Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Anlagen fänden und sie als ihre Behausung verwenden. Noch nie sei sie auf aggressive Untermieter getroffen und es würden auch hier mit Sicherheit nur ein paar Ratten sein. Cassidys Unterbewusstsein erzeugte eine Vielzahl Ungeheuer, die hinter jeder Ecke auf sie warteten, doch Angels Worte besänftigten ihr Unbehagen – zumindest für eine Weile. Sie war froh, nicht allein zu sein und klammerte sich zusätzlich fest an das Halsband ihrer wandelnden Alarmanlage.
Die Luft der Zentrale war inzwischen atembar, obwohl sie noch immer den Würgereiz herausforderte. Die Notstromversorgung speiste die meisten der Monitore, die verschiedene Teile der Basis zeigten. Man konnte deutlich die oberen Pheromonlabore mit ihren großen Glasalkoven erkennen. Dann entdeckten sie Kim und Johnny, die den Schutthaufen überwunden hatten und auf Ebene einundzwanzig vorstießen. Angel untersuchte die Schalttafeln der Überwachungsanlage, während Cassidy den beiden fasziniert zusah. Sie hatte noch nie ein funktionierendes Bildschirmgerät gesehen und andere zu beobachten, ohne dass die etwas davon wussten, erfüllte sie mit einem seltsam angenehmen Gefühl. Die Überwachungskamera lieferte zwar nur grob aufgelöste, farblose Bilder, aber dennoch konnte das Mädchen genau erkennen, wie Kim mit sanften, überlegten Schritten vorausging und Johnny sie mit ein paar Metern Abstand und einem größeren Blickwinkel sicherte. Plötzlich verschob sich der Ausschnitt nach rechts. Angel hatte eine faustgroße, in die Konsole eingelassene Kunststoffkugel entdeckt, mit der sich die Kameras steuern ließen. Der Bildschirm zeigte eine weitere Barrikade aus Schutt und zerstörten Büromöbeln, doch dazwischen konnten sie mindestens ein dutzend Körper erkennen.
»Was ist das, Kim?«, flüsterte Angel angespannt. »Wir sehen hier ein paar Leichen und jede Menge Müll, sonst nichts.«
Auf dem Monitor verfolgte sie, wie sich ihre Freundin dem Wall näherte und ihn mit ihrem Laserlichtmodul untersuchte. Johnny verschwand im Schatten eines Mauervorsprungs und verschaffte Kim so einen unsichtbaren Feuerschutz, genau so, wie er es in Temple Town getan hatte. Eine einzelne, bildhübsche Frau erschoss man nicht einfach, sondern schlich sich an sie heran und versuchte, sie gefangenzunehmen. Jeder Angreifer würde dabei in eine tödliche Falle laufen. Es war ein Spiel, dass Kim schon oft mit Johnny gespielt hatte.
Sie berührte die Leichen nicht, sondern musterte die Formation, in der sie auf der Barrikade verteilt lagen. Schließlich stieg Kim auf eine Kiste an der Wand und leuchtete die andere Seite der Halle ab.
»Wölfe – hier liegen überall Wolfskadaver!«, knisterte es gleichzeitig aus den Lautsprechern der Überwachungsanlage und den Ohrstöpseln. Das Kinn auf die geballte Faust gestützt, drehte sich Angel in ihrem Sessel von der Konsole weg und überlegte. Einen Augenblick lang sah sie Cassidy in die Augen, doch dann starrte sie scheinbar durch das Mädchen hindurch. Sie stand auf, ging auf eine der Glasvertäfelung zu und begann nach einem Schalter zu suchen. Plötzlich flackerte eine der Scheiben auf und meldete das Bewegungsüberwachungssystem als einsatzbereit und aktiviert. Eine dreidimensionale Ansicht der gesamten Basis erschien zusammen mit der Aufforderung, eine Ebene auszuwählen. Angel berührte die einundzwanzigste Etage mit ihren Fingerspitzen und sofort zoomte die Computerdarstellung in ein zweidimensionales Bild von Kims Aufenthaltsort. Sie war deutlich als blinkender, weißer Punkt zu erkennen, der sich an der Barrikade entlang bewegte. Ein dumpfer, sich ständig wiederholender Ton veränderte seine Modulation, sobald sie sich schneller oder langsamer bewegte. Johnny war nicht zu entdecken. Entweder lag sein Mauervorsprung in einem toten Winkel oder er stand absolut still. Kurz darauf entdeckte Angel zwei weitere Einstellungen, mit denen sie den Fokus der Anzeige vergrößern und verkleinern konnte. Sie reduzierte die Auflösung um ein Gesamtbild der Etage zu erhalten, stockte jedoch schon nach wenigen Augenblicken, als sie noch einen blinkenden Punkt fand, der sich langsam auf Kim zubewegte.
»Johnny, zwölf Uhr! Da kommt jemand auf euch zu!«, flüsterte sie in ihr Funkgerät. Für eine Sekunde blitzte eine dritte Markierung auf dem Monitor auf. Es war Kims Leibwächter, der sich neu ausrichtete. Der Rotschopf suchte sich unterdessen Deckung hinter der Kiste, blieb aber aufrecht stehen.
»Sharon? Jason? Seid ihr das?«, ertönte
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