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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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er es schon einmal getan! Vielleicht hat er bereits eine Frau! Was weißt du denn überhaupt von ihm? Sie richtete ihren Blick fest auf das Kreuz über dem Altar, um nicht ohnmächtig zu werden. Jesus, bitte lass mich das Richtige tun . Sie holte tief Luft, und der Schwindel verflog.
    Dann geschah alles sehr schnell. Der Priester murmelte etwas auf Latein, das Kate nicht verstand, und hielt die Hostie in die Höhe. Kate wurde bewusst, dass sie mit ihrem frisch angetrauten Ehemann das erste Abendmahl feierte. Ihr Ehemann! Ihr Verstand war kaum in der Lage, das zu begreifen.
    Sie war verheiratet. Jetzt war sie Mistress John Frith. Und schon morgen würde sie England verlassen. Vielleicht für immer.
    Aber zuerst musste sie noch die Nacht hinter sich bringen.
    Bei dem anschließenden leichten Abendessen, das sie zu viert in der Ungestörtheit des Söllers einnahmen und bei dem nur Gilbert sie bediente, schmeckte Kate nichts von dem, was sie aß, nicht einmal den Löffel goldbraunen Sahnepudding, mit dem John sie fütterte. Nach dem Essen zogen sie und Lady Walsh sich in Lady Walshs Gemach zurück. Das Zimmer erstrahlte in verschwenderischem Glanz. Kate hatte noch nie so viele Kerzen auf einmal brennen sehen.
    »Dies wird Euer Brautgemach sein, meine Liebe.«
    Kate öffnete den Mund, um gegen solch eine Großzügigkeit zu protestieren.
    Lady Walsh legte ihren Finger auf ihre Lippen, um ihren Einwänden Einhalt zu gebieten.
    »Eine Nacht lang werde ich für einen guten Zweck schon Lord Walshs Schnarchen ertragen. Gilbert wird vor Eurer Tür wachen, um die Diener fernzuhalten.« Sie öffnete eine hölzerne Truhe und nahm ein Hemd aus feinem Batist heraus. »Hier. Das schenke ich Euch.«
    Kate betastete die kunstvolle Spitze, mit dem der transparente Stoff verziert war.
    »Lord Walsh hat es mir aus Venedig mitgebracht. Offensichtlich hat er mich jedoch seit geraumer Zeit nicht mehr genauer angesehen – was wahrscheinlich auch gut so ist. Um die Hüfte herum sitzt es nämlich ziemlich eng.« Sie lachte. »Ihr aber werdet darin wie eine Nymphe aussehen. Auch wenn ich vermute, dass Ihr es nicht sehr lange anhaben werdet.«
    Kate bekam plötzlich weiche Knie. Sie musste sich am Bettpfosten festhalten.
    »Hier, ich werde Euch helfen«, sagte Lady Walsh. Sie begann, Kates Mieder aufzuschnüren, und half ihr beim Ausziehen des Kleides. Dann reichte sie Kate ein Tuch, das mit Lavendelwasser getränkt war, damit sie sich erfrischen konnte, und drehte sich taktvoll um, als Kate sich damit wusch. Kate zog das Hemd über ihren Kopf. Es fühlte sich so zart wie Spinnweben an. Sie kam sich darin beinahe nackt vor. Eine Gänsehaut kroch über ihre Arme.
    »Ich weiß, wie nervös Ihr seid, meine Liebe«, sagte Lady Walsh und kniff Kate aufmunternd in die Wangen, damit sie Farbe bekamen. Dann gab sie ihr noch einen Zweig Petersilie. »Hier, kaut das, das macht einen frischen Atem.« Aus einer Glasflasche träufelte sie ein paar kostbare Tropfen Parfüm auf ein Tuch und betupfte damit Kates Schläfen. »Alle Frauen sind beim ersten Mal nervös«, sagte sie. »Und da Ihr keine Mutter mehr habt, die Euch belehren und Euch die Angst nehmen könnte, werde ich das eben tun.«
    »Ich werde niemals vergessen, wie freundlich Ihr zu mir wart«, sagte Kate. Plötzlich war ihr zum Weinen zumute, als sie an ihre Mutter denken musste, die schon so lange tot war.
    »Jetzt steigt ins Bett. Ich werde Euch die Haare bürsten, bis sie wie Kupfer glänzen. Euer frisch angetrauter Bräutigam wird Euch nicht widerstehen können. Nicht, dass ich der Meinung wäre, er hätte eine Ermunterung nötig. Er scheint von Euch vollkommen verzaubert zu sein. Ihr seid wirklich ein sehr glückliches Mädchen.«
    Kate stieg die kleine Holztreppe, die an der Seite des riesigen Himmelbettes angebracht war, hinauf und fragte sich unwillkürlich, welche Seite des Bettes John wohl bevorzugte. Da sie es nicht wusste, rutschte sie nach rechts hinüber. Sie brauchte nicht viel Platz. Die schmale Bettstatt, an die sie sich gewöhnt hatte, hätte wohl mehr als dreimal in dieses Bett hineingepasst.
    Sie zog die bestickte Bettdecke bis unter die Achseln. Während Lady Walsh ihr die Haare bürstete, betrachtete sie die verschlungenen Reben, die die geschnitzten Bettpfosten zierten und sich auf dem Baldachin rankten. Die Schnitzerei in der Mitte des Betthimmels sah aus wie ein riesiger Baum. Unter ihm standen zwei Menschen. Eine Frau, nur in ihr langes, wallendes Haar gekleidet, bot einem

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