Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)
ich habe gesehen, wie die Köchin ihm Proviant mitgegeben hat. Möchtet Ihr, dass ich nachfrage?«
»Nein, ich werde Lady Walsh selbst fragen«, erwiderte Kate.
Das Dienstmädchen blieb stehen, als warte es auf weitere Anweisungen. Schließlich sagte es:
»Darf ich Euch beim Ankleiden helfen?«
»Nein, danke, das schaffe ich schon allein«, sagte Kate. Als sie den niedergeschlagenen Blick des Mädchens sah, fügte sie hinzu: »Ich bin es einfach gewöhnt, diese Dinge selbst zu tun.« Jetzt ist es mir also gelungen, nicht nur mich selbst zu blamieren, sondern auch das Dienstmädchen in Verlegenheit zu bringen, dachte sie.
»Mylady hat gesagt, dass ich mich um Euch kümmern soll, solange Ihr bei ihr zu Gast seid.«
»Das ist sehr nett von dir, Tildy, und natürlich auch von Lady Walsh, aber ich werde nicht lange hierbleiben. Ich bin davon ausgegangen, dass ich heute schon abreisen werde.«
Das Mädchen machte wieder einen kleinen Knicks und verließ das Zimmer. Kate fragte sich, warum Swinford ohne sie abgereist war – falls er tatsächlich gefahren war. Vielleicht holte er nur eine andere Lieferung ab. In diesem Fall hätte sie ihn allerdings nur allzu gern begleitet.
Ihre erste Aufgabe bestand jedoch erst einmal darin, etwas zu essen aufzutreiben – plötzlich verspürte sie einen unglaublichen Hunger –, und dann würde sie versuchen herauszufinden, wie es dem jungen Mann ging, dessen Flucht vor den Ketzerjägern unglücklicherweise verschoben werden musste. Als sie sich ihren wilden Schopf unter die Haube stopfte, die Lady Walsh ihr gegeben hatte, kam ihr der Gedanke, dass sie sich in der Küche nach Master Frith erkundigen und nach dem Weg zur Brauerei fragen könnte. Zuerst aber musste sie die Küche finden.
Nachdem Kate ein gekochtes Ei gegessen und ein Glas süßer Milch getrunken hatte, die viel frischer war als in London, erfuhr sie von der Köchin, dass Master Frith bereits gefrühstückt hatte – das war ein gutes Zeichen, dachte sie. Dann fragte sie noch, wo die Brauerei war.
»Zuerst den Weg hinter dem Küchengarten entlang und dann nach links. Ihr erkennt die Brauerei an dem Alebusch, der neben der Tür hängt.«
»Alebusch?«
Die Köchin schnalzte mit der Zunge.
»Ihr kommt nicht vom Land, oder?« Dann fügte sie geduldig erklärend hinzu: »Das ist der Besen, mit dem die Maische umgerührt wird. Die Hefe, die am Besen hängen bleibt, wird beim nächsten Mal verwendet. Also hängt man ihn einfach neben der Tür auf, bis man ihn wieder braucht.«
Die Köchin musste gemerkt haben, dass Kate nicht einen Deut von dem verstand, was sie sagte. »Ihr werdet die Brauerei am Geruch erkennen. Folgt einfach Eurer Nase.«
Sie hatte recht. Als Kate sich der kleinen Hütte näherte, stellte sie fest, dass der Rauch aus dem Rauchfang in der Mitte einen seltsamen Geruch hatte, der noch stärker wurde, als sie die Tür öffnete. Als sie eintrat, atmete sie den Dampf ein, der aus zwei riesigen, mit kochender Flüssigkeit gefüllten Bottichen aufstieg, die über einer großen Feuerstelle in der Mitte hingen. Es war ein angenehmer Geruch, berauschend und würzig. Sie atmete ein wenig tiefer ein. Eine Art Lethargie überkam sie augenblicklich, sodass sie sich fragte, ob das Ale, das man hier braute, so stark war, dass es einen schon benommen machte, wenn man nur daran roch. Sie sollte also besser nicht zu tief Luft holen.
Lady Walsh schienen die Dämpfe nichts anzuhaben. Die Haare in ein Tuch gebunden und das Gesicht gerötet, beaufsichtigte sie die Diener, die kleine bräunliche Zapfen sortierten und in locker gewebte Säcke taten, die an einem niedrigen Deckenbalken hingen.
»Hier, die sind reif genug«, sagte sie und gab einem der Diener einen Sack. »Gib zwei Pfund hinzu.«
Sie winkte Kate zu sich. »Wir sichten gerade die Hopfenernte dieses Jahres. Den Hopfen ziehen wir aus den Samen, die Lord Walsh aus Flandern mitgebracht hat.« Dann fügte sie augenzwinkernd hinzu: »Lord Walsh ist sehr eigen, wenn es um sein Gebräu geht – er zieht Bier dem Ale vor. Es ist für unseren persönlichen Gebrauch – und den unserer Pächter und Diener natürlich. Alles andere wäre … gesetzeswidrig.«
Die Ironie in ihrer Bemerkung entging Kate keineswegs.
»Ihr kommt gerade zur rechten Zeit, denn ich brauche dringend eine kleine Pause. Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen«, sagte Lady Walsh, während sie ihre Schürze abnahm und sie auf den Arbeitstisch legte. Auf dem Leinen waren pulverige, gelbe Flecken,
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