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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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...«, murmelte Jenny und prüfte die handgeschriebenen Etiketten. »Die eine hier stammt aus Crow‘s Nest. Das ist ein Dorf weit im Süden, in den Bergen. Die andere aus der Provinz von Isis. Was die Pumpen von Alexandria nicht leisten können, müssen wir importieren. Meistens von irgendwelchen Oasen oder Gebieten mit unterirdischen Wasseradern.« Sie griff wieder an ihren Lenker und schob das Fahrrad weiter über den Markt. »Wo habt ihr denn euer Wasser herbekommen?«
    »Aus einem Brunnen im Zentrum unserer Siedlung«, erklärte Cassidy. »Aber den mussten wir jedes Jahr tiefer graben.«
    Jenny nickte. »Unsere Versorgung wird auch jedes Jahr schwieriger und vor allem teurer. Ohne die imperiale Unterstützung würde sich Alexandria keine vier Wochen selbst finanzieren können.«
    Cassidy verstand nicht ganz, wovon die Studentin redete, nickte aber dennoch bestätigend zurück.
    »Wie wär‘s mit einer Kette für dich?«, schlug Jenny auf einmal vor und stellte ihr Rad neben einem Stand mit kleinen Holzfiguren, silbern glänzenden Anhängern und ähnlichem Schmuck ab. An den Seiten hingen ein paar sehr schöne Zeichnungen der Stadt und handgemalte Porträts der Bacchae. Sie nahm ein Amulett von der Stange und zeigte es Cassidy. »Herrin Jade höchstpersönlich!«, sagte Jenny und deutete auf die eingestanzte Eule. »Das sind nur Souvenirs«, erklärte sie weiter. »Viele Kinder basteln oder schnitzen kleine Andenken in ihrer Freizeit. Der Erlös wird den Bacchae gespendet.« Sie hängte die Kette zurück und nahm sich stattdessen ein Amulett mit eingestanzter Spinne. »Oder möchtest du lieber Scarlet sein? Die Schwarze Witwe ist ihr Symbol.« Dabei hielt Jenny sich auf einmal die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen. »Wenn du mit dem Ding bei Jade auftauchst, wird sie garantiert die Wände hochgehen.«
    »Ich weiß nicht«, murrte Cassidy beim Betrachten des Souvenirstands. »Angel erklärt mich für verrückt, wenn ich eins davon kaufe.«
    »Wer ist denn Angel?«
    »Meine ...« Cassidy blieben die Worte im Halse stecken. Noch nie war sie direkt nach Angel gefragt worden. Sie als ihre beste Freundin zu bezeichnen, könnte von Jenny falsch interpretiert werden, daher entschied sie, sich auf die sachliche Ebene zu beschränken. »Sie ist meine Ausbilderin und seit kurzem General der Ranger.«
    »Oh ...«, erwiderte Jenny knapp. »Und die steht wohl nicht auf Schmuck?«
    »Als ich beim letzten Mal eine Kette gefunden hab, meinte sie dazu, dass ich nicht mal einen Becher Wasser dafür kriegen würde.«
    »Verstehe.« Jenny gab den Spinnenanhänger zurück. »Vielleicht warten wir noch ein bisschen, bevor wir dieser Angel einen Kulturschock verpassen.«
    Sie klappte ihren Fahrradständer wieder ein und machte sich mit Cassidy auf den Heimweg. Das Fleisch fürs Abendessen durfte nicht allzu lange in der Sonne stehen und Hunger bekamen sie allmählich auch.
     
    ***
     
    »Und? Haben wir alles korrekt nachgebaut?«, fragte Colonel Grant am Ende ihrer Besichtigungstour der Festungsattrappe.
    »Im Groben kommt‘s hin«, brummte Dog etwas geistesabwesend. Er verspürte ein seltsames Gefühl von Heimweh, während er durch die Gefängniszellen stampfte; auch wenn es nur billige Imitate aus einer Menge Pappe und ungleichen Metallgittern waren. Die Atmosphäre stimmte. Kaum ein Lichtstrahl, der nicht von Stahlstreben zerschnitten wurde. Alles wirkte dunkel und schummrig. Ganz wie im Original. Als Eric ihn im Zuge der Gefängnisrevolte in eine dieser Zellen eingesperrt hatte, hielt Dog es für die Hölle auf Erden. Die ausgebrochenen Insassen hatten gerade erst seinen Vater auf dem Hof aufgehängt und schlachteten nun in ihrem Blutrausch einen Wärter nach dem anderen ab. Dabei stürzten sie sich auch auf die angrenzende Kleinstadt, in der die Angestellten des Knasts lebten. Kaum jemand war ihnen entkommen.
    Als der Aufstand beendet war und sich der Staub gelegt hatte, entließ Eric ihn als neuer Anführer der Vultures und befahl dem damals dreizehnjährigen Dog, nicht von seiner Seite zu weichen. Es mussten erst einige Wochen vergehen, bis er Eric kein Messer mehr in den Rücken rammen wollte und verstand, dass er ihn zu seinem eigenen Schutz in den Hochsicherheitstrakt gesperrt hatte. Das Charisma des Riesen mit seiner blonden Lockenmähne und seine furchteinflößende Aura der Macht ließ binnen eines Jahres eine Vater-Sohn-Beziehung zwischen ihnen entstehen; zumal sich sein leiblicher Vater kaum um ihn

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