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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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dem dampfenden Eintopf füllte und eine große Scheibe Krustenbrot dazulegte. Sie reichte John den Teller, damit er ihn dem Kutscher brachte. »Jetzt setzt euch alle und esst.«
    Kate nahm auf dem Stuhl Platz. Marys Mutter war eine Frau, die keine Widerrede duldete. Außerdem musste Kate zugeben, dass das geschmorte Kaninchen mit Wurzelgemüse wirklich köstlich roch.
    John kam rasch wieder zurück.
    »Mach dir wegen des Kutschers keine Sorgen, Kate. Ich habe ihm eine Decke gegeben, damit er nicht friert, und ihm gezeigt, wo er die Pferde füttern und tränken kann. Er wird eine Weile zurechtkommen.«
    »Nur eine Weile?« Marys Mutter zog entrüstet die Augenbrauen hoch. »Ihr habt doch nicht etwa vor, heute Abend noch zurückzufahren? Wo es hier vor Straßenräubern nur so wimmelt. Außerdem soll es in dieser Gegend Wölfe geben. Ihr könnt euch das Zimmer mit Mary teilen, und John kann sich ein Lager neben dem Feuer machen.«
    »Ja, bitte, Kate. Es wäre wirklich traurig, wenn du gleich wieder fahren würdest, ohne dass wir die Möglichkeit haben, ausführlich miteinander zu plaudern«, sagte Mary. »Mutter hat recht. Der Kutscher kann beim Stallknecht in der Scheune auf dem Heuboden übernachten. Ich bin mir sicher, dass ihm das lieber ist als eine gefährliche nächtliche Fahrt. Und deiner Freundin wird es wahrscheinlich auch lieber sein, wenn ihre Kutsche und ihre Pferde keiner unnötigen Gefahr ausgesetzt werden.«
    »Das Essen ist wirklich köstlich, Mistress Clapham«, sagte Kate, um das Thema zu wechseln.
    John legte sein Messer weg und sah sie streng an.
    »Der Kutscher sollte ohne dich nach London zurückfahren. London ist kein Ort für eine alleinstehende Frau, vor allem nicht wenn der eigene Bruder verhaftet wurde, weil er der lutherischen Sache gegenüber aufgeschlossen war …«
    »Wir würden auch alle gern noch mehr über deine Freundin erfahren. Nicht wahr, John?«, unterbrach ihn Mary.
    Kate begriff. Ihre Schwägerin wollte einerseits ein Gespräch über religiöse Angelegenheiten unterbinden und andererseits vermeiden, dass Kate hier einzog, auch wenn sie beide, als John sie in das kleine Buchgeschäft in der Paternoster Row mitgebracht hatte, von Anfang an gut miteinander ausgekommen waren.
    John hatte Mary auf dem Jahrmarkt in Reading kennengelernt und anschließend von nichts anderem mehr als ihrer süßen Stimme und ihrer freundlichen Art gesprochen. John war zu diesem Markt gegangen, um Bücher zu verkaufen und die Materialien, die er als Drucker brauchte, zu erwerben. Sein Stand hatte sich neben dem eines Balladenverkäufers befunden, wo Mary und ihre Mutter innegehalten hatten, um ein Flugblatt zu erstehen. Da sie weder den Titel des Liedes, das sie kaufen wollte, noch dessen Text kannte, hatte sie dem Verkäufer ein paar Takte vorgesummt. Und von ebendiesem Moment an war John von ihr völlig verzaubert gewesen.
    »Meine Tochter wird nicht schon mit fünfzehn heiraten«, hatte ihre Mutter gesagt. Offensichtlich aber hatten die Claphams John doch für eine so gute Partie gehalten, da sie ihrer Tochter in den nächsten beiden Jahren erlaubten, ihre Tante, die in Reading eine Pension führte, im Sommer jeweils für einige Zeit zu besuchen.
    John fand unzählige Vorwände, um so oft wie möglich nach Reading zu fahren, und am Ende des zweiten Jahres, hatte er Mary als seine Braut heimgeführt. Sie und Kate hatten einander sofort wie Schwestern ins Herz geschlossen. Und dennoch wusste Kate, dass zwei Frauen in einem Haushalt nicht miteinander auskamen. Also hatte sie dem jungen Paar angeboten, dass sie in den kleinen Lagerraum über dem Laden ziehen würde.
    Und wenn das schon mit zwei Frauen so ist, dann mit dreien erst recht, dachte sie, als Mistress Clapham auf die Schüssel wies. Kate gab mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass sie keine zweite Portion haben wollte. Sie beschloss, Mary bei ihrer Ablenkungstaktik zu unterstützen.
    »Die Kutsche gehört Lord und Lady Walsh aus Little Sodbury. Sie haben sie mir freundlicherweise geliehen, damit ich Euch besuchen kann.«
    John zog die Augenbrauen hoch.
    »Lord Walsh aus Little Sodbury? Der importiert doch …«
    »Genau«, unterbrach ihn Kate mit einem kurzen Seitenblick auf Mary. Sie spürte, wie sich ihre Schultern unwillkürlich anspannten. »Ich habe die Schiffsladung entgegengenommen, die du nicht abholen konntest.«
    »Mein Gott, Kate, hast du eine Vorstellung …«
    »Lass uns das gute Essen nicht durch eine unnötige Diskussion

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