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Die englische Episode

Die englische Episode

Titel: Die englische Episode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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aber schließlich freigelassen wurde. Nun sind sie unterwegs nach den amerikanischen Kolonien und   …» – «Wirklich mit Florence?», fragte Augusta rasch und seufzte mit zufriedener Erleichterung, als Rosina nickte.
    «Ja, mit Florence. So oder so ist in England sein Ruf nicht mehr der beste. Dickhäutigere Gemüter als Lord Wickenham würden sich daran wenig stören und einfach abwarten, bis der nächste Skandal den ihren vergessen macht.»
    Eine Kutsche hielt, und gleich darauf stand Senator van Witten auf der Terrasse, trotz der Wärme des Tages mit einer mächtigen Perücke geschmückt, an seiner Seite Madame van Witten, in einer verwegenen Kreation von groß geblümtem burgunderfarbenem Zitzkattun.
    In der nun folgenden allgemeinen Unruhe der Begrüßung blieb leider unerwähnt, dass die Wickenhams am Hudson, zwei Tagereisen von New York flussaufwärts und weit weg von der guten Gesellschaft in Philadelphia, endlich Pferde züchten wollten und, da war Rosina sicher, abgesehen von der Last des Heimwehs gute Aussichten auf eine bessere Zukunft hatten.
    Die van Wittens waren nicht aus Nachlässigkeit zuspät gekommen. Sie brachten einen unerwarteten, gleichwohl hochwillkommenen Gast mit, Magnus Vinstedt, der auch der Grund für ihr spätes Eintreffen war.
    Vinstedt war als Letzter, nämlich erst gestern, von London an die Elbe zurückgekehrt. Der lange Ritt von Holland, wo er zur Entdeckung des holländischen Zweiges der Betrügerbande beitragen konnte, hatte sein dunkelblondes Haar flachshell und sein Gesicht dunkel werden lassen. Alle im Herrmanns’schen Garten hatten inzwischen von seiner Mission gehört. Selbst Wagner hatte ihm verziehen, wenn er auch immer noch fand, dass es nicht angehe, Privatpersonen mit sozusagen amtlichen Aufgaben zu betreuen.
    «Wir haben in London zwar schon einiges darüber gehört, was Ihr dort gemacht habt», sagte Claes, «könnt Ihr uns nun endgültige Aufklärung geben?»
    Vinstedt reichte Madame van Witten den Teller mit der Mandelrahmtorte und sah den Senator fragend an.
    «Nur zu», sagte der, «jetzt ist es vorbei, und spätestens mit der nächsten Ausgabe des
Hamburgischen Correspondenten
erfährt es sowieso alle Welt.»
    «Zuerst», begann Vinstedt, «muss ich mich bei Madame Wagner und Mademoiselle Rosina entschuldigen. Ich hielt es zu Anfang für wahrscheinlich, dass eine der beiden die vermisste Diebin war. Zwar passten Mademoiselle Rosinas Haare nicht zu der Beschreibung, aber mit einer Brennschere kann man einiges bewirken.»
    Wagner fand es zwar ein wenig unhöflich, aber doch sehr beruhigend, dass Vinstedt dabei nur Rosina ansah.
    «Ich war im Auftrag der Hamburger Assekuradeure in London. Ich sollte Landahl suchen und mich bei den Londoner Assekuradeuren umhören, ob es da, wie sie vermuteten,eine Verbindung gebe, und feststellen, ob das ganze Unternehmen womöglich von London aus organisiert wurde. Dass der Senator einen Weddemeister nach London geschickt hatte, erfuhr ich aus einem Brief, der mich aber erst just an dem Tag erreichte, als ich ihn bei Richter Fielding kennen lernte.»
    Bis zu jenem Abend, als die gesamte Becker’sche Gesellschaft mit Karla, aber ohne Wagner in den Aufruhr im Theater an der Drury Lane geriet, hatte Vinstedt schon herausgefunden, dass Jack Daniels’ Cockpit einer ihrer Treffpunkte war. Anders als Wagner besaß er Empfehlungen und gute Verbindungen zu den Londoner Assekuradeuren, die bei
Lloyd’s
ihre Geschäfte abschlossen. Dass er in der Kate beim Cockpit geradewegs in die Zentrale stolpern würde, hatte er allerdings nicht gewusst.
    Als er Richter Fielding besuchte, um ihn um Rat und Hilfe zu fragen, stand Wagner plötzlich im Zimmer, mit genau dem gleichen Anliegen, und so wurde ein Plan für den nächsten Abend beschlossen.
    «Ich war mehr als überrascht, in dem vermeintlichen Mitglied der deutschen Komödiantengesellschaft den angekündigten Hamburger Weddemeister zu sehen. Ich muss gestehen, Monsieur Wagner, dass mich Eure geschickte Tarnung als Komödiant immer noch beeindruckt.»
    «Sehr brav, der gute Wagner», unterbrach ihn der Senator und gönnte Wagner einen anerkennenden Blick. «Ich wusste gleich, dass unser Erster Weddemeister der richtige Mann für ein solches Unternehmen ist. Immer zu jedem Einsatz bereit, sei er noch so schwierig. Nur gut, dass ich daran gedacht hatte, Euch ein Empfehlungsschreiben mitzugeben, was, Wagner? Ohne so ein gesiegeltesPapier wärt Ihr kaum vorangekommen. Wollt Ihr Eurer Frau

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