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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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durfte er zum Holzschuppen gehen.
    Â»Ich wollte … ich wollte dir schon immer dafür danken, dass du mir damals in der Nacht geholfen hast. Du weißt schon, im Wald … wo wir den Schwarzen gefunden haben.«
    Donovan schnaubte. »Wem soll ich da geholfen haben? Der Nigger war doch schon tot, von dem hatte keiner mehr was, weder du noch ich.«
    Â»Aber du hast mir geholfen, als ich allein im Dunkeln auf der Straße unterwegs war. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn du nicht gekommen wärst.« Während Honor sprach, fielen ihr die Gefühle jener Nacht wieder ein und der kurze Moment, in dem sie und Donovan sich ganz nahe gewesen waren. Sie hoffte, dass sich auch Donovan an die Nacht im Wald erinnern würde und seine Gedanken von den Geschehnissen hinterm Haus abschweiften. »Ich wünschte, du könntest dich ändern«, fügte sie noch hinzu.
    Â»Und was würde mir das bringen?«
    Noch bevor Honor antworten konnte, gab Comfort ein leises Wimmern von sich, das erste Zeichen, dass sie gleich aufwachen würde.
    Donovan verzog das Gesicht. »Nichts würde es mir bringen. Jedenfalls jetzt nicht mehr.« Er drehte sich um und ging durch die Küche in den Garten.
    In der Hoffnung, Comfort wieder zum Schlafen zu bringen, schaukelte Honor die Wiege, doch ihre Tochter war bereits hellwach. Honor nahm sie, legte sie sich über die Schulter und ging mit ihr im Laden auf und ab, wobei sie ihr beruhigend den Rücken klopfte. Gleichzeitig lauschte sie angestrengt auf Geräusche von draußen. Was ging beim Holzschuppen vor sich?
    Wenige Minuten später tauchte Belle mit dem Arm voller Holzscheite auf, die sie in die Kiste neben dem Ofen fallen ließ. Donovan folgte ihr auf den Fersen. »Donovan, welcher Bruder lässt seine Schwester Holz ins Haus schleppen, ohne selbst auch nur einen Finger zu rühren? Schäm dich, verdammt noch mal, was bist du nur für ein Kerl? Du tust wirklich alles, damit die Leute einen möglichst schlechten Eindruck von dir bekommen. Was meinst du, was Honor hier von solchen Manieren hält?«, schimpfte Belle. Sie ging vor dem Ofen in die Hocke und schichtete das Holz aufeinander.
    Â»Was ist nun, holst du mir jetzt noch ein paar Scheite, oder muss ich hier alles alleine machen?«
    Donovan runzelte die Stirn und ging zurück nach draußen. Er muss jünger sein als Belle, dachte Honor, die sich erinnerte, welche Autorität ihre älteren Brüder früher über sie und Grace gehabt hatten.
    Belle öffnete die Ofentür und legte Holz nach, obwohl das eigentlich nicht mehr nötig war. An diesem Tag würden keine Kundinnen mehr kommen. Honor und sie würden bald zusammen in die Küche gehen und sich dort ans Feuer setzen. Der unnötige Handgriff verriet Belles Nervosität.
    Donovan kam mit einem Arm voll Holz zurück. Diesmal folgte ihm Thomas.
    Â»Das sollte dir bis Weihnachten reichen, Belle«, sagte Thomas, »aber wenn du willst, mach ich dir den Schuppen ganz voll, wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin.«
    Â»Danke, Thomas. Was schulde ich dir?« Während Belle und Thomas an die Ladentheke traten, um das Geschäftliche zu erledigen, begann Donovan das mitgebrachte Holz auf den von seiner Schwester angefangenen Stapel zu schichten. Comfort konnte mittlerweile richtig fokussieren, und von Honors Schulter aus folgten ihre Augen jeder Bewegung des fremden Mannes. Donovan schien sich unter dem Blick des Babys unwohl zu fühlen, denn er brachte seine Arbeit hastig zu Ende. Als Thomas durch die Küche nach draußen zu seinem Wagen ging, erhob sich Donovan aus der Hocke und trat auf die Eingangstür zu.
    Â»Willst du nicht noch ’nen Kaffee mit uns trinken, bevor du gehst, Donovan?«, fragte Belle. Es klang spöttisch.
    Â»Ich vergraul dir doch nur die Kundinnen. Passt besser auf, Belle und Honor, ich bin hier noch nicht fertig.« Er knallte die Tür hinter sich zu.
    Belle grinste. »Das Baby ist ihm unheimlicher als jeder andere Mensch auf der Welt. Ach, Comfort, du solltest für immer bei mir bleiben, dann hätte ich endlich Ruhe vor ihm. Du bist mein Talisman.« Sie küsste Comfort auf das feine weißblonde Haar. Nur selten zeigte sie dem Baby gegenüber so deutlich ihre Zuneigung.
    Sie lauschten, wie Donovans Pferd davontrabte. »Honor, geh ans Fenster und schau nach, ob er auch draufsitzt«, sagte Belle. »Mit dem Trick

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