Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
ihre Stimme aus den Lautsprechern. Angel lief zur Überwachungssteuerung und drehte die Kamera in die entgegengesetzte Richtung, mehr als einen sich bewegenden Schatten vermochte sie aber nicht zu erkennen. Unruhig kehrte sie zu den Bewegungsmeldern zurück.
»Zwanzig Meter, Kim! Er ist zwanzig Meter direkt voraus!«
Plötzlich piepte die Anzeige viel schneller als zuvor und der einzelne Punkt raste auf Kim zu. Noch bevor ihre Anführerin sie warnen konnte, prasselten Schüsse aus den Lautsprechern der Zentrale, als Johnnys Gewehr in der Dunkelheit aufblitzte. Zwischen den Geschossen vernahm sie einen panischen Aufschrei ihrer Freundin, die sich jedoch sofort wieder meldete.
»Verflucht!«, keuchte sie. »Wo kam der denn her?«
»Wer? Wer oder was war das?«, rief Angel ungeduldig. Sie kam nicht dazu, auf die Antwort zu warten, denn das Alarmsystem begann laut zu piepen. Ein dutzend blinkender Punkte bewegte sich rasend schnell auf ihre Freunde zu.
»Kim! Kim verdammt, raus da! Da kommen noch mehr!«, schrie sie in ihr Funkgerät. Durch die Kameraüberwachung konnten die beiden Frauen beobachten, wie ihre Kameraden gezielt auf das schossen, was ihnen aus den Tiefen der Basis entgegenkam.
»Wie die Soldaten – vor fünfundzwanzig Jahren!«, murmelte Angel fassungslos. »Butch, Victor! Sofort runter zu Ebene einundzwanzig, Kim und Johnny werden angegriffen!«
Noch schienen ihre Freunde die Front zu halten, aber die feindlichen Punkte nahmen nicht ab. Sie wäre ihnen am liebsten selbst zu Hilfe geeilt, doch als erfahrene Kommandantin war ihr bewusst, dass sie ihren Leuten in einer derart ausgestatteten Zentrale eine weitaus wirkungsvollere Unterstützung bieten konnte. Trotz des Kampfgetöses zwang Angel sich, ruhig zu bleiben und studierte die Karte genauer. Sie vermochte sich nun auszumalen, wie die Soldaten an der Barrikade gestorben waren. Die Überlebenden hatten sich zurückgezogen, als die Lage hoffnungslos schien und den Eingang zu Ebene einundzwanzig gesprengt – die Blockade, die Johnny zuvor beseitigt hatte!
»Kim! Zieht euch zurück zu dem Schutthaufen! Victor ist unterwegs, er soll den Zugang erneut versiegeln!«
Sie bekam keine Antwort, konnte aber erkennen, wie ihr Team den Rückzug antrat. Angel zoomte in das Geschehen hinein und versuchte die Angreifer zu identifizieren, doch die ständig aufblitzenden Mündungsfeuer bei nahezu völliger Umgebungsdunkelheit verwirrten die Kameras, die daraufhin nur undeutliche, silhouettenhafte Bilder zeigten. Kim gab ihr Bestes, den anderen mehr oder weniger erfolgreich durch Gesten und Zurufe Befehle zu erteilen. Butch war mit seinem Bruder inzwischen eingetroffen und leistete Feuerunterstützung, während Victor bereits erste Sprengladungen platzierte. Aufgrund der vorherigen Detonation waren kaum glatte Flächen vorhanden, an denen seine Sprengsätze hafteten, daher klemmte er sie kurzerhand unter Stahlträger und in alle Löcher, die er finden konnte. Als sie die große Halle der einundzwanzigsten Etage verließen, verlor Angel sie aus den Augen und vermochte nur noch ihre Bewegungen und Geräusche zu verfolgen. Victor warnte die anderen vor der Explosion, dann donnerte ein lauter Knall durch die Basis, den sie auch ohne Lautsprecher und Funkgeräte gehört hätte. Eine gewaltige Erschütterung ließ die Fensterscheiben der Zentrale zerbersten. Das letzte, was sie auf dem Videomonitor sahen, während sie sich schützend über Cassidy beugte, war eine grell leuchtende Feuerwalze, die sich durch die große Halle rollte und dabei zuerst die rote Notlichtversorgung und dann die Kameras und Bewegungsmelder zerstörte. Als sie sich hinter der Konsole erhoben, meldeten die Monitore lediglich einen technischen Defekt der Überwachungsanlage.
»Status!«, rief Angel entsetzt. »Wie ist euer Status, verdammt!«
Die Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben, während sie die leblosen Anzeigen absuchte. Als sie auch nach einigen Minuten keine Antwort erhalten hatte, ergriff Cassidy ihre Hand um sie zu beruhigen.
»Nein!«, fuhr Angel sie barsch an. »Sie sind nicht tot!«
10 - Hic Iacet
Mit dem Zeigefinger vor den Lippen deutete Angel auf eine stählerne Gitterrosttreppe, die in die Tiefen der Basis führte. Scott gab keinen Laut von sich, sondern folgte ihr behutsam die Stufen hinab und suchte in der Luft nach Anzeichen für Gefahr. Ihm war sichtlich unwohl, denn der modrige Verwesungsgestank, der sich mit jeder Etage verstärkte, begrenzte
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