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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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er befindet sich auf der Flucht, hat jedoch in Lady Boleyn eine Fürsprecherin gefunden. Sein Name ist … Frith, glaube ich. Falls Ihr ihm begegnet, dann weitet die Begnadigung des Königs auch auf ihn aus. Sagt ihm, er soll nach England zurückkommen. Er hat hier einflussreiche Freunde.«
    Stephen nickte noch einmal, entfernte sich dann unter Verbeugungen so schnell wie möglich, damit ihm der König nicht womöglich noch weitere Namen nannte.

17

    [Der] Klerus hat mit heimtückischer List den Gehorsam missbraucht, obwohl er sich selbst dazu verpflichtet hat, Gott zu dienen.
    William Tyndale,
»Der Gehorsam eines Christenmenschen«, 1528.
    T om Lasser betrachtete die Frau, die an der Reling des Achterdecks lehnte. Das stolze Profil hatte sie der Sonne entgegengereckt, das glänzende Haar flatterte im Wind. Eigentlich sollte sie am Bug stehen, dachte er, wie die schöne Helena, um derentwillen eintausend Schiffe in See gestochen waren.
    »Wie ich sehe, seid Ihr noch immer seefest«, sagte er.
    Sie wandte ihr Gesicht vom Wasser ab und sah ihn an. Sie lächelte.
    »Solange ich Endors Zaubertrank trinke, ja.«
    »Ich glaube, dass Ihr uns Glück und günstige Winde gebracht habt«, sagte er und zeigte auf die geblähten Segel.
    »Es war Gott, der die günstigen Winde geschickt hat, Kapitän, nicht ich.«
    Sie hatte vermutlich recht. Der Mensch war zwar seines Glückes Schmied, aber über die Winde konnte er noch nicht gebieten. Sie hatten die westliche Spitze Englands in nur zwei Tagen umrundet. Nach zwei weiteren Tagen hatten sie die Straße von Dover erreicht, die schmalste Stelle des Ärmelkanals, zwischen Calais auf der einen und der englischen Küste auf der anderen Seite, sie waren so nahe, dass sie die Seeschwalben hören konnten, die in den weißen Felsen nisteten. Sie waren nur ein einziges Mal aufgefordert worden, sich zu erkennen zu geben, und zwar als sie sich der Mündung des Flusses näherten, der nach Rye führte. Die Strömung und der Wind waren ihnen jedoch zu Hilfe gekommen, und sie waren dem kleinen Zollboot davongefahren.
    »Ist dieser breite Meeresarm dort drüben die Mündung der Themse?«, fragte sie und zeigte dorthin, wo das brackige Wasser des Flusses auf das Meer traf.
    »Ja«, sagte er und vollführte eine Umdrehung des Steuerrades, um die Siren’s Song nach Osten auf den Kontinent zuzusteuern. Er war heute ungewöhnlich gut gelaunt. Eine kräftige Brise sorgte für einen kurzen, unregelmäßigen Wellenschlag. Die Segel blähten sich. England lag noch in Sichtweite, und es war nach wie vor Wachsamkeit vonnöten, aber wenn sie eine scharfe Wendung nach Osten machten, erreichten sie noch vor Einbruch der Nacht die Docks von Antwerpen. Dann wären sie nur noch ein Handelsschiff unter vielen hundert anderen, die den Hafen tagtäglich anliefen. Aber sie waren noch nicht in Sicherheit. Deshalb achtete der Kapitän sehr darauf, sich in der Mitte des Kanals zu halten und es zu vermeiden, der englischen Küste zu nahe zu kommen.
    »London liegt nur ein Stück den Fluss hinauf«, sagte er. »Wahrscheinlich könntet Ihr es sogar im Wind riechen.«
    Sie hatten die Bucht der Themse bei Ebbe passiert. Noch ein glücklicher Zufall, dachte er, denn die Schiffe der Zollbeamten und die Zollbeamten konnten deshalb nicht auslaufen.
    »Es riecht nach zu Hause«, sagte sie. In ihrer Stimme schwang plötzlich ein trauriger Unterton mit. Der Kapitän verspürte den Drang, den kummervollen Zug um ihren Mund zu vertreiben. Er suchte nach einer schlagfertigen Bemerkung, damit sie ihr Gesicht wieder den Strahlen der Sonne entgegenhob und jene Haltung einnahm, die er gerade noch bewundert hatte, als sich ihr Mann zu ihr an die Reling stellte.
    Tom spürte einen kurzen Moment des Ärgers, als er sah, wie John Frith den Arm um die Taille seiner Frau legte, so selbstverständlich, als gehöre er dorthin – was natürlich auch der Fall ist, ermahnte er sich.
    »Die Siren’s Song hat ihre Aufgabe gut gemacht, Kapitän. Es war eine schöne Reise. Wir sind Euch und Eurem schönen Schiff sehr dankbar. Odysseus hätte es nicht besser machen können.« Tom lachte. Er konnte einfach nicht anders. Er mochte diesen Mann, mochte seine entspannte Anmut und seinen Optimismus, so als wäre ihm nie etwas Schlimmes widerfahren. Erstaunlich nach alledem, was er durchgemacht hatte. Er und John hatten ein paar Pints Ale miteinander getrunken und dabei so viele Geschichten ausgetauscht, dass Tom ihn als liebenswürdigen Passagier in

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