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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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zu regnen, schließlich schüttete es wie aus Eimern. Das Wasser sammelte sich auf dem Boden des Bootes.
    »Wir sollten anlegen und uns einen Unterschlupf suchen. Außerdem brauchen wir etwas, womit wir das Boot ausschöpfen können«, rief Swinford ihr zu.
    Sie nickte, nahm das Ruder wieder auf und begann, das Brennen in ihrem Oberarm ignorierend, kräftig zu rudern. Wenn sie erst einmal das Ufer erreicht hatten, konnte sie sich eine versteckte Stelle suchen, um sich zu erleichtern. Zum ersten Mal an diesem Tag war sie über den Regen froh.
    Als sie Reading endlich erreichten, schlugen die Kirchenglocken zur Komplet. Kate war zu müde, um sich auch nur zu fragen, wohin sie gingen, während sie ihrem Begleiter eine gewundene Straße zu einer Reihe von Fachwerkhäusern folgte, die sich über ihr zur Straße hin neigten. Vor dem dritten Haus blieb Swinford stehen und klopfte leise an die Tür. Eine Frau mit einer spitzenverzierten Nachtmütze und einem Schal über ihrem Nachthemd öffnete ihnen. Sie hielt eine Kerze in der Hand, deren Flamme sie mit der anderen Hand abschirmte, damit das Licht nicht auf die Straße fiel.
    »Wir haben nicht mehr mit Euch gerechnet«, sagte sie mit leiser Stimme. »Der andere ist schon da. Ich habe für euch beide zwei Strohmatratzen neben dem Kamin in der Küche bereitgelegt.« Während sie sprach, führte sie sie in die Küche. Der Geruch von gekochter Gerste und Rindfleisch führte dazu, dass Kates Magen zu knurren anfing. Die Frau zündete mit ihrer Kerze die Binsenlichter an der Wand an. Schatten tanzten durch den Raum. »Auf dem Tisch steht Brot, und im Kessel ist noch heiße Suppe. Sie wird euch wärmen. Ich wünsche euch eine gute Nacht.«
    Kate war zu müde, um etwas von der Suppe zu essen. Sie brach sich lediglich ein Stück von dem Brot ab, um ihren knurrenden Magen zum Schweigen zu bringen. Als sie sich auf die Matratze legte, fragte sie sich, ob sie ihre durchnässte Mütze sicherheitshalber lieber aufbehalten sollte, kam aber zu dem Schluss, dass es noch merkwürdiger aussehen würde, wenn sie mit der Mütze auf dem Kopf schlief. Sie hatte ihre Haare geflochten und ein Tuch darüber gebunden. Ihre Kopfhaut spannte und juckte. Wenigstens konnte sie im Halbdunkel der Küche ihren Mantel ausziehen. Sie segnete die Hausherrin, die so freundlich gewesen war, saubere Decken bereitzulegen – und auch ihre gute Haushaltsführung; die Decke roch angenehm nach Lauge und Lavendel. Sie zog sie sich bis unter das Kinn.
    »Ihr solltet etwas von der Suppe essen. Sie schmeckt wirklich hervorragend«, sagte Swinford.
    »Ich bin zu erschöpft, um noch etwas essen zu können«, entgegnete Kate, überrascht davon, dass sie die Heiserkeit gar nicht vortäuschen musste. Jetzt hatte sie tatsächlich einen rauen Hals.
    Noch während Swinford seine Suppe schlürfte, schlief sie bereits ein und träumte vom schwarzen Wasser eines Flusses und einem Schaf, das jämmerlich blökend am Ufer stand. Auf seinem Kopf saß Johns tropfnasse Mütze.
    Kate erwachte schon früh. Mit von der Nacht auf dem Boden steif gewordenen Gliedern und einem überaus schmerzhaften Muskelkater in den Armen zog sie ihren Mantel an, setzte ihre Mütze auf und ging nach draußen, um sich zu erleichtern. Es hatte aufgehört zu regnen. Im Gras und an den spätblühenden Rosen in dem kleinen Garten hingen noch Wassertropfen. Nachdem sie ihr Geschäft auf der Rückseite eines Schuppens im hinteren Teil des Gartens erledigt hatte, spazierte sie die Gasse hinunter.
    Das also war Reading. Sie hatte John so oft von Reading sprechen hören. Vollkommen anders als London, dachte sie, während sie sich voller Interesse umsah. Gestern Abend war sie enttäuscht gewesen, weil sie wegen des Nebels nicht mehr von der Umgebung hatte sehen können, denn bis gestern war sie niemals weiter flussaufwärts gekommen als bis zu Kardinal Wolseys prächtigem neuen Palast in Hampton Court. Hier in Reading gab es jedenfalls keine prächtigen Paläste, obwohl sie wusste, dass irgendwo in der Nähe eine Abtei lag, deren Abt der lutherischen Sache mit Wohlwollen gegenüberstand. So wie sie letzte Nacht aufgenommen worden waren, deutete das darauf hin, dass auch die Leute hier den lutherischen Ideen Sympathie entgegenbrachten. Die Hausbesitzer beherbergten Bibelschmuggler, indem sie ihr Leben und ihren Besitz aufs Spiel setzten. Kate fragte sich gerade, wie weit es bis zur Abtei sein mochte, als sie aus einigen der Schornsteine Rauch aufsteigen sah. Der Geruch

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