Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
schwanken und die trampelnden Geräusche kamen unbeeindruckt näher. Angel konnte nicht länger warten. Ihre Verfolger hatten sie schon fast eingeholt! Entschlossen schulterte sie das Gewehr und zerrte den bellenden Schäferhund an seinem Halsband davon.
***
Cassidy hatte aufgehört zu schreien, doch ihre Laute hallten noch immer als Echos aus der alles verschlingenden Dunkelheit. Sie spürte einen stechenden Schmerz in der Brust, ausgelöst durch den Schock, ins Unbekannte zu stürzen. Sie wusste nicht, ob ihre Augen geöffnet oder geschlossen waren, Angels Taschenlampe konnte sie nicht mehr erkennen. Ihre Gedanken kreisten um ihre Heimat, ihre Familie. So schnell ihre Erinnerungen gekommen waren, so schnell verschwanden sie wieder, als sie plötzlich hart mit dem Rücken aufschlug. Ihr Körper hatte schon längst mit dem Leben abgeschlossen und war bereit, den Dienst einzustellen, doch dann spürte sie benommen, wie sie sich bewegte und auf einem kalten, metallischen Untergrund in die Tiefe rutschte. Instinktiv streckte sie ihre Hände aus und versuchte, die unkontrollierte Reise ins Ungewisse zu verlangsamen. Sie befand sich in einem Rohr mit weniger als einem halben Meter Durchmesser und konnte problemlos die Decke mit ihren Ellenbogen erreichen. Schon einen Augenblick später musste sie ihre Arme jedoch zurückziehen, die aufgrund der Reibung wie Feuer brannten. Als sie gerade ihren Kopf heben wollte, endete die Rutschpartie abrupt im freien Fall. Diesmal traf sie bereits nach einer Sekunde auf einen weichen Untergrund, der ihren Sturz abfederte. Trotzdem schmerzten ihr sämtliche Gliedmaßen und ein paar Minuten lang blieb sie wie gelähmt liegen. Sogar ihre eigentlich verheilte Schusswunde am Hals beschwerte sich pochend über die unsanfte Landung.
Ein erster Versuch des Aufrichtens wurde jäh von ihrem verdrehten, rechten Unterschenkel zunichtegemacht, der sie quiekend zurück zu Boden stürzen ließ. Nur mit der Unterstützung ihrer wochenlang trainierten Arme und zusammengebissenen Zähnen vermochte sie ihr Bein aus seiner misslichen Lage zu befreien. Wieder konnte sie nicht erkennen, ob ihre Augen geöffnet waren oder nicht. Völlige Dunkelheit umgab sie. Ihre Hände wanderten an der Uniform hinab, bis sie die Tasche mit den Leuchtstäben erreichten. Sie zerbrach den Glaskolben im Inneren und schüttelte das Knicklicht, wie Angel es ihr erklärt hatte. Kurz darauf hüllte sie ein schummriges, grünes Licht ein. Fast erwartete sie, um sich herum blutrünstige Monster zu entdecken, doch nichts dergleichen geschah. Sie befand sich in einem rechteckigen Müllcontainer und war auf den verfaulten Resten des Basisabfalls weich gelandet. Nun verstand sie auch, warum ihr Geruchssinn völlig kapituliert hatte und sich ihre Nase so verstopft anfühlte. Sie krallte sich mit beiden Händen an der Containerwand fest und wollte sich daran hochziehen, aber schon bei der geringsten Kraftanstrengung rächte sich ihr geschundener Rücken für die holprige Reise in die Tiefe und ließ sie jede Unebenheit des Müllschachts zehnfach spüren. Wieder musste sie die Zähne bis zum Äußersten zusammenbeißen, nur um einen ersten Blick aus ihrem stinkenden Landeplatz zu werfen. Gut fünf Meter trennten sie von einem stabilen Eisentor, in das eine normale Tür eingebaut worden war. Um sie herum befanden sich sieben weitere Müllcontainer, vier davon zugedeckt und zusammengekettet. Das Mädchen schluckte schwer, als sie sich an den Plan erinnerte, den sie mit Angel durchgegangen war. Ihr unkontrollierter Fall hatte sie in die Müllverarbeitungsanlage auf Ebene achtundzwanzig verschlagen – die tiefste Etage der Basis. Sie versuchte nach ihrem Headset zu greifen, doch es war nicht mehr da. Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck überwand sie sich, den Müll unter ihren Füßen zu durchwühlen, bis sie es nach ein paar Minuten endlich gefunden hatte. Sie flüsterte Angels Namen, dann rief sie das gesamte Team, aber bis auf ein statisches Rauschen kam kein Geräusch aus dem Ohrstöpsel.
Plötzlich traf es sie wie ein Blitz – sie war allein! Allein auf der untersten Ebene einer militärischen Forschungseinrichtung für biologische Waffen, zusammen mit Monstern, die bereits zwei ausgebildete Ranger-Teams auf dem Gewissen hatten! Außerdem verfügte sie nicht länger über ihr Gewehr, nur noch ihre Pistole mit den beiden Ersatzmagazinen und eine Handgranate. Die Verzweiflung spiegelte sich im grünen Licht ihrer Augen, als
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