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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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gegeben, wenn wir angelegt haben, habe ihr etwas zu essen gekauft. Jedenfalls war sie bei mir, als man mich verhaftete, weil ich französischen Wein geschmuggelt hatte. Guten französischen Wein so wie Ihr ihn letzten Abend genossen habt. Ich hatte gerade im Kartenspiel verloren, und deshalb fehlte mir das Geld, um mich freizukaufen. Also steckte man mich ins Fleet und Endor gleich mit. Wenn Humphrey Monmouth nicht gewesen wäre, säßen wir beide wohl noch immer dort. Als Endor freikam, war sie so schwach, dass ich sie für eine Nacht an Bord nahm. Für eine einzige Nacht wohlgemerkt. Wir wollten sowieso gleich am nächsten Morgen den Anker lichten.« Er stieß ein leises Lachen aus. »Ihr seht, dass sie es sich hier ziemlich bequem gemacht hat. Das war sie. Nicht ich.«
    »Es war dennoch eine mutige und großartige Tat«, sagte John und fügte mit einem breiten Grinsen hinzu: »Ihr kennt also Sir Humphrey? Dann seid Ihr einer von uns?«
    »Einer von euch? Oh …« Er lachte. »Nein. Da muss ich Euch leider enttäuschen. Ich bin keineswegs ein Anhänger Luthers.«
    »Wie ein guter Katholik benehmt Ihr Euch aber auch nicht gerade«, sagte Kate frostig.
    »Muss denn ein Mann das eine oder das andere sein? Ich bin der Kapitän eines Schiffes. Ich gebe nicht vor, ein Theologe zu sein – und bis auf Euren durchaus sympathischen Ehemann hier bin ich auch noch keinem begegnet, mit dem ich meine Zeit verbringen wollte.«
    »Warum riskiert Ihr dann …«
    »Nur wenn ein Mann ein Risiko eingeht, spürt er, dass er noch am Leben ist. Abgesehen davon war Sir Humphrey ein guter Freund meines Vaters. Ich bin der zweitgeborene Sohn. Für mich war eine kirchliche Laufbahn vorgesehen … nun, wie Ihr sagtet …« Er zeigte auf die See, auf der die Sonne glitzerte. Während die Wellen sich kräuselten, regnete es Schauer von Diamanten. »Habt Ihr jemals eine Kathedrale gesehen, die so herrlich gewesen wäre? Sir Humphrey hat mir das Geld geliehen, das ich brauchte, um die Siren’s Song zu kaufen. Ich arbeite für ihn, und er arbeitet zufällig für … die Lutheraner oder die Ketzer oder wie auch immer Ihr sie nennen wollt.«
    John antwortete nicht sofort. Sein Blick wanderte aufs Meer hinaus. Er zeigte auf die Mündung der Themse, die hinter ihnen lag.
    »Kapitän, müssen wir uns Sorgen machen?«
    Jetzt sah Tom es auch. Ein Lotsenboot hatte die Bucht verlassen und steuerte mit großer Geschwindigkeit auf den Hauptkanal zu.
    »Könnte sein, dass sie die Galeone zum Ziel haben, die südlich von uns segelt.«
    Aber das kleine Boot drehte nicht nach Süden ab. Es kam direkt auf sie zu.
    »Alle Mann an Deck!«, schrie Tom. »Hisst das Großsegel!« Sofort gab es ein hektisches Durcheinander von Beinen, Händen und Ellbogen an Deck, als das Großsegel losgemacht wurde. »Die Beisegel auch«, rief er. Wenn sie jetzt nach Norden abdrehten, konnten sie dem Lotsenboot leicht entkommen. Aber genau in diesem Moment atmete der Meeresgott tief ein, und der Wind legte sich. Nicht die kleinste Brise war mehr zu spüren. Das Segel hing schlaff vom Mast herunter.
    Das Lotsenboot war mit sechs Ruderern bemannt und näherte sich rasch.
    »Es hat eine Flagge gehisst«, sagte Kate.
    »Das ist das Grün und Weiß der Tudors. Wir werden sie an Bord lassen müssen, wenn sie darauf bestehen. Ihr geht am besten nach unten.«
    »Aber …«
    »Geht nach unten«, schrie er sie an. »Wir wissen nicht, was sie wollen. Sie sollen nicht auf Euch aufmerksam werden.«
    Fast hätten wir es geschafft, dachte er. In der Zwischenzeit lag das Boot längsseits.
    »Wir bitten um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Kapitän«, rief ein Mann, der am Bug stand.
    »Und wer bittet darum?«
    »König Heinrich von England, Kapitän. Wir haben einen Passagier für Euch.«
    Er stöhnte innerlich. Genau das hat mir noch gefehlt. Noch ein Passagier.
    »Erlaubnis erteilt«, sagte er.
    Wahrscheinlich irgendein Höfling, der nicht auf die Flut warten wollte. Sie erreichten Antwerpen spätestens bei Einbruch der Nacht, dann wäre er endlich alle los – auch die Frau, die sich zu den merkwürdigsten Zeiten und Gelegenheiten ungebeten in seine Gedanken drängte. Aber sie war die Ehefrau eines anderen. Mit ein wenig Glück würde er keinen von beiden je wiedersehen.
    Es klopfte an der Tür, Thomas More blickte jedoch nicht von seinem Schreibtisch auf. Er hatte sich seit dem frühen Morgen in seinem Studierzimmer eingeschlossen, um so konzentriert wie möglich an seiner Erwiderung auf

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