Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
Vom Netzwerk:
lassen«, sagte er zu den Höflingen, die vor dem Empfangssaal des Königs beim Würfelspiel saßen. Sie spielten weiter, ohne ihn auch nur anzusehen.
    »Er ist im Zimmer des Kardinals.«
    »Ist der Kardinal bei ihm?«
    »Der Kardinal!«, schnaubte einer von ihnen. »Der Kardinal ist in York und leckt sich seine Wunden.«
    »Er leckt sich seine Wunden?«
    »Habt Ihr es denn nicht gehört?« Jetzt endlich blickte der Sprecher auf und fügte hinzu: »Aber wie solltet Ihr auch? Wir haben Euch hier eine ganze Weile nicht mehr gesehen, Vaughan. Seid Ihr etwa auch in Ungnade gefallen?«
    Stephen ignorierte den spöttischen Unterton. Die anderen lachten. Ein wenig nervös, wie Stephen fand. Ein leises Kichern folgte, als einer der Würfelspieler murmelte:
    »Seine Majestät ist wahrscheinlich damit beschäftigt, für die neuen Wandteppiche Maß zu nehmen. Ich habe gehört, dass der König vorhat, York Place in Whitehall umzutaufen. Hört sich für einen Palast ganz gut an. Ich würde nur zu gern Wolseys Gesicht sehen, wenn er das erfährt!«
    Der Würfel fiel klappernd auf den Tisch.
    »Eine Zwei. Hier, da kannst du Wolseys Gesicht sehen!«
    Der Verlierer schnippte einen goldenen Sovereign mit dem Konterfei des Kardinals in die Richtung des Gewinners, der grinste und die Münze in die Luft hielt.
    »Gesicht und Kopf. In Gold geprägt auf einer Münze des Königreichs. Wie tief die Mächtigen doch fallen können.«
    »Nicht tief genug. Arroganter Bastard.« Es war nicht klar, ob der Verlierer damit Wolsey oder seinen Mitspieler meinte, bis er brummte: »Es liegt nur an der großen Gnade Seiner Majestät, dass dieser Hurensohn eines Fleischers aus Smithfield seinen Kopf noch auf den Schultern trägt.« Und dann, so als erinnere er sich erst jetzt wieder daran, dass Stephen neben ihm stand, nickte er abrupt. »Geht nach oben. Seine Majestät sagte, dass wir nach Euch Ausschau halten sollten. Sein Waffenmeister ist bei ihm, aber wir sollen Euch trotzdem hinaufschicken.«
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte Stephen die Treppe hinauf, während sein Schwert klirrend gegen das Geländer schlug.
    »Vaughan, kommt herein!«, brüllte eine Stimme, laut wie ein Stier.
    Es war die Stimme des Königs, und sie klang wütend.
    Zu seiner großen Erleichterung stellte Stephen jedoch schnell fest, dass es nicht er, sondern der Waffenmeister war, dem der Unmut des Königs galt.
    »Seht Euch das an, Vaughan!«, schrie der König und schlug mit seinem Schwert gegen die Schamkapsel einer Rüstung, hinter der der Handwerksmeister in Deckung gegangen war. »Sieht das für Euch so aus, als wäre dieser … dieser … armselige Hosenlatz der passende Schutz für die Männlichkeit eines Königs? Anscheinend haltet Ihr nicht viel von Eurem König als Mann, Waffenmeister.«
    »Ein Versehen, Euer Majestät, ein Versehen.« Der Waffenmeister rang verzweifelt die Hände. »Der Lehrling muss die … die herrlichen Proportionen Eurer Majestät falsch gemessen haben. Er ist ein Dummkopf. Ich werde dafür sorgen, dass er eine Tracht Prügel bekommt.«
    »Und was ist mit Euch? Wer wird dafür sorgen, dass Ihr eine Tracht Prügel bekommt, weil Ihr Euch die Rüstung nicht genau angesehen habt, bevor Ihr uns eine solche Beleidigung präsentiertet?«
    Der Waffenmeister wurde leichenblass.
    »Euer Majestät, bitte, ich …«
    »Ach, geht mir aus den Augen. Und nehmt dieses Ding mit.« Der König trat mit dem Absatz seines Stiefels gegen die Rüstung. Das Klirren hallte von den Deckenbalken wider. Der Waffenmeister zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen. »Ändert das«, knurrte der König. »Und dann bringt die Rüstung in vierzehn Tagen in meinen Palast in Richmond. Und wagt es ja nicht, mich noch einmal so zu enttäuschen.«
    »Ja, Euer Majestät. Ich werde mich persönlich darum kümmern«, sagte er, während er sich verbeugte. »Sie wird so majestätisch sein wie Euer …«
    »Los jetzt. Verschwindet!« Der König scheuchte ihn davon. »Das Schwert könnt Ihr dalassen.«
    Er nahm den Zweihänder und schwang ihn über seinem Kopf zuerst nach rechts und dann nach links. Stephen bedauerte schon jetzt jeden Gegner des Königs. »Der große Harry«, wie das Volk ihn nannte, war für sein Können im Umgang mit dem Zweihänder berühmt.
    »Hat ein gutes Gewicht. Jedenfalls kann man damit einen Franzosen oder einen unverschämten Waffenmeister aufschlitzen.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung warf er Stephen das Schwert zu, dem es glücklicherweise

Weitere Kostenlose Bücher