Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
nach wie vor dank der unsanften Landung im Müllcontainer, so dass sie ohnehin alle paar Minuten eine Pause brauchte. Hin und wieder glaubte sie Pfoten zu hören, die sie für kurze Zeit verfolgten und dann im Nichts verschwanden.
»Sagt mal, hört ihr das auch?«, flüsterte Cassidy, nachdem sie den Behelfsweg hinter sich gelassen hatten und durch die Laborkomplexe schlichen. Sharon und Jason stoppten gleichzeitig und sahen sich einander sprachlos an. Ihre Blicke verrieten, dass sie insgeheim gehofft hatten, sich das Getapse nur eingebildet zu haben. Misstrauisch musterten sie den dunklen Korridor hinter sich, aus dem die Laute ihnen ständig nachzustellen schienen. Die zierliche Professorin schluckte ängstlich und klammerte sich an ihre Maschinenpistole. Im selben Moment verstummten die Verfolger und eine unheimliche Stille legte sich wie ein dichter Nebel über die Gruppe. Jason leuchtete den Gang mit der kleinen Taschenlampe an seiner Schrotflinte ab, erkannte aber nur die unbeweglichen Schatten der Türen und Schränke, die sie hinter sich gelassen hatten und von denen ununterbrochen Schmelzwasser heruntertropfte. Mit einem unbedarften Schulterzucken antwortete er auf Cassidys Frage, doch das Mädchen gab sich damit nicht zufrieden und tippte auf die beiden Signalfackeln an seinem Gürtel. Mit einem Seufzen schlug er einen der Magnesiumstäbe an, der daraufhin den Korridor gut zwanzig Meter weit in ein rot flackerndes Licht tauchte. Wieder erkannten sie nicht das Geringste, aber nachdem der schroffe Ranger die Fackel in den Gang hinein geschleudert hatte, heulten ihre Verfolger durch die plötzliche Blendung und den beißenden Rauch auf. Ein halbes dutzend funkelnder Augenpaare hetzten auf einmal nur wenige Labortüren entfernt auf sie zu.
»WEG HIER!«, schrie Sharon ihren Kameraden zu, die bereits blind in den Tunnel feuerten. Sie selbst lief auf der Suche nach einem Fluchtweg voraus, doch die unteren Etagen glichen sich wie ein Ei dem anderen und entsprechend planlos stürmten die drei durch die Gänge und Korridore, bis sie ein großes, offen stehendes Stahltor fanden, dessen Kontrolltafel seine Funktionstüchtigkeit mit grünen Leuchtdioden anzeigte. Kaum hatten die anderen die Tür passiert, hämmerte Sharon wie wahnsinnig auf den Notschalter, der das Feuerschutzschott in Sekundenschnelle auf den glänzenden Metallboden krachen ließ.
»Verdammt nochmal!«, fluchte Jason und hielt weiterhin seine Schrotflinte auf die Tür gerichtet, an der die Wölfe bereits im Blutrausch emporsprangen und ein markerschütterndes Heulkonzert veranstalteten. »Wie lange haben uns diese Mistviecher schon verfolgt?«
Cassidy keuchte vor Erschöpfung und musste sich auf ihren Knien abstützen, um nicht völlig zusammenzubrechen. Sie versuchte ihm zu antworten, doch der Schmerz ihres Oberschenkels übermannte sie und ließ ihre Worte im Halse steckenbleiben. Schnaufend blickte sie zu Sharon und tippte auf ihr Handgelenk, um nach der verbleibenden Zeit zu fragen. Noch zwei Stunden und dreizehn Minuten, bis der Hauptcomputer sie für immer in dieser Hölle einschließen würde. Sie mussten schnellstens einen alternativen Fluchtweg finden!
Bei einer ersten Inspektion der Umgebung lief ihnen ein kalter Schauer über den Rücken. An den Wänden stapelten sich dutzende kleiner Hundezwinger, einige davon gefüllt mit längst verwesten Kadavern, an anderen klebten vertrocknetes Blut und unidentifizierbare Fleischfetzen. Eine Phalanx aus Labortischen durchzog den ganzen Raum, die meisten bedeckt mit Glassplittern ehemaliger Experimentierausrüstungen. Die noch immer funktionstüchtige, gelegentlich flackernde Neonröhrenbeleuchtung hielt sich am eigenen Stromkabel an der Decke und spendete grelles, weißes Licht, so dass der Gruppe zunächst die Augen schmerzten und es ein paar Augenblicke dauerte, bevor sie den Rest der Anlage untersuchen konnten.
An den Wänden standen verschiedenste wissenschaftliche Geräte, die Sharon als Werkzeuge zur biochemischen Forschung identifizierte. Während Cassidy und Jason nach einem Ausgang suchten, hatte ihre Neugier bereits die Oberhand gewonnen und sie überflog die vielen Datenpads und Laborprotokolle, die überall herumlagen. Alle Unterlagen in diesem Labor trugen die Überschrift „Projekt Neozoon“ und schienen sich ausschließlich mit den Genen und der Aufzucht von Wölfen zu beschäftigen. Die junge Frau, die mit ihrem kleinen, runden Kopf und ihrer zierlichen Brille auf einmal wie
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