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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nicht schlafen, während er in aller Ruhe auf dem Balkon eine Zigarre rauchte.
    Insgeheim hatte er ihre Besorgnis genossen. Er wusste, dass sie das Leben liebte, das er ihr bot. Und nicht nur liebte, sondern auch brauchte und verlangte. Deshalb verlieh es seinen Verlusten eine ganz besondere Würze, ihr Gesicht zu beobachten, wenn die Kugel in die falsche Richtung rollte, zu sehen, wie sie sich auf die Lippen biss, um nicht laut aufzuschreien, weil er alles auf Rot gesetzt hatte, aber Schwarz gewann.
    Leon hörte, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Langsam stellte er das Foto wieder auf die Kommode. Der Mann auf dem Motorrad grinste ihn breit an.

Fjällbacka 1919
    E s war ein wunderbarer Morgen, und Dagmar räkelte sich wie eine Katze. Nun würde alles anders werden. Endlich hatte sie jemanden kennengelernt, der das Gerede zum Verstummen bringen und dafür sorgen würde, dass den Klatschweibern das Lachen im Halse steckenblieb. Die Tochter der Engelmacherin und der Fliegerheld – das wäre genug Gesprächsstoff! Aber ihr konnte das egal sein, denn sie würden zusammen weggehen. Wohin, wusste sie noch nicht, es war auch nicht wichtig.
    Heute Nacht hatte er sie so gestreichelt wie noch nie jemand zuvor. Er hatte ihr so viele Worte ins Ohr geflüstert, die sie nicht verstand, doch tief im Innern wusste sie, dass er von ihrer gemeinsamen Zukunft gesprochen hatte. Sein heißer Atem hatte die Lust in ihrem Körper pulsieren lassen, und sie hatte ihm alles gegeben, was sie hatte.
    Langsam setzte sich Dagmar auf die Bettkante, trat nackt ans Fenster und öffnete es weit. Die Vögel zwitscherten, die Sonne war gerade aufgegangen. Sie fragte sich, wo Hermann war. Holte er vielleicht das Frühstück für sie?
    Im Badezimmer machte sie gründlich Morgentoilette. Eigentlich wollte sie seinen Geruch gar nicht abwaschen, aber andererseits wollte sie duften wie die schönste Rose, wenn er zurückkam. Bald würde sie ihn wieder riechen. Ein Leben lang würde sie diesen Geruch einatmen.
    Sie legte sich aufs Bett und wartete. Als er nach einiger Zeit noch immer nicht gekommen war, verging sie fast vor Ungeduld. Die Sonne vor dem Fenster stand schon viel höher am Himmel, und das Vogelgezwitscher war mittlerweile fast ohrenbetäubend. Wo blieb Hermann? War ihm denn nicht klar, dass sie auf ihn wartete? Schließlich stand sie auf, zog sich an und verließ hocherhobenen Hauptes das Zimmer. Was kümmerte es sie, wenn jemand sie sah? Hermanns Absichten würden sich ohnehin bald herumsprechen.
    Im Haus war es vollkommen still, denn alle schliefen ihren Rausch aus. Die Gäste wurden meist erst gegen elf wach. Trotzdem waren aus der Küche Geräusche zu hören. Die Angestellten waren früh auf den Beinen, um das Frühstück vorzubereiten. Nach solchen Festen hatten die Leute meist gewaltigen Appetit, und dann mussten die gekochten Eier und der heiße Kaffee bereitstehen. Vorsichtig warf Dagmar einen Blick in die Küche. Nein, dort war kein Hermann. Eine der Köchinnen sah sie stirnrunzelnd an, aber Dagmar warf stolz den Kopf in den Nacken und machte die Tür wieder zu.
    Nachdem sie das ganze Haus abgesucht hatte, lief sie zum Steg hinunter. Hatte er ein morgendliches Bad genommen? Hermann war so athletisch. Bestimmt war er eine Runde schwimmen gegangen.
    Sie rannte nun zum Strand. Ihre Füße schienen über das Gras zu schweben. Am Steg angekommen, blickte sie lächelnd über die Wasseroberfläche, wurde aber bald wieder ernst. Hier war er nicht. Sie sah sich noch einmal um, aber kein Hermann war im Wasser, und auf dem Steg lagen keine Kleidungsstücke. Einer der Jungs, die für den Herrn Doktor und seine Frau arbeiteten, schlenderte auf sie zu.
    »Kann ich dem Fräulein behilflich sein?« Er blinzelte in die Sonne. Als er näher kam und sah, wen er vor sich hatte, lachte er. »Ist das nicht Dagmar? Was machst du denn schon so früh hier draußen? Ich habe gehört, du hast heute Nacht nicht bei den Dienstboten geschlafen, sondern dich woanders verlustiert.«
    »Sei still, Edvin«, sagte sie. »Ich suche den deutschen Flieger. Hast du ihn gesehen?«
    Edvin steckte die Hände in die Hosentaschen. »Den Flieger. Ach, da warst du.« Wieder lachte er höhnisch. »Wusste er, dass er mit der Tochter einer Mörderin ins Bett gegangen ist? Vielleicht finden diese Ausländer das ja anregend.«
    »Hör sofort auf damit und beantworte lieber meine Frage! Hast du ihn heute Morgen gesehen?«
    Lange musterte Edvin sie von Kopf bis Fuß.
    »Wir

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