Gebiet streitig machen wollen!«, wimmerte der andere so trotzig, dass es fast wie eine Anschuldigung für die ungerechte Behandlung klang.
»Wie süß«, brummte Johnny. »Und was wollt ihr dann hier?«
»Es gibt Gerüchte, dass sie eure Dörfer ebenfalls angreifen. Unser Auftrag lautet, das zu überprüfen.«
»Und? Was Interessantes gefunden?«, fragte Angel beinahe teilnahmslos, während sie vorgab, ihre Pistole zu reinigen.
»Machst du Witze? Seht euch doch mal um, hier sieht‘s aus wie in unseren Camps! Die sind hier rein, ohne gesehen zu werden, und haben eure Leute in ihren Stellungen abgeschlachtet!«, keuchte Carl, dem Angels berüchtigte Fesselungskünste allmählich zu schaffen machten. Langsam schnitten sich die kratzenden Hanfseile in die Haut der Vultures. Kims fachmännische Behandlung beim Gefangenentransport hatte auch nicht gerade für eine Entspannung seiner Atemorgane gesorgt. »Alles, was zurückbleibt, sind aufgehängte Leichen und diese verdammten Symbole!« Dabei zeigte er mit der Nasenspitze auf den einsamen Pfahl mit dem Holzadler. »Davon haben wir in jedem Lager einen gefunden.«
»Hm«, überlegte Angel, steckte ihre Pistole ein und sah die beiden Gefangenen zum ersten Mal direkt an. »Wie lange greifen sie euch schon an?«
»Ein paar Monate. Wir verlieren immer mehr Leute und selbst mit den neuen Sklaven büßen wir jeden Tag weitere Gebiete ein!«
»Was für neue Sklaven? Von wo? Was für Namen?«, platzte es aus Cassidy heraus.
»Ich frag den Abschaum doch nicht nach ihrem Lebenslauf!«, erwiderte Carl ohne lange nachzudenken, bereute es aber schon eine halbe Sekunde später, als ihn Angels Ellenbogen rückwärts zu Boden schleuderte.
»Ich sehe …«, stöhnte er benommen. »… du hast dich nicht verändert. Dog wird sich freuen, das zu hören.«
»Beantworte ihre Frage«, befahl sie, ohne auf seine Anspielung einzugehen.
»Wir bekommen alle paar Wochen neue Sklaven und jedes Mal aus irgendeinem wertlosen Dorf, verrückten Nomaden oder anderen Gangs. Wir sind nur Späher, wir haben damit nichts zu tun!«
Cassidy brannten noch weitere Fragen auf der Zunge, doch der strenge Blick ihrer Ausbilderin hielt sie zurück.
»Wie greifen sie eure Camps an?«, wollte sie stattdessen mit verschränkten Armen wissen, die unzweifelhaft demonstrierten, wie wenig Vertrauen sie den Aussagen schenkte.
»Keine Ahnung. Eric versteht nicht, was vor sich geht. Unsere Leute sind einfach tot oder verschwunden, so wie hier. Bevor wir aufbrachen, hat er Dog mit dem Sattelzug nach Norden geschickt, um nach Hinweisen zu suchen«, antwortete Carl und spuckte sein eigenes Blut aus, während Angel überrascht eine Augenbraue hoch zog.
»Wie lange ist das her?«
»Zwei Wochen.«
Beunruhigt schwenkte sie ihren Kopf in Richtung des Verteidigungsrings und befahl ihrem Team, mit ihr zu kommen. Sie hatte genug gehört.
»Seht ihr irgendwo einen der Angreifer?«, flüsterte sie. Ohne Worte schüttelten ihre Kameraden die Häupter. »Ich auch nicht. Sienna verfügte über erstklassige Verteidigungsanlagen. Schaut euch mal um, primärer und sekundärer Minengürtel, MG Stellungen, Wachtürme, Stacheldrahtzäune, sogar Scheinwerfer. Und der Laster gehört mit Sicherheit nicht zum Dorf.«
»Du meinst … sie haben das Ding mitgebracht, um die Leute wegzuschaffen?«, fragte Kim vorsichtig.
»Genau. Schaut auf die Ladefläche! Genug Ketten für dreißig Gefangene. Die werden die anderen wie Vieh auf solche Transporter getrieben und mitgenommen haben. Die drei Leichen in den Gebäuden hier können nicht alles sein. Sienna zählte fast fünfhundert Einwohner!«
Angel ging ein paar Schritte und musterte die Überreste der Verteidiger.
»Die wurden alle erschossen, bis auf Jasmin, der man das Gesicht eingeschlagen hat«, murmelte sie nachdenklich.
»Ja und?«, erwiderte Victor gähnend, so dass man ihn durchaus für teilnahmslos halten konnte. Er hatte eine instinktive Abneigung gegen Nachteinsätze. In der Dunkelheit versuchten sowohl Freund als auch Feind, laute
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