Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
Vom Netzwerk:
Zeigefinger seiner linken Hand griff er in die Tasse und steckte sich ein paar der Kerne in den Mund.
    – Ich habe Grüße auszurichten, sagte er kauend.
    – Wo ist meine Schwester?, fragte Holzapfel.
    Der Mann antwortete nicht. Stattdessen blinzelte er Jan mit großen blauen Augen an. Er sagte:
    – Grüße von Erkki.
    – Wer ist Erkki?, fragte Sassie.
    – Erkki Sattajärvi ist ein gutmütiger Mensch. Er kann damit leben, wenn ihm sein nagelneues Auto abgenommen wird. Er ist im Reinen damit, einen Anzug von Zegna in die Reinigung spedieren zu müssen. Denn anschließend macht er sich quitt. Mit euch.
    Myrbäck spürte ein Jucken auf der Kopfhaut. Das kann doch nicht wahr sein, dachte er, wie haben die uns gefunden?
    – Erkki ist ein Mensch, der mit sich reden lässt.
    – Jukki? Erkki?, fragte Holzapfel. Und Perkki, tritt der auch noch auf? Rukki? Zukki?
    Der Mann schwieg. Er starrte böse.
    – Erkki ist doch kein Name. Holzapfel ließ keine Ruhe. Erkki darf man heißen, wenn man eine Zirkusrobbe ist. Aber du? Woher kommst du überhaupt?
    – Die Fragen stelle ich hier, antwortete Jukki.
    Myrbäck fiel auf, wie warm es in der Küche war. Der Fremde hatte nicht nur den Kamin angefeuert, sondern auch sämtliche Herdplatten angeschaltet. Sie glühten. Myrbäck trat vor, um sie auszuschalten. Der Mann hielt ihn nicht zurück. Das gab ihm Mut, mit unverhohlener Wut zu fragen:
    – Anzugreinigung? Was quatschst du eigentlich?
    Juhani lächelte. Unvermittelt schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. Eine Ketchupflasche kippte und fiel, der Salzstreuer hüpfte, sie alle zuckten zusammen.
    – Ich rede von den zwei Idioten, die es sich angemaßt haben, meinem Boss seinen Dodge Ram 1500 Laramie wegzunehmen. Sein Lieblingsspielzeug. Und jetzt kommt’s: Vor den Augen seiner Frau!
    Wie an einem Seil in der Turnhalle hangelte sich die Wut des Mannes von Satz zu Satz ein Stückchen höher. Jetzt brüllte er sie an.
    – Seine Frau sah dabei zu, wie er von euch gedemütigt wurde. Genagelt wurde. Auf seiner eigenen Motorhaube!
    – Genagelt?, fragte Myrbäck beschwichtigend. Wie kommst du auf so eine perverse Idee?
    – Du willst schon wieder jemanden verarschen, meinte Jukki. Wütend starrte er Myrbäck an.
    Myrbäck sah schnell weg. Jetzt bloß kein Blickduell, dachte er. Er war erleichtert, als Holzapfel vortrat und fragte:
    – Wo ist meine Schwester? Du Schwein. Was hast du mir ihr gemacht?
    – Das Kopfweh plagt sie. Sie hat sich zur Ruhe begeben. Er spielte eine mitfühlende Miene und blickte zur Decke auf.
    Holzapfel machte Anstalten, aus dem Zimmer zu stürmen.
    – Ah ah, sagte der Mann. Er schüttelte den Kopf und reckte seinen Zeigefinger. Hiergeblieben. Das mit dem Schwein überhöre ich.
    Was hält uns davon ab, diesen Kerl niederzuringen?, überlegte Myrbäck. Sie waren schließlich zu dritt. Vergebens suchte er Kontakt zu Jan.
    Juhani spuckte die Schale eines Sonnenblumenkerns auf den Tisch. Mit einem feuchten Klacken hüpfte sie über das Schachbrettmuster des Plastiktuchs und stürzte über den Rand. Myrbäck lauschte vergeblich auf das Geräusch ihres Aufpralls.
    – Wer bist du?, fragte Holzapfel. Der Capo di tutti capi?
    – Das ist Erkki. Erkki, der Finne. Erkki aus Karkkila.
    Er drückt sich seltsam aus, fand Myrbäck, und er spricht zu langsam. So, als habe er es mit Idioten zu tun. Gut möglich, dass sogar Holzapfel seine Worte verstand. Er hatte in letzter Zeit enorme Fortschritte im Schwedischen gemacht.
    – Was schlagt ihr also vor?, fragte Jukki leise. Er ließ seinen Blick zwischen ihnen wandern.
    – Hast du was mit dem Kaninchen zu tun?, fragte Sassie.
    – Schlaues Mädchen. Er griff in seine rechte Jackentasche und zog ein Teppichmesser hervor. Er legte es auf den Tisch. Es war eines der schweren Modelle, wie ordentliche Handwerker sie bei sich trugen.
    – Ich mag keine Kaninchen, sagte er. Wisst ihr, woran sie mich erinnern? An Babys, die nackt auf dem Wickeltisch liegen und alle viere von sich strecken. Die sehen aus wie gehäutete Kaninchen, genau so.
    Der Mann erhob sich, ging vor zum Fenster, zündete eine verstaubte Kerze mit seinem Feuerzeug an, ließ ihr Licht aufflackern und trat zum Tisch zurück. Er zog sein linkes Bein nach, kaum merklich zwar, unübersehbar jedoch für den Fortbewegungsfachmann Myrbäck.
    – Ich sag euch, was passiert, wenn ihr nicht jede einzelne Krone an Erkki Sattajärvi zurückzahlt. Er wird einen Teppichschneider nehmen und euch die Nasen

Weitere Kostenlose Bücher