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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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hinterhergeritten, begleitet von Charles Brandon und Lord Neville, damit sie, wie er sagte, »seine reumütige Entschuldigung bezeugen« konnten. War ihm denn nicht bewusst, dass diese beiden, die Zeugen ihrer Demütigung geworden waren, die letzten Menschen waren, die sie jetzt sehen wollte?
    Aber wie hätte sie dem König nicht vergeben können, wo er doch der Kälte und dem Regen trotzte, um ihr nicht nur das Miniaturgemälde zu überbringen, dessen beleidigendes H K übermalt worden war, sondern auch eine Smaragdkette und drei Ballen karminrotes, mit Gold durchwirktes Tuch? Welche Frau hätte Heinrich Tudor in all seinem Glanz, ganz besonders einem Heinrich Tudor, der mit solchen Geschenken kam, widerstehen können? Er hatte sich und sein Pferd so prächtig herausgeputzt, dass selbst die Sonne vor Neid erblasste.
    »Ich sehe an Eurer Kleidung, dass Ihr nicht auf der Jagd gewesen seid, Euer Majestät.«
    Sie standen im großen Saal und sahen gemeinsam auf den regennassen Garten hinaus. Ihr Herz schlug ein wenig unregelmäßig. Ob es an der Pracht seiner Kleidung oder an der eindrucksvollen Erscheinung ihres Freiers lag, konnte sie nicht sagen.
    »Ich befinde mich aber auf der Jagd.« Er warf ihr ein spitzbübisches Lächeln zu. »Manche Beute verdient eben ein prächtigeres Gewand.«
    »Dann bin ich also nichts anderes als eine Jagdbeute für Euch, Mylord?«, sagte sie so leise, dass Neville und Brandon es nicht hören konnten.
    »Ja. Aber Ihr seid eine Beute, die eines Königs würdig ist. Und ich bin die Eure. Eine Beute, wie sie einer Königin würdig ist.« Sie spürte, wie das Blut in ihren Schläfen klopfte. Sie wollte ihn beschimpfen, wollte ihm mit den Fäusten auf die Brust trommeln. Gleichzeitig wollte sie mit ihren Lippen die seinen streifen, spüren, wie er sich voller Verlangen an sie drückte. Sie tat jedoch nichts von alledem. Stattdessen nahm sie all ihre Willenskraft zusammen, um sich in Gegenwart seiner Gefolgsleute so sittsam zu benehmen wie jede andere Maid.
    Er drückte ihr die Miniatur in die Hand. »Eines Tages werden die goldenen Lettern H A die Porträts des Königs zieren. Heinrich und Anne.« Er ging hin und her. Wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster zu den Eiben im Garten hinaus, wo ein paar Saatkrähen Schutz vor dem Regen gesucht hatten. Sein Lächeln verschwand so schnell von seinem Gesicht, wie es gekommen war. »Werdet Ihr dann zufrieden sein?«
    »Das werde ich, Mylord. In Eurer Gegenwart bin ich stets glücklich. Soll ich zusammen mit Euch an den Hof zurückkehren?«
    Sie sehnte sich nach dem Leben am Hof. Auch wenn sie an jenem Ort viele Feinde hatte, so fühlte sie sich dort wesentlich wohler als in der klösterlichen Abgeschiedenheit auf dem väterlichen Anwesen. Als ihr Vater zu seiner Reise auf den Kontinent aufgebrochen war, hatte sie ihn angebettelt, ihn begleiten zu dürfen, so wie sie es früher oft getan hatte. Er hatte ihr diesen Wunsch abgeschlagen, denn vielleicht wünschte der König, dass sie ihm Gesellschaft leistete.
    Offensichtlich hatte der König jedoch kein Verlangen nach ihrer Gesellschaft. Er runzelte die Stirn.
    »Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn Ihr erst einmal eine Weile hierbleibt. Kardinal Carpeggio befindet sich gerade auf dem Weg von Rom nach London. Ich hege die Hoffnung, dass sich trotz Wolseys Pfuscherei und Versagen doch noch eine Lösung finden lässt und eine Konfrontation mit Rom vermieden werden kann. Der Kardinal sollte uns jedoch keinesfalls zusammen sehen. Er muss von Eurer Tugend voll und ganz überzeugt sein und davon, dass es richtig ist, wenn wir heiraten.«
    »Und was ist mit Katherine? Ist sie auch davon überzeugt?«
    »Das wird sie niemals sein. Obwohl ich schon seit zwei Jahren nicht mehr das Lager mit ihr teile, hofft sie noch immer. Ich kann sie nicht davon überzeugen, dass ihre Verbindung mit mir eine Sünde war und ist. Wenn sie in ein Kloster ginge, stünde sie unserer Ehe nicht mehr im Weg. Aber das wird sie niemals tun.«
    »Dann hält sie sich also immer noch in Greenwich auf und lebt in den königlichen Gemächern?«
    »So ist es. Bis diese Sache nicht endgültig geregelt ist, kann ich es mir nicht leisten, mir den König von Spanien und den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs zum Feind zu machen. Karl will schon bald seine ›allerliebste Tante‹ besuchen. Ferdinand wird sich niemals überzeugen lassen, aber Karl scheint durchaus ein vernünftiger Mensch zu sein. Ich bin tatsächlich bereits auf dem Weg

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