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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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zerspringen. Im Moment war ihm nicht nach blöden Antworten. Außerdem hatte er es satt, verarscht zu werden, und stand kurz davor, Linda mit einer Ohrfeige aus dem Rollstuhl zu schlagen.
    Er ging weiter auf sie zu. »Warum haben Sie mich betäubt?«
    Linda zupfte seelenruhig an den Fransen der Wolldecke. »Als meine Eltern heute Morgen exhumiert wurden, war es nur noch eine Frage von Stunden, bis die Kripo einen Hausdurchsuchungsbefehl für die Mühle erhalten würde. Die Zeit arbeitete gegen mich. Ich musste mich mit Madeleine treffen. Wir mussten etwas erledigen, aber ich konnte mein Haus nicht verlassen, da ich unter Polizeischutz stand. Zum Glück haben Sie meine Einladung zum Kaffee angenommen. Das war meine Chance, die Beamten loszuwerden.«
    »Sie sind wohl zu spät gekommen?« Hogart dachte an die Spaten im Heck des Vans. »Die Leiche im Vorratskeller wurde bereits gefunden.«
    »Weiß man schon, wer der Tote ist?«, fragte sie.
    »Nein.« Ein Blitz erhellte das Atelier, unmittelbar gefolgt von einem Donnergrollen, das dumpf von den Wänden widerhallte.
    »Wo ist Eichinger?«
    Linda antwortete nicht.
    Hogart behielt den Treppenaufgang im Auge. Soviel er wusste, gab es nur diese Möglichkeit, in das obere Stockwerk zu gelangen. »Wo ist Madeleine?«
    »Ich fürchte, die beiden sind gerade miteinander beschäftigt. In der Zwischenzeit beantworten Sie mir eine Frage: Wie sind Sie an das Video gekommen?«
    »Das Video, das Madeleine in ihrem Kamin verbrannt hat?«
    »Exakt. Woher hatten Sie es?«
    Hogart dachte fieberhaft nach. Von Beginn an drehte sich alles nur um dieses Video. Er hatte es mehrmals gesehen. Bloß ein langweiliger Dokumentarfilm. Welche brisante Szene war darauf zu sehen gewesen? »Madeleine wollte den Grund herausfinden, warum ich Sie in der Akademie besucht und Ihnen Fragen über Ostrovsky gestellt habe. Sie brach in meine Wohnung ein und fand das Video. Von Staatsanwalt Hauser wusste sie, dass mein Bruder in U-Haft saß. Sie brach auch in Kurts Wohnung ein, wo sie ihr Blasrohr mit einer Botoxdosis versteckte.«
    »Brillant, Watson«, unterbrach Linda ihn. »Wie sind Sie an das Video gekommen? Wer weiß noch davon?«
    »So läuft das Spiel nicht.« Hogart zog die Glock aus dem Hülster, entsicherte die Waffe, legte aber den Finger nicht auf den Abzug. »Zuerst sagen Sie mir, weshalb Ostrovsky, Dornauer und Faltl sterben mussten.«
    »Sie drohen mir?«
    »Bleibt mir eine andere Wahl?« Er richtete den Lauf auf Linda.
    »Wenn ich Ihnen einen Ratschlag geben darf: Schießen Sie mir nicht in die Beine, dort spüre ich nichts.«
    »Keine Sorge, ich ziehe Ihnen nur den Knauf über die Schläfe … nach der Nummer mit der Betäubung bin ich Ihnen das schuldig.« Er meinte es ernst und hatte keine Skrupel, tatsächlich zuzuschlagen. Je länger er mit Linda sprach, umso klarer wurde ihm, dass sie mindestens genauso verrückt war wie ihre Schwester. Anscheinend lag der Wahnsinn in der Familie. »Diese Ärzte haben Ihr Leben gerettet. Warum mussten sie zwanzig Jahre nach Ihrem Unfall sterben?«
    »Weil sie mich einfach nicht in Ruhe lassen konnten.« Während sie sprach, näherte sie sich ihm im Rollstuhl. »Mein Kontrollbesuch in Dornauers Klinik war seit einigen Jahren überfällig. Er schrieb mir Briefe, rief mich an, redete auf mich ein, ich solle wieder zur Behandlung kommen. Aber ich wollte nichts von ihm wissen. Schließlich fand Dornauer heraus, dass Ostrovsky nicht nur mein damaliger behandelnder Arzt, sondern auch ein enger Freund der Familie war. Er telefonierte mit Ostrovsky und bat ihn, er solle mir ins Gewissen reden. Ostrovsky besuchte mich in meinem Haus. Ich hatte gerade ein Bad genommen, und als der Bademantel verrutschte, starrte er mir lüstern auf die Beine. Doch ich täuschte mich. Er war kein alter Spanner. In diesem Moment erkannte er die Wahrheit. Ostrovsky raste noch in derselben Nacht nach Hause. Er war verwirrt, kramte in seinen alten Bändern herum, auf der Suche nach einem bestimmten Video, und fand es tatsächlich. Sie haben es gesehen, nicht wahr? Den Rest kennen Sie.«
    Welchen Rest? Hogart begriff die Zusammenhänge noch immer nicht. Wo lag das Motiv? Wozu all die Morde?
    »Und jetzt sagen Sie mir, wie Sie an das Video herangekommen sind!«, herrschte Linda ihn an.
    Da läutete Eichingers Handy in seiner Hosentasche. Lindas Rücken versteifte sich. Während Hogart sie mit der Waffe in Schach hielt, holte er das Telefon heraus und nahm das Gespräch an.
    »Bist du das,

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