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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nur ihre Unterwäsche. Das lange Haar legte sie sich über die Schulter, denn sie wusste genau, dass es in diesen Sommernächten besonders verführerisch schimmerte.
    Sie wurde nicht enttäuscht. Er sah sie an und machte eilig die Tür hinter sich zu. Er betrachtete sie eine Weile, bevor er ans Bett trat, ihr die Hand unters Kinn legte und sanft ihr Gesicht zu sich heranzog. Dann beugte er sich zu ihr herunter, und ihre Lippen berührten sich. Vorsichtig, fast neckend, schob er die Zungenspitze zwischen ihre geöffneten Lippen.
    Sehnsüchtig erwiderte Dagmar seine Küsse. Etwas Derartiges hatte sie noch nie erlebt. Sie hatte das Gefühl, dieser Mann wäre ihr von einer göttlichen Macht gesandt worden, um sich mit ihr zu vereinigen und sie auf diese Weise wieder ganz werden zu lassen. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen, und Bilder von früher gingen ihr durch den Kopf. Die Kinder, die mit einem Gewicht auf dem Bauch in die Wanne gelegt wurden, bis sie nicht mehr zappelten. Die Polizisten, die ins Haus stürmten und Vater und Mutter festnahmen. Die kleinen Leichen, die im Keller ausgegraben wurden. Die alte Hexe und der Pflegevater. Die Männer, die stöhnend auf ihr lagen und nach Schnaps und Zigaretten stanken. Alle, die sie ausgenutzt und verhöhnt hatten, würden sich nun vor ihr verneigen und sie um Verzeihung bitten müssen. Wenn sie Dagmar an der Seite des blonden Helden sähen, würden sie jedes Wort bereuen, dass sie hinter ihrem Rücken getuschelt hatten.
    Langsam schob er ihr Unterkleid hoch bis zur Brust, und Dagmar hob die Arme, damit er es ihr über den Kopf streifen konnte. Sie wollte nur noch seine Haut auf ihrer spüren. Sie knöpfte sein Hemd auf, und er zog es aus. Als alle Kleidungsstücke auf dem Fußboden gelandet waren, legte er sich auf sie. Nichts trennte sie mehr.
    Als sie eins wurden, schloss Dagmar die Augen. In diesem Moment war sie nicht mehr die Tochter der Engelmacherin. Sie war eine Frau, mit der es das Schicksal endlich gut meinte.

E r hatte sich wochenlang vorbereitet. Es war schwierig, einen Termin mit John Holm in Stockholm zu bekommen, aber da der seinen Urlaub in Fjällbacka verbringen wollte, war es Kjell gelungen, ein einstündiges Interview mit ihm zu vereinbaren. Er wollte ihn für den Bohusläningen porträtieren.
    Er wusste, dass John seinen Vater kannte, Frans Ringholm, eins der Gründungsmitglieder von Schwedens Freunde . Mittlerweile war John der Vorsitzende dieser Partei. Die nazistischen Sympathien seines Vaters waren einer der Gründe gewesen, warum Kjell auf Distanz zu ihm gegangen war. Erst kurz vor dem Tod des Vaters war er ihm ein wenig nähergekommen, so dass eine Art von Versöhnung möglich wurde, aber die politischen Ansichten seines Vaters konnte er niemals akzeptieren. Genauso wenig konnte er Schwedens Freunde und deren Erfolge gutheißen.
    Sie hatten sich in Johns Bootshaus verabredet. Die Fahrt von Uddevalla nach Fjällbacka dauerte im Sommerverkehr fast eine Stunde. Er kam zehn Minuten zu spät und hoffte, als er seinen Wagen auf der Schotterfläche vor dem Bootshaus abstellte, dass ihm die Verspätung nicht von der Gesprächszeit abgezogen würde.
    »Du kannst währenddessen fotografieren, falls wir hinterher keine Zeit mehr haben«, sagte er beim Aussteigen zu seinem Kollegen. Er wusste, dass das für Stefan kein Problem darstellte. Er war der erfahrenste Fotograf des Bohusläningen und lieferte unabhängig von den Umständen immer ein gutes Ergebnis ab.
    »Willkommen!« John kam ihnen entgegen.
    »Danke«, antwortete Kjell. Er musste sich überwinden, um Johns ausgestreckte Hand zu ergreifen. Abgesehen von seiner widerwärtigen Einstellung hielt ihn Kjell für einen der gefährlichsten Männer in ganz Schweden.
    John durchquerte vor ihnen das kleine Bootshaus und trat auf den Steg hinaus.
    »Ich bin Ihrem Vater nie persönlich begegnet, aber soweit ich weiß, war er ein respekteinflößender Mann.«
    »Manchmal haben ein paar Jahre im Knast diesen Effekt.«
    »Es kann nicht leicht für Sie gewesen sein, unter solchen Bedingungen aufzuwachsen.« John ließ sich in der windgeschützten Sitzecke nieder.
    Einen Augenblick lang packte Kjell der Neid. Er fand es ungerecht, dass ein Mann wie John Holm ein so schönes Plätzchen mit Blick auf den Hafen und den Schärengarten besaß. Um seinen Widerwillen zu verbergen, der ihm deutlich ins Gesicht geschrieben sein musste, setzte er sich John gegenüber und stellte das Tonbandgerät ein. Ihm war bewusst, wie

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