Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
werden es ihnen sagen«, bestätigte Jade. »Die gehen sicher davon aus, dass ich Unterstützung aus Arnac anfordere.«
Angel nickte zuversichtlich. »Gut. Das können wir gegen sie benutzen. Hoffen wir, dass Dog die Klappe hält.«
***
»Was zum Henker war da draußen los?«, rief eine dumpfe Männerstimme aus dem Nebenraum.
Dog riss die Augen auf und wehte die letzten Überbleibsel seiner Ohnmacht hinfort. Er befand sich in einem rostigen Käfig, der ihn an die Hundezwinger der Vulturefestung erinnerte, in denen Sklaven gehalten wurden. Seine Ohren fühlten sich feucht an und bei einem Kontrollgriff spürte er sein eigenes Blut. Es war nur teilweise geronnen, also konnte die Schlacht noch nicht lange zurückliegen. Zwei Prätorianer teilten seine Zelle. Beide rieben sich ebenfalls die Ohren, um das unaufhörliche Klingeln loszuwerden. Eine Gittertür weiter hockte Cassidy neben einer harten Holzpritsche, auf der C.T. bewusstlos lag.
»Hey!«, brüllte Dog. »Wo habt ihr uns hingebracht?«
»Ist doch völlig egal!«, erwiderte eine etwas ruhigere, selbstbewusstere Männerstimme aus dem Nebenraum. »Die haben uns gefunden. Zeit, euren Teil des Pakts einzulösen. Wir überqueren den Pass. Heute Nacht!«
Einen Augenblick später flog die Tür auf und ein großer Mann mit zotteliger Mähne und wochenlang gewachsenem Bart stampfte auf die Käfige zu. Sein halbnackter Oberkörper wurde von einer lockerhängenden Weste aus Tierfellen bedeckt; vermutlich Bär oder Wolf. Anders als die Vultures mit ihrer schwarzen Lederkleidung wirkte er damit wahrlich wie ein Barbar aus dem Altertum.
»Wer von euch hat das Kommando?«, raunte er die Prätorianer an. Dabei ignorierte er Cassidy und Dog vollkommen.
»Lance Sergeant Rodney Farradye, erstes prätorianisches Regiment, Sigma Lanze«, antwortete einer und stand dazu sogar auf.
»Bist du übergeschnappt?«, knurrte Dog. »Wir wissen doch nicht mal, wer die sind!«
»Er nennt sich Ivar. Tyr des Noatun-Stamms«, belehrte ihn Farradye. »Einer der Kommandeure von Ragnarök, Veteran beider Kriege gegen das Imperium und bekannt für sein unersättliches Verlangen nach sicariianischem Honigwein.«
Der Ragnar grinste gehässig, als der Prätorianer seine halbe Lebensgeschichte vortrug. »Ein Lance Sergeant, eh?«, brummte er mit tiefer Stimme. »Und wer ist dein Kumpel?«
»Lance Corporal Hans Millington«, identifizierte sich der zweite Prätorianer.
Ivar rümpfte die Nase, als sei er enttäuscht, dass ihm nur zwei einfache Soldaten in die Falle getappt waren. »Wo steckt euer Commander?«
»Ermordet. Von euch.«
»Ermordet!?«, erwiderte Ivar in einem gespielten Anflug von Entsetzen. »Ihr habt versucht, uns in einen Hinterhalt zu locken!«
»Wir befinden uns auf imperialem Territorium«, entgegnete Farradye monoton. Er ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
»Die Grenze ist eine Farce! Wie viele von euren Bacchae treiben sich in diesem Moment mit ihrem Gesindel bei uns herum, hä!?«
Farradye schwieg und setzte sich wieder zu seinem Kameraden.
»Hmph«, grunzte Ivar hervor und spuckte auf den Boden. »Das hab ich mir gedacht.« Er wendete sich ab und stiefelte breitbeinig zur Tür.
»Jade«, rief ihm Farradye nach.
»Was?«
»Jade führt unsere Lanze. Ihr wärt gut beraten, bei Sonnenuntergang zu verschwinden, oder sie wird keinen von euch am Leben lassen.«
»Mach dich nicht lächerlich, Bursche!«, lachte Ivar. Er war gut zwanzig Jahre älter als Farradye. »Die Zigeunerin würde uns nie ohne Unterstützung angreifen. Wahrscheinlich ist sie schon längst abgehauen und hat euch im Stich gelassen. Wenn sie in einer Woche wieder da ist, sind wir verschwunden und werden alle Zeit der Welt haben, uns alte Kriegsgeschichten zu erzählen!«
Er verließ den Zellentrakt und schlug die Tür hinter sich zu.
»Tolle Vorstellung«, sagte Dog. »Plant ihr so euren Ausbruch?«
»Ausbruch?«, wunderte sich Farradye und sah seinen Kameraden an, der ebenso fragend mit den Schultern zuckte. »Wir haben nicht vor zu flüchten.«
»Hat euch der verdammte Truck das Hirn weich geklingelt oder was?«
»Ivar hat Recht«, ächzte C.T. aus der Nachbarzelle. Dank Cassidys Fürsorge war sie wieder erwacht und hatte den letzten Teil des Gesprächs mit angehört. »Wenn Jade das Gefecht überlebt hat, ist sie inzwischen auf dem Weg nach Arnac. Dort wird sie das Kommando über die örtlichen Truppen übernehmen und anschließend Jacksonville sichern. Wenn den Ragnars die
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