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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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auf der Stelle den Arm.«
    Als John mit schmerzendem Arm vorwärtsstolperte, war er sich sicher, dass sich die Nachricht bis Einbruch der Dunkelheit in ganz Essex herumgesprochen haben würde. Und hoffentlich bis an Cromwells Ohren dringt. Bitte, lieber Gott , betete er und dachte an den Fischkeller. Er wusste, dass er nicht die Kraft besaß, das alles noch einmal zu ertragen. Diesmal war alles anders. Diesmal stand mehr als nur sein Leben auf dem Spiel. Diesmal ging es um Kate – und ihr gemeinsames Kind, das sie unter dem Herzen trug. Gott sei Dank weiß sie nichts davon , dachte er. Eines Tages werde ich es ihr bestimmt erzählen. Wenn ich wieder frei bin. Wenn alles gut ist.

35

    Ich komme hierher, ihr guten Leute, als Ketzer angeklagt und verurteilt. Mein Ankläger und Richter ist Thomas More. Und dies sind die Punkte, für die ich sterbe. Erstens sage ich, es ist legitim, dass jedem Mann und jeder Frau das Wort Gottes in seiner Muttersprache zur Verfügung steht. Zweitens, dass der Bischof von Rom der Antichrist ist … Der Herr möge Sir Thomas More vergeben.
    Erklärung von James Bainham vor seiner Verbrennung, April 1532.
    W ährend die Schatten der Abenddämmerung dichter wurden, kroch eine unangenehme Kälte in den Wagen. John Frith zog seinen wollenen Mantel fester um sich und versuchte nachzudenken. Die Männer, die ihn gefangen genommen hatten, brachten ihn entweder nach London zu Bischof Stokesley oder aber zu Thomas More, in dessen Haus in Chelsea man ihn mit Sicherheit jener Art von unrechtmäßiger Befragung unterziehen würde, die More seit Jahren praktizierte. Er musste also einen Fluchtversuch wagen, bevor sie ihr Ziel erreichten.
    Einer der Männer war vorausgeritten – zweifellos, um den Lohn für die erfolgreiche Jagd auf ihn zu kassieren –, und einer saß vorn auf dem Kutschbock. Damit waren seine Chancen zu entkommen zwar gestiegen, aber der grinsende Riese, der mit gezücktem Dolch neben ihm saß, machte den Eindruck, als könne er ihn mit bloßen Händen in Stücke reißen. John hatte anfänglich versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, in der Hoffnung, sein Mitleid zu wecken. Dies jedoch war fehlgeschlagen.
    »Wohin bringt Ihr mich?«
    »Das werdet Ihr erfahren, wenn wir da sind.«
    »Ich nehme nicht an, dass Ihr es in Erwägung ziehen könntet, mir die Hände vor dem Körper, anstatt hinter dem Rücken zu fesseln? Der Bischof möchte doch sicher keine beschädigte Ware erhalten.«
    Der Riese sah ihn misstrauisch an.
    »Welchen Unterschied macht es, wie Eure Hände gefesselt sind?«
    »Mein Arm ist inzwischen taub geworden, und mein Handgelenk schlägt ständig gegen die Rückwand.«
    »Bis London ist es nur noch eine Stunde.«
    Der Wagen rumpelte und ruckte im Takt zum rhythmischen Hufgeklapper der Pferde und dem Quietschen der eisenbeschlagenen Räder. John schloss die Augen und tat so, als wäre er eingenickt, während er in Gedanken eine Möglichkeit nach der anderen durchging und wieder verwarf. Wenn er fliehen wollte, musste er die Männer irgendwie dazu bringen, dass sie Halt machten. Vielleicht konnte er eine Art Anfall vortäuschen. Aber das alles musste sehr schnell gehen. Er musste seine Bewacher überrumpeln. Und es durfte nicht auf offener Straße geschehen. Falls er es lebend aus dem Wagen schaffte, musste er sich irgendwo schnell verstecken.
    Als sie sich Bishopsgate näherten, hörte er plötzlich Hufgetrappel, das immer näher kam. Er stellte sich gerade die Gassen und Straßen von Bishopsgate vor, als die Hufschläge abrupt verstummten. Die Räder des Wagens kamen quietschend zum Stehen, als der Kutscher die Pferde anhielt.
    Jetzt! Dies war seine Chance, das Weite zu suchen. Während er so tat, als würde er noch schlafen, öffnete John seine Lider einen Spalt. Dann riss er die Augen ganz auf. Soldaten! Die Reiter trugen die Farben des Königs. Sein Bewacher rutschte näher zu ihm.
    »Wir haben einen Gefangenen für Bischof Stokesley«, sagte der Mann auf dem Kutschbock so laut, dass seine Stimme im Wagen zu vernehmen war. John öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Der Dolch drückte in seine Seite, eine freundliche Ermahnung seines Bewachers.
    »Um wen handelt es sich?« Einer der Soldaten sah in den Wagen.
    »Frith«, rief John. »John Frith.« Der Dolch bohrte sich in seine Seite, aber John wusste, dass sie ihn hier und jetzt nicht umbringen würden. Dies war seine Chance. Vielleicht die einzige.
    »Ich bin ein Gelehrter aus Antwerpen. Ich bin gekommen, um

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