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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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schmuddeliges Zigeunermädchen mit ewig zerzausten Haaren und aufbrausenden Manieren einfach nicht.
    Ihre Haare hatte Jade inzwischen gebändigt, ihren Adelsgang jahrelang mit einem Stapel Büchern auf dem Kopf geübt, aber ihre tiefe Abneigung gegenüber Scarlet nie verloren. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten boshaft im Licht der Feuerstelle, als sie nach Einbruch der Dunkelheit davon erzählte.
    Spät in der Nacht, als der Vollmond bereits die Straßen von Alexandria erleuchtete, weckte Sydney sie auf den Stufen und führte Jade in ihre neue Unterkunft. Den Bacchae standen abgeschiedene Apartmenthäuser hinter dem Tempel zur Verfügung, die für sie ein Leben lang als Refugium dienten.
    In den nächsten Jahren wich sie Sydney kaum von der Seite. Gemeinsam bekämpften sie aufkommende Gangs, untersuchten Diebstähle oder Morde, bei denen die örtlichen Milizen zu keinem Ergebnis kamen, und unterstützten die Legionen bei ihren Feldzügen. Dabei spürte Jade, wie sie am liebsten mitten im Geschehen war, sei es an vorderster Front mit den Prätorianern oder bei der einsamen Suche nach Anhaltspunkten eines Verbrechens. Darum folgte sie dem Beispiel ihrer Mentorin, lernte den Schwertkampf und wählte zusätzlich eine halbautomatische Schrotflinte als Schusswaffe. Sie hatte Talent zum Kommandieren, doch sie liebte den Adrenalinkick, wenn sie dem Feind Auge in Auge gegenüberstand.
    Ihr Führungsstil war nicht unumstritten, da sie das Wohl des Imperiums immer über das Schicksal des Einzelnen stellte. Das endete gelegentlich mit Todesfällen in den eigenen Reihen. Wie in Eagle Village, als sie einen Legionär erstach, um sich mit Angel duellieren zu können. Es war diese Eigenschaft, die ihr vor sechs Jahren zum Verhängnis geworden war.
     
    ***
     
Das Holz knisterte gemütlich im Lagerfeuer, als Jade gedankenversunken ein Stück Ziegenfleisch an einem Spieß über den Flammen drehte. Bis zu diesem Zeitpunkt war es ihr nicht schwergefallen, von der Vergangenheit zu erzählen, wenn man von gelegentlichen Zwischenrufen ihres Onkels absah. Jacob machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Sicarii mit ihrem unbändigen Expansionsdrang, ihrem Sklavenhandel und ihren strengen Gesetzen. Er wusste, dass Jades Status als Bacchae ihre gesamte Familie vor etwaiger Verfolgung schützte. Tijana fügte jedoch hinzu, dass er sich in der Öffentlichkeit zurückhielt, um seiner Nichte nicht in den Rücken zu fallen.
    Kenan war inzwischen zurückgekehrt und hatte sich an das Lagerfeuer gesetzt. Der Sechzehnjährige hatte die Schule von Alexandria vor sechs Monaten verlassen, um seinen Eltern bei der schweren Arbeit zu helfen. Stumm ließ er sich von Jade den fertig gerösteten Ziegenspieß reichen und setzte sich in den Schatten am Rande der Jurte.
    »Was ist denn nun mit deinen Geschwistern passiert?«, murrte Dog ungeduldig, nachdem sie eine Viertelstunde geschwiegen hatte. Cassidy brannte ebenfalls darauf, die Geheimnisse von Angels heimlicher Erzfeindin zu erfahren, auch wenn sie die Frage niemals so direkt und taktlos hinausposaunt hätte.
    Jade warf dem Hünen einen giftigen Blick zu. Ihm wollte sie die Geschichte überhaupt nicht erzählen. Er war nur Mittel zum Zweck. Genau wie Johnny brauchte sie ihn lediglich, um an Angel heranzukommen. In Cassidy hingegen sah sie Potential und verstand, dass sie der naiven Teenagerin ein paar ihrer Vorurteile und Illusionen nehmen musste, um es nutzen zu können.
    »Sie wurden umgebracht, während ich meinen ersten eigenen Auftrag durchgeführt habe«, presste sie zwischen ihren Lippen hervor.
    Zum ersten Mal schien es Cassidy, als musste Jade nach den richtigen Worten suchen. Sie erzählte von einer Provinz namens Nerun, einem verhältnismäßig kleinen Fleckchen Erde, dessen fruchtbares Land von lebensfeindlichen Wüsten umgeben war. In ihrer Abgeschiedenheit hatte sich unbemerkt vom Rest der Welt eine größere Gesellschaft entwickeln können. Die meisten Gangs wagten die riskante Reise durch den Todesstreifen nicht und die wenigen, die es doch versuchten, scheiterten häufig an stümperhafter Logistik und dem daraus resultierenden Tod aus Wassermangel.
    Während die Legion bereits Planungen für eine großangelegte Invasion erstellte, unterbreiteten die Gesandten des Imperiums Nerun ein Angebot, sich freiwillig dem Reich anzuschließen. Jade gab zu, dass derartige Botschaften selten ohne Vorbehalt angenommen wurden. Zur Überraschung des Senats akzeptierten die Bewohner unter der

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