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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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um zu gehen. Er würde Linda nicht eher verlassen, bis sie ihm die Wahrheit erzählt hatte.
    »Verstehen Sie denn nicht?«, brüllte er Linda an. »Sie wollen Ihre Schwester zum zweiten Mal vor der Polizei beschützen oder einer psychiatrischen Anstalt bewahren, doch diesmal handelt es sich um keine Körperverletzung mit einer Schere. Diesmal geht es um dreifachen Mord.«
    »Wie können Sie so etwas behaupten?«
    Hogart marschierte im Wohnzimmer auf und ab, während er ihr die Fakten präsentierte, die er innerhalb der letzten Tage zusammengetragen hatte.
    »Freitagabend, kurz vor seiner Ermordung, telefonierte Ostrovsky mit Eddie Seidl, dem Archivar des Kaiserin-Elisabeth-Spitals, weil er sich Ihren chirurgischen Befund aus dem Jahr 1988 ansehen wollte. Plötzlich wird sein Terrassenfenster eingeschlagen. Madeleine steigt in sein Haus, überwältigt ihn und foltert ihn, bis er ihr verrät, wo sich die Unterlagen über Ihren Unfall befinden. Sie bricht im Archiv des Krankenhauses ein, wo sie die Dokumente stiehlt.«
    Hogart wartete gar nicht erst Lindas Reaktion ab, sondern redete weiter. »In der Mappe entdeckt sie Ihr Überstellungsprotokoll in die Dornauer-Klinik. Der Physiotherapeut Dornauer könnte die Verbindung zwischen Ihnen und Ostrovsky aufdecken. Deshalb fährt sie in derselben Nacht zur Dornauer-Klinik, wo sie den Arzt in seinem Büro trifft. Sie überwältigt ihn, schleppt ihn in den Keller zu den alten Schwefelbecken und foltert ihn so lange, bis er ihr verrät, wo sich das Archiv mit Ihren Akten befindet. Madeleine lässt auch dort sämtliche Unterlagen zu Ihrem Fall verschwinden.«
    Hogart dachte nach, ehe er fortfuhr. »Aber es sind noch nicht alle Spuren verwischt. Ein dritter Arzt hat das Überstellungsprotokoll unterzeichnet. Faltl. Er ist der Einzige, der die Verbindung zwischen Ihnen und den Ärzten aufdecken kann. In derselben Nacht fährt sie also noch zu Faltl, wo sie ihren Todesstreifzug fortsetzt. Der Mann überlebt Madeleines Folter ebenso wenig wie seine beiden Vorgänger und stirbt an inneren Blutungen.«
    Hogart machte eine Pause. »Schließlich war nur noch eine einzige Sache zu erledigen. Madeleine musste Ihre Unterlagen auch noch in der Wiener Gebietskrankenkasse vernichten, wo sie das gesamte Archiv niederbrannte.«
    Als er endete, sah Linda ihn entsetzt an.
    »Sie sind verrückt!«
    »Nicht ich bin verrückt«, widersprach er. »Ihre Schwester ist es! Sie wollte etwas vertuschen, machte dabei jedoch drei entscheidende Fehler: Sie vergaß, dass Priola Ihre Verbindung zu den drei Ärzten kannte - übersah, dass es in der Dornauer-Klinik eine Kopie Ihrer Krankenakte auf Mikrofiche gab - und dann starb ihr auch noch Faltl unter den Fingern weg, ehe er ihr verraten konnte, wo sich der Schlüssel zu seinem Schließfach befand.«
    Lindas Arme zitterten. Sie hatte einen hochroten Kopf. »Aus welchem Grund sollte Madeleine das alles getan haben?«
    »Ich weiß es nicht!«, brüllte Hogart. »Ich weiß nur, dass sie es getan hat. Und wenn Sie ihr dabei helfen unterzutauchen, machen Sie sich der Mittäterschaft schuldig. Sie decken eine Dreifachmörderin!« Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er konnte es nicht fassen, wie starrköpfig diese Frau war.
    »Madeleine hat das nicht getan«, beharrte Linda.
    Hogart ließ sich auf die Couch fallen. Seine Hände waren eiskalt, seine Knie zitterten. Er öffnete den Kragenknopf des Hemdes und rang nach Atem. »Sagen Sie mir, wo Sie Madeleine versteckt halten? Für Sie ist es noch nicht zu spät, heil aus der Sache rauszu…« Hogarts Zunge wurde schwer. »Scheiße, was …?«
    Linda griff nach der Kaffeekanne. Sie fuhr damit in die Küche und leerte den Inhalt in den Ausguss.
    Hogart wollte sich erheben, doch seine Beine wurden schwer wie Blei. »Verdammt … was haben Sie mit mir …?«
    »Eine Spur Thiopental, gemischt mit Rohypnol«, antwortete Linda.
    »Rohypnol … sind Tabletten …«, versuchte Hogart zu widersprechen, doch seine Zunge, die Lippen und der Gaumen fühlten sich wie gelähmt an.
    »Aufgelöst und in den Kaffee gemixt.«
    Er versuchte, sich zu erheben, rutschte jedoch von der Couch auf den Boden. Der Raum begann, sich um ihn zu drehen. Ihm fielen die Augen zu. Krampfhaft versuchte er, sein Handy aus der Hosentasche zu holen, doch er hatte keine Orientierung mehr und kein Gefühl in den Fingern.
    Linda fuhr mit dem Rollstuhl näher heran. »Tut mir leid, ich fürchte, die Dosis war zu hoch. Eigentlich sollten sie jetzt nur

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