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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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Signaturquilt.
    Später musste Honor sich eingestehen, dass sie ihr Entsetzen über ihr neues Zuhause vielleicht nicht gut genug verborgen hatte. Kein Wunder, dass Abigail nun beleidigt war. Auf Honor jedoch wirkte nicht nur das Haus unfertig und provisorisch, sondern ganz Faithwell. Als sie mit Adam aus Wellington ankam, hatte sie erst gedacht, die paar verstreuten Häuser seien nur die Vorboten einer größeren Siedlung, doch als sie am nächsten Morgen einen Erkundungsspaziergang mit Abigail machte, musste sie erkennen, dass sie sich geirrt hatte. Obwohl es regnete und die Straße vorm Haus eine einzige Schlammfläche war, hatte Abigail darauf bestanden, nach draußen zu gehen. Es war fast, als hätte sie Angst davor, mit Honor allein zu sein, denn Adam war schon frühmorgens zum Laden nach Oberlin aufgebrochen. Als Honor vorschlug, das Ende des Regenschauers abzuwarten, runzelte Abigail die Stirn und setzte ihre Haube auf. »Ich habe gehört, dass es in England die ganze Zeit regnet«, entgegnete sie schnippisch und band die Haubenbänder unterm Kinn zusammen. »Du solltest es doch gewöhnt sein. Aber die graugelbe Haube setzt du besser nicht auf, die ist zu modisch für Faithwell.«
    Honor hatte längst beschlossen, Belles Geschenk wegzulegen. Sie fragte sich, ob sie wohl jemals an einem Ort leben würde, an dem sie eine solche Haube tragen konnte. Grace hätte es sicher geschafft, sie auch in Faithwell aufzusetzen.
    Sie folgte Abigail die Straße entlang. Über die Planken, die zu diesem Zweck ausgelegt waren, suchten sie sich einen Weg durch den Matsch, allerdings waren auch die Bretter längst schlammverschmiert. Sie kamen an ein paar Häusern vorbei, die ähnlich gebaut waren wie das von Adam und Abigail. Außer Abigail und Honor war niemand auf der Straße unterwegs, auch der Kaufladen war bis auf den Krämer selbst leer. Er begrüßte Honor freundlich, in der offenen und ehrlichen Art, die sie von den Freunden in England kannte. Der Laden selbst war klein und sehr einfach. Den meisten Raum nahmen Fässer mit Mehl, Rohrzucker, Maisgries und Melasse ein. In den wenigen Regalen entdeckte Honor ein Sammelsurium aus Kerzen, Schnürsenkeln, einem Block Schreibpapier, einem Wischlappen und einem Handfeger, als sei eines Tages ein Hausierer vorbeigekommen und habe den Ladenbesitzer davon überzeugt, dass er jeweils ein Exemplar von jedem dieser Artikel auf Lager haben müsse, falls einmal jemand danach fragte.
    Honor lächelte angestrengt weiter, sah sich alles interessiert an und versuchte ihre wahren Gedanken zu verbergen: Diese Fässer und Regale waren ein Symbol für die Beschränkungen ihres neuen Lebens. Ein Blecheimer, ein Briefchen Nadeln, ein Essigfass, ein paar einsam und traurig in den Regalen verstreute Verkaufsartikel – das war alles, was Faithwell zu bieten hatte. Es gab keinen Laden, in dem einen Süßigkeiten oder schöne Stoffe in Versuchung führten; keine Ecke, um die man zu anderen Geschäften in einer matschfreien Straße hätte biegen können; keine enteneierblauen Bodendielen. Adam hatte in seinen Briefen an Grace zwar nicht direkt gelogen, doch zumindest übertrieben, als er Faithwell als florierende Gemeinde bezeichnete. »Faithwell ist klein, doch es wächst«, hatte er geschrieben. »Ich bin mir sicher, dass es einmal eine florierende Gemeinde werden wird.« Vielleicht hätte Honor mehr darauf achten müssen, welche Zeit Adam verwendete – das Futur.
    Zurück im Haus, versuchte sie Abigail zu helfen. Sie spülte das Geschirr, schrubbte die Töpfe, schüttelte die ovalen Flickenteppiche aus, die überall im Haus lagen, holte Holz herein und fegte die Asche aus dem Ofen, um sie im Plumpsklo zu versenken. »Stilles Örtchen«, murmelte sie dabei vor sich hin. Bei jedem Handgriff bat sie Abigail um Anweisungen, um sie nicht mit fremden Gewohnheiten zu beleidigen, die andeuten könnten, ihre Gastgeberin mache etwas falsch. Abigail gehörte zu den Frauen, die genau so reagierten.
    Den ersten großen Fehler beging Honor, als sie die Küche und die Vorratskammer ausfegte. »Habt ihr keine Katze?«, fragte sie, als sich der Mäusekot im Kehricht häufte.
    Abigail ließ das Messer fallen, mit dem sie gerade Kartoffeln schälte. »Um Himmels willen, nein! Von Katzen muss ich niesen.« Sie verschwand in der Vorratskammer und kam mit einem

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