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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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werde ich versuchen, auch ein wenig Schlaf zu finden.«
    Kate sank auf das Bett und blies ihre Kerze aus. Sie lag in dem grauen Licht da, lauschte den Geräuschen der Diener, die sich ihren morgendlichen Aufgaben widmeten, und fürchtete, vor Müdigkeit nicht einschlafen zu können. Alles in allem war das der aufregendste Tag und die aufregendeste Nacht ihres Leben gewesen. Wie gern würde sie ihrem Bruder davon erzählen. Aber wahrscheinlich würde er sie nur schelten und an ihr Versprechen erinnern. Aber vielleicht ging es Master Frith ja bald wieder so gut, dass sie ihm von ihrem großen Abenteuer erzählen konnte, das er verpasst hatte.
    Wenigstens konnte sie jetzt ein paar Bücher nach London mitnehmen. Sie würde größte Vorsicht walten lassen, wenn sie sie verkaufte, aber wenn die Favoritin des Königs den lutherischen Ideen tatsächlich so aufgeschlossen gegenüberstand, dann war es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis sie das wieder ganz offen tun konnte. Dann konnten John und Mary zurückkommen und John die Druckerei wieder in Betrieb nehmen. Dann wäre er froh, dass sie sie nicht aufgegeben hatte. Alles wäre dann so wie vorher.
    Als die Erschöpfung sie schließlich doch übermannte, war das Letzte, das sie im Geiste vor sich sah, nicht Master John Frith oder ihr Bruder John, sondern Kapitän Tom Lasser mit seinen dunklen Augen und seinem spöttischen Lachen. Noch nie war sie einem so verwegenen und arroganten Mann begegnet, der so vollkommen ehrlos war, auch wenn Lord Walsh etwas anderes behauptet hatte. Seine arme Frau – falls es überhaupt eine gab – tat ihr jetzt schon leid, denn am Ende seiner Abenteuer erwartete ihn gewiss die Schlinge des Henkers.

11

    Ein Jahr brachte England der Dinge vier, Türken und Ketzer, Hopfen und Bier.
    Thomas Tusser: Tusser’s Hop Yard,
16. Jahrhundert.
    K ate wurde von einem leisen Klopfen an der Tür geweckt. Gleich darauf trat ein Dienstmädchen mit einem Krug mit dampfendem Wasser und einem frischen Handtuch ein, auf dem ein Stück Seife lag. Kate setzte sich im Bett auf und rieb sich die Augen. Im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie war. Dann fiel es ihr wieder ein – in Little Sodbury Manor. Sie war in dem Zimmer aufgewacht, in dem einst William Tyndale gewohnt hatte, dessen Namen sie auf so vielen Büchern gesehen hatte.
    »Guten Morgen«, sagte Kate zu dem Zimmermädchen, das noch ein halbes Kind war. Es machte einen kleinen Knicks in Kates Richtung, dann goss es das Wasser in eine Waschschüssel neben dem Bett.
    »Guten Morgen, Mistress. Ich bin Tildy. Mylady hat gesagt, ich soll dafür sorgen, dass Ihr alles habt, was Ihr braucht«, sagte sie und zog einen Kamm und einen silbernen Handspiegel aus einer der großen Taschen ihrer Schürze. Dann nahm sie eine Handvoll getrockneter Kräuter, die sie zerrieb und ins dampfende Wasser warf. Der süße Duft von Lavendel erfüllte das Zimmer. Aus einer anderen Tasche nahm sie mehrere saubere Leinenstreifen und legte sie wortlos neben den Spiegel. Dann steckte sie Kates benutzte, zusammengeknüllte Leinenstreifen diskret in die jetzt leere Tasche. »Mylady hat mir aufgetragen, Euch zu sagen, dass sie heute Nachmittag in der Brauerei sein wird und gern mit Euch sprechen würde. Wann immer es Euch recht ist.«
    »Wie spät ist es?«, fragte Kate, mehr um ihre Verlegenheit zu verbergen, dass jemand Fremdes etwas so Privates für sie erledigte. Aber vermutlich war das normal, wenn man adelig war. Sie jedenfalls hätte sich ihres schmutzigen Leinens lieber selbst entledigt, wenn sie nur gewusst hätte, wohin damit.
    »Kurz nach elf Uhr«, sagte das Mädchen und zog den Nachttopf unter dem Bett hervor. »Ich soll Euch auch sagen, dass Ihr in die Küche gehen sollt. Die Köchin wird Euch zu essen geben, damit die Zeit bis zum Abendessen nicht zu lang wird.« Sie verließ kurz das Zimmer und kam dann mit dem leeren Nachttopf zurück, den sie wieder an seinen Platz stellte. »Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?«
    »Der junge Mann, der mit uns hierhergekommen ist«, sagte Kate. »Weißt du wie es ihm geht?«
    »Nein, das weiß ich nicht, Mistress, aber ich kann Euch sagen, dass der ältere Gentleman, der Euch begleitet hat, heute Morgen weggefahren ist.«
    »Weggefahren! Aber wohin denn – ich sollte doch mit ihm zusammen nach London zurückkehren.«
    »Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wohin er wollte. Nur dass er den Wagen genommen hat. Ich glaube nicht, dass er heute noch zurückkommen wird, denn

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