Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
Anna das Boot aus dem Hafen manövriert hatte, hielt sie ihr Gesicht in die Sonne. Urlaub von Mann und Kindern zu haben erfüllte sie mit einem überraschenden Gefühl von Freiheit. Da bei ihrem eigenen Boot der Tank leer war, hatte sie sich das von Erica und Patrik ausgeliehen. Sie fuhr gern mit dem Holzboot. Die hohen Felsen, die den Hafen von Fjällbacka umgaben, schimmerten golden im Abendlicht. Vom Café Bryggan ertönte Gelächter, und der Musik nach zu urteilen, war dort heute Abend Tanz. Noch hatte sich niemand auf die Tanzfläche gewagt, aber nach ein paar Bierchen würde es dort gerammelt voll sein.
    Sie warf einen Blick auf die Tasche mit den Stoffmustern, die mitten im Boot stand, und überprüfte, ob der Reißverschluss fest zu war.
    Ebba hatte bereits einige Stoffe ausgewählt, die ihr besonders gefielen und die sich Mårten auch ansehen sollte. Als sie das sagte, war Anna auf die Idee gekommen, noch am selben Abend hinauszufahren. Zuerst hatte sie gezögert. Der gestrige Tag hatte gezeigt, dass die Insel kein sicherer Ort war, und eine spontane Fahrt dorthin hätte eher zu ihrem alten Leben gepasst, in dem sie selten an Konsequenzen gedacht hatte. Doch ausnahmsweise wollte sie einfach tun, was ihr gerade in den Sinn kam. Was sollte schon passieren? Sie würde ihm die Muster zeigen und wieder zurückfahren. Auf diese Weise vertrieb sie sich lediglich die Zeit, redete sie sich ein. Vielleicht würde Mårten sich auch über ein wenig Gesellschaft freuen. Ebba hatte beschlossen, noch eine Nacht bei Erica zu verbringen, um sich das Material über ihre Familie genauer anzusehen. Anna vermutete, dass das ein Vorwand war, aber sie konnte nachvollziehen, dass Ebba die Rückkehr auf die Insel hinauszögerte.
    Als sie sich dem Steg näherte, sah sie, dass Mårten sie bereits erwartete. Sie hatte ihren Besuch telefonisch angekündigt, und er hatte offenbar schon Ausschau nach ihr gehalten.
    »Sie wagen sich also noch einmal in den Wilden Westen.« Lachend griff er nach dem Bug.
    »Ich habe das Schicksal schon immer gern herausgefordert.« Anna warf Mårten den Tampen zu, und er vertäute das Boot mit einer Hand am äußersten Pfahl des Stegs. »Sie scheinen ja bereits ein richtiger Seebär zu sein.« Sie zeigte auf den Rundtörn mit zwei halben Schlägen, den er geschickt knotete.
    »Wenn man auf einer Schäreninsel wohnt, ist das eben so.« Er reichte ihr die eine Hand, um ihr an Land zu helfen. Die andere war verbunden.
    »Danke. Oje, was haben Sie denn mit Ihrer Hand gemacht?«
    Mårten betrachtete den Verband, als würde er ihn erst jetzt bemerken. »Ach, so etwas passiert eben beim Renovieren. Das gehört dazu.«
    »Das klingt nach Macho.« Anna ertappte sich dabei, dass sie albern grinste. Sie verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen, weil sie mehr oder weniger mit Ebbas Mann flirtete, aber nur im Scherz und ganz harmlos. Allerdings konnte sie nicht leugnen, dass er unglaublich attraktiv war.
    »Die nehme ich.« Mårten nahm ihr die schwere Tasche mit den Stoffmustern ab, und Anna folgte ihm zum Haus.
    »Normalerweise hätte ich vorgeschlagen, dass wir uns in die Küche setzen, aber da zieht es jetzt ein bisschen.«
    Anna lachte. Sie fühlte sich so unbeschwert. Es war befreiend, mit jemandem zu reden, der nicht dauernd an ihren Unfall dachte.
    »Im Esszimmer ist es auch etwas unbequem, weil es dort momentan keinen Fußboden gibt.« Er zwinkerte ihr zu.
    Der missmutige Mårten, den sie kennengelernt hatte, war wie ausgewechselt, aber vielleicht war das gar nicht so verwunderlich. Auch Ebba hatte bei Erica zu Hause einen entspannteren Eindruck gemacht.
    »Falls Sie nichts dagegen haben, auf dem Boden zu sitzen, gehen wir am besten rauf ins Schlafzimmer.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, stieg er die Treppe hinauf.
    »Wenn man bedenkt, was hier gestern passiert ist, kommt es mir eigentlich etwas merkwürdig vor, dass wir uns jetzt mit solchen Dingen beschäftigen«, sagte sie entschuldigend zu seinem Rücken.
    »Keine Sorge, das Leben geht weiter. In diesem Punkt sind Ebba und ich uns ähnlich. Wir sind praktisch veranlagt.«
    »Ich finde es erstaunlich, dass Sie den Mut haben, hierzubleiben.«
    Mårten zuckte mit den Schultern. »Manchmal geht es nicht anders.« Er stellte die Tasche ab.
    Anna kniete sich hin und breitete die Stoffe nebeneinander auf dem Fußboden aus. Begeistert erläuterte sie ihm, welches Muster für welche Möbelstücke, Vorhänge und Kissen verwendet werden könnte und was wozu

Weitere Kostenlose Bücher