Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
wieder aufs Wasser.
»Es riecht genau wie in meiner Erinnerung«, sagte er. Seine Hände mit dem stark vernarbten Gewebe ruhten reglos in seinem Schoß.
»Ich mag es hier noch immer nicht, aber wenn wir das Haus kaufen, bin ich einverstanden. Ich habe nicht vor, in irgendeiner Bruchbude zu wohnen, und werde nie den ganzen Sommer hier verbringen. Ein paar Wochen im Jahr müssen reichen.«
»Und du findest es nicht ein wenig übertrieben, ein Haus für zehn Millionen zu kaufen, um es nur wenige Wochen im Jahr zu nutzen?«
»Das sind meine Bedingungen«, antwortete sie. »Sonst musst du eben ohne mich hier herumhocken, aber das kannst du ja gar nicht.«
»Vielen Dank, ich weiß, dass ich nicht allein zurechtkomme, und falls ich es mal für einen Moment vergesse, erinnerst du mich freundlicherweise daran.«
»Hast du jemals an die vielen Opfer gedacht, die ich für dich gebracht habe? Ich musste den ganzen Unsinn ertragen, den du angestellt hast, und du hast dich nie gefragt, wie das für mich war. Und nun willst du hierher. Du hast dich doch schon genug verbrannt und willst immer noch mit dem Feuer spielen?«
Die Kellnerin stellte den Wein und das Bier auf die blauweiß karierte Decke. Leon trank ein paar Schlucke und strich mit dem Daumen über das kalte Glas.
»Okay, wie du willst. Ruf diesen Makler an und sag ihm, dass wir das Haus nehmen, aber dann möchte ich so bald wie möglich einziehen. Ich hasse Hotels.«
»Na gut«, sagte Ia freudlos. »In dem Haus werde ich es hier schon ein paar Wochen im Jahr aushalten.«
»Du bist so tapfer, mein Liebling.«
Sie sah ihn finster an. »Hoffen wir, dass du diese Entscheidung nicht bereust.«
»Es ist viel Gras über die Sache gewachsen«, sagte er ruhig.
Im selben Moment hörte er hinter sich jemanden nach Luft schnappen.
»Leon?«
Er zuckte zusammen. Er wusste, ohne sich umzudrehen, wem diese Stimme gehörte. Josef. Nach all den Jahren stand Josef vor ihm.
Paula sah auf die glitzernde Bucht hinaus und genoss die Wärme. Sie legte sich eine Hand auf den Bauch und lächelte, als sie die Tritte spürte.
»Nun wird es langsam Zeit für ein Eis.« Mellberg stand auf. Er warf Paula einen Blick zu und hob den Zeigefinger. »Du weißt hoffentlich, dass man den Bauch nicht der prallen Sonne aussetzen soll.«
Verwundert blickte sie ihm hinterher, während er zum Kiosk ging.
»Will er mich auf den Arm nehmen?« Paula drehte sich zu ihrer Mutter um.
Rita lachte. »Bertil meint es nur gut.«
Paula brummte unwillig, bedeckte ihren Bauch aber trotzdem mit einem Halstuch. Leo raste splitterfasernackt an ihr vorbei und wurde bald darauf von Johanna wieder eingefangen.
»Er hat recht«, sagte sie. »Du könntest Pigmentveränderungen von der UV -Strahlung bekommen, also schmier dich ordentlich ein.«
»Pigmentveränderungen?«, wiederholte Paula. »Ich bin doch schon dunkelhäutig.«
Rita reichte ihr eine Flasche Sonnencreme mit Schutzfaktor dreißig. »Als ich mit dir schwanger war, habe ich Unmengen von braunen Flecken im Gesicht bekommen, also widersprich nicht.«
Paula gehorchte, und auch Johanna cremte ihre helle Haut sorgfältig ein.
»Du hast es gut«, sagte sie. »Du brauchst dich überhaupt nicht anzustrengen, um braun zu werden.«
»Ja, aber ich wünschte, Bertil würde nicht so einen Stress machen.« Paula drückte einen großen Spritzer Sonnencreme aus der Flasche. »Kürzlich hat er heimlich meine Zeitschriften für Schwangere gelesen, und gestern hat er mir Omega-3-Kapseln aus dem Reformhaus mitgebracht, weil er gelesen hat, dass diese Fettsäuren gut für das Gehirn des Babys sind.«
»Er freut sich eben. Lass ihn doch.« Rita schmierte Leo zum zweiten Mal von Kopf bis Fuß ein. Er hatte Johannas rötliche und sommersprossige Haut geerbt und bekam schnell einen Sonnenbrand. Paula fragte sich zerstreut, ob das Baby ihre Hautfarbe oder die des unbekannten Spenders bekommen würde. Im Grunde war es ihr vollkommen egal. Leo war das Kind von Johanna und ihr, und sie verschwendete mittlerweile kaum noch einen Gedanken daran, dass ein Dritter an seiner Entstehung beteiligt war. Bei diesem Kind würde es genauso sein.
Mellbergs fröhliche Stimme riss sie aus ihren Überlegungen. »Jetzt gibt es Eis!«
Rita sah ihn durchdringend an. »Ich hoffe, du hast keins für dich gekauft.«
»Nur ein ganz winziges Magnum. Ich war doch die ganze Woche brav.« Er lächelte seine Lebensgefährtin an und zwinkerte dabei mit einem Auge, um sie milde zu stimmen.
»Daraus
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