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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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Schachtel Zündhölzer. Das Blinken des Signallämpchens tauchte ihr Treiben einmal pro Sekunde in einen schwachen Rotglanz. Es geht hier zu wie in einer Geisterbahn, dachte sie. Und draußen lauern die Schreckgespenster.
    Aus dem Rumpeln im Holz wurde ein schrilles Kreischen. Es kam aus Höhe des Schlosses. Durch die Wohnungstüre drangen nun auch andere Geräusche: das surrende Öffnen der Fahrstuhltür, dann laute Männerstimmen. Obwohl bereits die ersten kleinen Wölkchen von den Aluminiumbällen am Boden aufstiegen, beugte sich Sassie noch einmal zum Türspion.
    Der Treppenhausflur hatte sich gefüllt. Vier Menschen drängelten sich auf engem Raum. Insgeheim hatte sie gehofft, die Alarmzentrale würde den Kerl im Harris-Tweed vorbeischicken, um seiner Klientin die Leviten zu lesen. Aber nein, es waren gewöhnliche Polizisten in gewöhnlichen Uniformen gesandt worden, und sie hatten Pech. Statt auf das ausgezehrte Fräulein Linné trafen sie auf einen Riesen und eine Hexe.
    Der Rauch stieg mittlerweile dicht an ihr empor, die Luft in den Lungen wurde ihr knapp. Sie sah noch, dass ein Rücken gewaltigen Ausmaßes sich vor einen der schwarz Uniformierten schob, bekam auch mit, wie dieser mit seinem Oberkörper plötzlich gegen die lindgrüne Wand neben dem Aufzug prallte, ihm seine Schiffchenmütze vom Kopf aufstieg und eine Fontäne Blut aus der Nase schoss, gleichzeitig die Schwarzhaarige ihrem viel größeren Gegenüber in den Unterleib trat – mit Wucht und Schnelligkeit geschah das, die Schmerzensschreie des Polizisten waren sicher bis zum Parterre zu hören. Klein, aber gemein, dachte Sassie, bevor sie ihren Beobachtungsposten verließ, denn die Luft zum Atmen war verbraucht. Zeit abzuhauen.
    Sie sammelte Holzapfel und Myrbäck im mehr und mehr verräucherten Flur ein, dirigierte sie in ihr Zimmer und zog sie auf den Balkon. Zwischen den Lücken der Uferbäume des Nynäsviken hatten sie Aussicht auf ein paar Ostseetupfer, sie sahen auf die Kirchturmspitze des Städtchens und die schlanken Wipfel zweier Birken.
    – Sind wir Vögel?, schrie Holzapfel.
    – Ja, sollen wir ins Geäst fliegen?, fragte Myrbäck. Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen.
    Sassie lupfte den Kunstrasenstreifen, den Heidi hier ausgelegt hatte, an seinem Rand empor. Stolz deutete sie auf die Stahlplatte, die im Betonboden zum Vorschein kam. Sie ließ sich mühelos aufklappen.
    Es war eine Freude, in die Gesichter der Männer zu blicken. Auf einen Schlag begriffen sie, dass sich ihnen ein Fluchtweg auftat. Hektisch ließen sie Reisetaschen, Beutel und Tüten durch das Ausstiegsloch ein Stockwerk tiefer fallen. Sassie ging in die Hocke und löste die rostige Arretierung der Metallleiter. Scheppernd rutschte sie auf den Balkon des fünften Stocks.
    Sie blickte zurück in die Wohnung. Im Flur wirbelten die ersten Rußflocken mit dem Rauch durch die Luft. Vielleicht hatte Holzapfel die Rauchbomben zu nahe an der Garderobe entzündet. Vielleicht hatte er, um den Brand anzufeuern, zu viele Eierkartons zwischen die Bälle gegeben. Was würde Heidi sagen?
    Mit Holzapfels Hilfe wuchtete sie den Kaninchenkäfig vor die Balkontüre. Die Tiere starrten sie mit schwarzen glänzenden Augen, die wie Glaskugeln aussahen, an. Sie spürte, wie ihr schwindelte, sobald sie den Kopf bewegte. Wieder mal vollgedröhnt, sagte sie sich, wieder mal zur falschen Zeit. Ich kann mit dem Zeugs nicht umgehen.
    Sie reichte gerade ihre Tasche an Myrbäck, der schon bis zur Brust im Abstiegsloch verschwunden war, als direkt hinter ihr ein Düsentriebwerk aufdröhnte, so jedenfalls klang es.
    Sie sah zu dabei, wie im Flur eine dicke gelbe Wolke aufquoll und, begleitet von einem erschreckend lauten Zischen, an die Decke stieg, ein Rauchpilz, in dem Fetzen von Aluminiumfolie umherflatterten. Ein mit der aufbrechenden Wohnungstüre einströmender Luftschwall hatte in der Schüssel mit den Rauchbomben ein Feuerwerk entfacht.
    Die Rauchwand schob sich durch die Tür ihres Zimmers und nahm ihr die Sicht auf jene Dramen, die sich im Flur jetzt abspielen mochten. Mit den Füßen voran tastete sie nach einer Leitersprosse, als ein weiteres Knallen sie noch einmal aufblicken ließ.
    Eine schwarze Hand wirbelte durch den gelblichen Rauch, klatschte rotierend gegen die Scheibe zum Balkon und sackte schwer zwischen die Töpfe mit Heidis winterharten Freiland-Opuntien auf der Blumenbank.
    Vor Schreck ließ sie die Luke über ihrem Kopf zufallen, sagte sich aber sogleich, dass es

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