Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
sie es nicht mehr geschafft, aufzuräumen, und Patrik musste sich seinen Weg durch die Spielsachen bahnen, die auf dem Fußboden verstreut lagen.
»Schläft Ebba?« Er setzte sich neben sie.
»Ja, sie ist schon gegen acht ins Bett gegangen. Sie wirkte vollkommen erschöpft.«
»Kein Wunder.« Patrik legte die Füße auf den Wohnzimmertisch. »Was läuft da?«
»Letterman.«
»Wer ist heute zu Gast?«
»Megan Fox.«
»Oh …« Patrik sank tiefer in die Sofakissen.
»Willst du dich etwa mit Phantasien über Megan Fox in Stimmung bringen? Deine arme Ehefrau muss das dann später ausbaden.«
»Ganz genau.« Er schmiegte sein Gesicht an ihren Hals.
Erica schob ihn weg. »Wie ist es auf Valö gelaufen?«
Patrik seufzte. »Schlecht. Wir haben einen Großteil der Insel durchsucht, bevor es dunkel wurde, und bekamen eine halbe Stunde, nachdem ihr weg wart, Verstärkung von Torbjörn und seinen Männern, aber wir haben nichts gefunden.«
»Nichts?« Erica griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton leiser.
»Nein, der Schütze hat keinerlei Spuren hinterlassen. Wahrscheinlich hat er oder sie die Waffe ins Wasser geworfen, aber vielleicht können wir anhand der Geschosse etwas herausfinden. Torbjörn hat sie zur Analyse geschickt.«
»Von was für einer Karte hat Mårten gesprochen?«
Patrik antwortete nicht sofort. Es war eine Gratwanderung. Er durfte seiner Frau nicht zu viel von den laufenden Ermittlungsarbeiten erzählen, aber andererseits hatte Ericas Recherchegeschick ihnen schon oft geholfen. Er fasste einen Entschluss.
»Ebba hat ihr Leben lang zum Geburtstag eine Karte von jemandem bekommen, der sich ›G‹ nennt. Der Inhalt war nie aggressiv. Bis jetzt. Mårten kam heute in die Dienststelle und zeigte uns eine, die mit der Post gekommen ist. Sie hatte eine vollkommen andere Botschaft als die früheren Karten.«
»Ihr vermutet also, dass die Person, die Ebba die Karten schickt, auch hinter den Vorfällen auf Valö steckt?«
»Im Moment vermuten wir gar nichts, aber wir müssen uns das zweifellos genauer ansehen. Ich werde morgen mit Paula zu Ebbas Adoptiveltern nach Göteborg fahren. Du weißt ja, Gösta kann nicht so gut mit Leuten umgehen, und Paula hat mich bekniet, sie ein bisschen mitarbeiten zu lassen. Anscheinend fällt ihr zu Hause die Decke auf den Kopf.«
»Pass bloß auf, dass sie sich nicht übernimmt. Man überschätzt leicht die eigenen Kräfte.«
»Was bist du nur für eine Glucke«, lächelte Patrik. »Ich habe schon zwei Schwangerschaften miterlebt und bin also auf diesem Gebiet nicht ganz unerfahren.«
»Da muss ich etwas klarstellen. Nicht du hast zwei Schwangerschaften erlebt. Soweit ich mich erinnern kann, hattest du keine Symphysenlockerung, keine geschwollenen Knöchel, kein Kribbeln in den Beinen und kein Sodbrennen und hast auch keine zwanzigstündige Entbindung und keinen Kaiserschnitt hinter dir.«
»Okay, ich hab’s kapiert.« Patrik hob abwehrend die Hände. »Ich verspreche trotzdem, auf Paula achtzugeben. Mellberg würde mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustieße. Man kann über ihn sagen, was man will, aber für seine Familie würde er durchs Feuer gehen.«
Als der Abspann von Letterman kam, schaltete Erica um. »Was macht Mårten eigentlich da draußen? Warum wollte er unbedingt dableiben?«
»Keine Ahnung. Ich habe ihn äußerst ungern dort zurückgelassen. Ich habe so das Gefühl, dass er gerade innerlich zugrunde geht. Er macht einen ruhigen Eindruck und nimmt alles seltsam gleichmütig hin, aber er erinnert mich an diese Zeichnung von der Ente, die entspannt über die Wasseroberfläche gleitet, während sich ihre Füße unter Wasser in einem Affenzahn bewegen. Verstehst du mich, oder rede ich wirres Zeug?«
»Nein, ich weiß genau, was du meinst.«
Erica zappte weiter. Schließlich entschied sie sich für »Fang des Lebens – Der gefährlichste Job Alaskas« auf dem Discovery Channel und sah sich teilnahmslos an, wie Männer in Gummianzügen bei Wahnsinnswetter Körbe voll spinnenähnlicher Krabben aus dem Wasser zogen.
»Nehmt ihr Ebba morgen mit?«
»Ich halte es für klüger, wenn wir uns allein mit ihren Eltern unterhalten. Paula kommt morgen früh um neun hierher, wir fahren also mit dem Volvo nach Göteborg.«
»Gut, dann kann ich Ebba das Material zeigen, das ich gesammelt habe.«
»Das habe ich ja auch noch nicht gesehen. Ist etwas davon für unsere Ermittlungen von Bedeutung?«
Erica überlegte eine Weile, dann schüttelte sie den
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