Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)
wusste, dass es nicht richtig war sie zu bitten, dass sie sich an einen Flüchtigen band, ihre Heimat verließ und allem, was ihr lieb und vertraut war, den Rücken kehrte, konnte er nicht anders.
Er lächelte entschuldigend und versicherte dem Mönch, der den weiten Weg von Reading hierhergekommen war:
»Ich habe Euch durchaus zugehört. Nein. Ich versichere Euch, dass wir in keiner Weise miteinander verwandt sind. Da wir in dieser Gemeinde beide fremd sind, wäre es eine reine Formalität, das Aufgebot zu bestellen. Es tut mir leid, dass es so aussieht, als wäre ich nicht bei der Sache. Es ist nur so, dass die Frau, über die wir hier sprechen, mir noch keine endgültige Antwort gegeben hat und ich deshalb kaum an etwas anderes denken kann.«
»Oh, ich hatte den Eindruck … Lady Walsh sagte …«
»Lady Walsh ist mir stets eine teure Freundin gewesen. Sie ist sehr optimistisch, was diese Sache angeht. Sie wollte, dass Ihr schon einmal hier seid … wegen der Dringlichkeit … sollte Mistress Gough …«
»Um Himmels willen, Mann, ruft endlich die Frau und sagt ihr, dass sie sich entscheiden soll. Erst gestern haben wir Nachricht von Lady Anne Boleyn erhalten, dass die Männer des Königs jeden Hafen nach Euch absuchen. Es ist also absolut unerlässlich, dass Ihr sofort aufbrecht. Nicht einmal Lord und Lady Walsh werden Euch noch verstecken können, wenn erst einmal öffentlich nach Euch gefahndet wird.«
Sie suchen jeden Hafen ab! Wenn sie Kate an seiner Seite fanden, was würde dann mit ihr geschehen? Wie unglaublich dumm von ihm, sie solcher Gefahr auszusetzen.
»Sie ist leider nicht hier«, sagte er. Dann fügte er, bevor der Mönch das aussprechen konnte, was seine hochgezogenen Augenbrauen bereits verkündeten, hastig hinzu: »Aber ich erwarte sie jeden Moment zurück. Sie ist gestern zu ihrer Familie gefahren, um sich zu verabschieden und ihren Segen zu erbitten.«
Ein diskretes Klopfen an der Tür seines Zimmers unterbrach ihr Gespräch, und Gilbert erschien.
»Master Frith, Mistress Gough ist zurück«, sagte er. »Lady Walsh bittet Euch zu sich. Ich werde Euch hinbringen.« Dann nickte er dem Mönch zu und sagte: »In Eurem Zimmer steht ein Abendessen für Euch, Pater. Lady Walsh bat mich, Euch ihren ausdrücklichen Dank für Eure Geduld zu übermitteln und Euch zu fragen, ob Ihr vielleicht so freundlich wärt, in der Kapelle die Abendandacht zu halten.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Außerdem soll ich Euch sagen, dass dieser Gottesdienst eine sehr private Angelegenheit sein wird.«
»Werden gegebenenfalls Zeugen anwesend sein?«
Hatten die beiden eben tatsächlich das gesagt, was er zu hören gehofft hatte? War Kate zurückgekehrt und hatte sie bereits Lady Walsh ihre Antwort mitgeteilt? Die körperliche Schwäche, die er überwunden geglaubt hatte, kehrte zurück. Ihm wurde schwindelig. Tat er das Richtige? Wenn er sie wirklich liebte, durfte er sie dann in eine solch große Gefahr bringen?
»Nun, steht nicht einfach so da«, sagte der Priester. Auf seinem Gesicht lag die Andeutung eines Lächelns. »Wenn ich mich nicht entsetzlich irre, werdet Ihr gleich heiraten.«
Kate stand mit ihrem Bräutigam vor dem Altar der kleinen Kapelle, über dem nur ein schlichtes lutherisches Kreuz hing. Auf den vier kleinen, paarweise angeordneten Bänken hinter ihnen saßen nur Lord und Lady Walsh und Gilbert.
Die strenge Miene des Priesters weckte in ihr den Wunsch, auf und davon zu laufen. Sie konnte kaum mehr atmen. Dann streckte John die Hand aus und zog sie mit sich, während er leise sagte: »Ich hatte Angst, dass Ihr, wenn Ihr Euch erst einmal außerhalb der Reichweite meines Zaubers befindet, nicht zurückkommen würdet.«
Sie holte tief Luft.
»Euer Zauber, Sir, reicht ziemlich weit«, murmelte sie. Dann räusperte sich der Priester.
»Wer gibt diese Frau in die Ehe?«, intonierte der Priester, woraufhin Lord Walsh nach vorn trat und Kates Hand in die ihres Bräutigams legte. John lächelte sie an und formte stumm mit den Lippen: »Ich liebe dich.« Als John sich anschickte, ihr den Ring anzustecken – einen reizenden Reif aus Granatsteinen, den Lady Walsh gestiftet hatte –, zitterte ihre Hand so sehr, dass er sie festhalten musste. Sie glaubte jedoch, auch in seiner Hand ein leises Beben zu spüren, kam aber zu dem Schluss, dass sie sich getäuscht haben musste. Ihr Bräutigam wirkte so ruhig und gelassen, als heirate er jeden Tag.
Vielleicht stimmte das ja! Vielleicht hat
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