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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Hausverstand und eine gesunde Menschenkenntnis zu besitzen. Doch diese Dokumente zeigten eine andere, unheimliche Seite von Madeleine, die er nicht wahrhaben wollte.
    »Wozu hat der Arzt all diese Unterlagen aufgehoben?«
    Tatjanas Frage holte Hogart wieder in die Realität zurück. Natürlich musste es einen Grund geben, weshalb Faltl die Akten über Jahre hinweg in einem Schließfach weggesperrt und den Schlüssel nahezu unauffindbar in seiner Wohnung versteckt hatte. Dabei konnte es nur um Geld gehen. In dem Schnellhefter befand sich bloß noch ein vergilbtes Kuvert. Hogart riss den Umschlag auf und nahm ein Sparbuch heraus. »Da ist deine Antwort.«
    Tatjana stieß einen Pfiff aus. »Fünfzehntausend Euro«, flüsterte sie. Gleichzeitig blickte sie sich in dem Kaffeehaus um, doch niemand nahm Notiz von ihnen. »Es lautet auf einen gewissen Kevin Bailock.«
    Der Name Kevin war vor etwas über zehn Jahren modern geworden. Hogart dachte an das Foto, welches in Faltls Vorraum auf der Kommode gestanden hatte … das Baby im Arm der bildhübschen jungen Frau. Möglicherweise war Kevin der Enkelsohn des pensionierten Arztes.
    »Können wir das Sparbuch behalten?«, flüsterte Tatjana.
    »Bist du verrückt?« Hogart nahm ihr das Buch aus der Hand und schob alle Unterlagen in den Schnellhefter zurück. Es wurde Zeit, Garek anzurufen. Zwar waren ihm die Zusammenhänge noch nicht völlig klar, doch offensichtlich ging es um Erpressung - und Menschen waren nicht erst einmal wegen Geld, Betrug oder Drohungen ermordet worden.
    Er wählte Gareks Nummer und bat den Beamten, in das Kaffeehaus Zum Basilisken zu kommen.
    »Scheiße«, fluchte er, nachdem er aufgelegt hatte.
    Tatjana sah ihn fragend an. »Probleme?«
    Hogart klimperte mit dem Löffel in der leeren Tasse.
    »Hör auf, das macht mich nervös.« Tatjana legte ihm die Hand auf den Arm. »Erzähl mir lieber, was passiert ist.«
    »Eichinger verhört Linda Bohmann auf der Akademie, Gomez durchwühlt die Praxis deines Vaters, und Garek hat keine Zeit herzukommen, weil er mit den Jungs von der Spurensicherung im Labor die Botoxreste im Blasrohr untersucht - einer von den dreien kommt so bald wie möglich her. Falls Eichinger kommt, muss ich mir eine Erklärung einfallen lassen, wie ich an die Unterlagen gekommen bin.«
    »Eichinger ist der Fesche, nicht wahr?«
    »Hast du vor, ihn zu bezirzen?«
    Tatjana grinste. »Glaubst du, ich hätte Chancen?«
    »Falls er auf kleine Punkrock-Mädchen steht.«
    Sie richtete sich auf. »So klein bin ich nicht. Ich werde nächste Woche siebzehn, außerdem spiele ich besser Bass als Sid Vicious.«
    »Na das ändert natürlich alles, Spider.«
    Sie zog eine Schnute. »Warum sagst du ihm nicht die Wahrheit?«
    »Schlechte Idee.«
    »Aha!« Tatjana hob die Augenbrauen. »Vater hat erwähnt, dass zwischen dir und diesem Eichinger etwas vorgefallen ist. Erzähl schon!«
    Hogart sah sie scharf an. Er kannte seine Nichte nur zu gut. Die Kleine würde keine Ruhe geben, ehe er ihr nicht alles erklärt hatte. Möglicherweise hielt sie die Geschichte jedoch endgültig davon ab, Detektivin zu werden. Also bestellte er noch einen Mokka für sich und eine Pepsi Light für Tatjana, dann lehnte er sich im Sessel zurück. »Vor fünf Jahren wirbelte die sogenannte Meidlinger Rotlicht-Affäre ziemlich viel Staub in den Medien auf.«
    Tatjana stützte das Kinn auf die Hände und hörte ihm zu. Er erklärte ihr, dass die Basis jedes Detektivjobs, egal ob es sich um einen Journalisten, Sachverständigen, Privat- oder Versicherungsdetektiv handelte, darin bestand, Informationen zu beschaffen. Da die meisten Informationen nun einmal die Polizei besaß, lautete die Frage, wie man an die Daten des Polizeicomputers herankam.
    Normalerweise lief die Prozedur so ab, dass ein Kollege per Telefon zu einer Besprechung gerufen wurde, während die Beamten auf seinem PC mit fremdem Passwort, fremder Dienstnummer und der entsprechenden Behördenkennzahl ins System einstiegen und Daten auf Diskette kopierten. Manchmal ging es sogar so weit, dass sie über Finanzamt, Strafregister oder die Fremdeninformation Abfragen laufen ließen. Die begannen bei einfachen Personaldaten, ob jemand Schulden hatte oder Alimente bezahlen musste, geheime Telefonnummern besaß, bis zu Fahrzeug- oder Wohnsitzabfragen, Vorstrafen, Vormerkungen über Aufenthaltsverbote, Arbeitsbewilligungen, Waffen- oder Rauschgiftbesitz oder ob jemand als Zeuge oder Auskunftsperson gesucht wurde.
    Da

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