Die englische Episode
Vergnügen aller Stände. Daniel Defoe, Autor des
Robinson Crusoe
und nicht als zimperlich bekannt, schrieb 1724: ‹Wenn ein Italiener, Deutscher oderFranzose zufällig in die Cockpits käme … würde er die Gesellschaft dort sicher für verrückt halten.› Elisabeth I. befahl zum Entertainment für ihren 17. Geburtstag Bären, Bullen und Affen zum Kampf. Seit der Zeit ihres Vaters Henry VIII waren T. zum königlichen Vergnügen geworden – gleich neben Tennis. In London und am südl. Themseufer gab es etliche Tierkampfarenen, die einander mit blutigen Grausamkeiten zu überbieten suchten. Der prestigereichste war der
Royal Cockpit
im St. James Park, wo es um Gewinne bis 200 Guineas ging, in Kneipen und Hinterhöfen wurden Hahnenkämpfe auch um ein paar Pennies veranstaltet.
Tothill Fields
Das weite, damals nur am Rande bebaute Areal lag südwestlich von London. Tatsächlich kämpften auf den T. F. Hunde gegen Bären (bear-baiting, bis 1793) und gegen Stiere (bull-baiting, bis 1820). Beliebt war es, auf den Rücken der Stiere Feuerwerk zu entzünden, um sie rasend zu machen.
Wedde
Die Organisation der Hamburger Behörden und Verwaltungen im 18. Jh. unterschied sich sehr stark von der heutigen. So ist auch die alte Wedde nicht mit der heutigen Polizei gleichzusetzen, doch auch zu ihren Aufgaben gehörte die Aufsicht über «die allgemeine Ordnung» und die Jagd auf Spitzbuben aller Art.
West, Benjamin
(1738 – 1820) Das 10. Kind eines Gastwirts in Pennsylvania, kaum des Schreibens kundig, lernte von den Indianern, in der Wildnis Farbpigmente zu finden. Mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein, Charme, einer Portion Glück und trotz seiner bescheidenen Quäkerherkunft großem gesellschaftlichem Geschick wurde er mit seinen Historiengemälden schnellberühmt und der ‹amerikanische Raffael› genannt. Er war über Philadelphia und Rom 1763 nach London gelangt, wo er neun Jahre später Hofmaler und 1792 zum Präsidenten der
Royal Academy of Arts
gewählt wurde. Er war einer der Ersten, der die Personen zeitgenössischer heldenhafter Ereignisse (‹The Death of General Wolfe›, 1770) auch in zeitgenössischer Kleidung anstatt griechisch-römischen Gewändern darstellte. Als engagierter Lehrer junger Amerikaner (in London) hatte er großen Einfluss auf die Entwicklung der nordamerikanischen Malerei.
Weymouth
Das kleine Seebad in Dorset und damit überhaupt die Sommerfrische am Meer wurde durch die Besuche König Georges III (1738 – 1820) populär, der ein begeisterter Schwimmer war. Bath, Treffpunkt der Reichen, Vornehmen und ihrer Epigonen, war ihm zu trubelig und mit seinem chronischen Verkehrschaos zu laut. Erst unter seinem Sohn und Nachfolger George IV (1762 – 1830), wurde
Brighton
zum Modebad des Adels und des Großbürgertums. Auch in London konnten Gentlemen schwimmen, im 18. Jh. gab es mindestens zwei Freibäder, Peerless Pool nahe Old Street und ein weiteres in den Goodman’s Fields. Beide hatten je ein kaltes und ein gewärmtes Becken, die etwa vierzig mal zwanzig Fuß maßen. Schwimmunterricht (natürlich nur für Männer) fand bei Bedarf täglich statt.
DANKSAGUNG
Bis auf einige historisch bedeutende Persönlichkeiten wie z. B. C. F. Abel oder David Garrick, die anno 1770 tatsächlich in London gelebt haben, sind Personen und Handlung dieses Romans Produkte meiner Phantasie. Ähnlichkeiten mit vergangener oder gegenwärtiger Realität wären reiner Zufall.
Wieder konnte ich aus dem großen Fundus der Fachliteratur und der Museen, Bibliotheken und Archive vor allem in Hamburg und London schöpfen. Für Unterstützung bei meiner Recherche zu diesem Buch habe ich vielen zu danken, besonders Prof. Dr. Peter Koch, Spezialist f. Versicherungsgeschichte in Aachen. Prof. Dr. Peter Berghaus in Münster, Dr. Ralf Wiechmann, Leiter der Münzsammlung des Museums f. Hamb. Geschichte. Günter Poppenborg im Museum der Arbeit in Hamburg, Dr. Harry Neß vom Internat. Arbeitskreis Druckgeschichte. Etwaige sachliche Fehler gehen einzig auf mein Konto. Meiner Lektorin Bettina von Bülow danke ich für ihre so beruhigende wie anregende professionelle Begleitung und das geduldige Krisenmanagement.
Ein besonderer Dank geht an Maria-Luise Boehlich, die bei einer ‹Auktion der unbezahlbaren Gelegenheiten› im Oktober 2001 mit einer veritablen Spende an den Hamburger Verein ‹Nutzmüll› auch ihren Namen für diesen Roman zur
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