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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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seit langer Zeit wieder sicher.
    Der geschnitzte Efeu auf den Bettpfosten wand sich nach oben, bis dorthin, wo Adam und Eva unter dem Baum des Lebens standen. Den Kopf der kleinen Schlange, die, im Schatten des üppigsten Zweiges verborgen, die größte Rebe krönte, sah Kate jedoch nicht, als sie die Augen schloss und in den Schlaf hinüberglitt.

15

    Die Scham der Frau deines Bruders darfst du nicht entblößen; denn sie ist die Scham deines Bruders.
    Leviticus 18, 16, angeführt von Heinrich VIII. als Rechtfertigung für die Annullierung seiner Ehe mit Katharina von Aragon.
    T om Lassers Augen suchten immer wieder den Horizont ab, während er sein Schiff in die kleine Bucht steuerte. Nichts. Aber aus Erfahrung wusste er, dass oft das, was man nicht sah, die größte Bedrohung darstellte. Er war schon lange genug hier in der Gegend, um einen Zollagenten zu erkennen, wenn er einen sah, und auf den Bristol Docks, auf denen sie sich normalerweise niemals blicken ließen, hatte es heute von ihnen regelrecht gewimmelt. »Zahlreich wie die Flöhe«, hatte er zu dem Wirt der Schenke gesagt, wo er sein Bier und eine Fleischpastete bestellt hatte.
    »Sie suchen diesmal keine Schmuggelware«, antwortete der Gastwirt, als er den Krug mit einem schmutzigen Handtuch abwischte, »sondern einen Mann.«
    »Wenn das mein Bier ist, dann seid bitte so gut und nehmt ein sauberes Handtuch«, sagte Tom und fügte hinzu: »Bei so viel Aufmerksamkeit muss er wohl dem Erzbischof den Geldbeutel gestohlen haben. Wohin sollte er von der Westküste Englands aus denn fliehen? Mit fünf Schilling könnte er schon in ein paar Stunden von East Anglia aus auf dem Kontinent sein. Von hier aus aber sind es über fünfhundert Meilen. Der Mann wäre ein Narr, wenn er sich für den Bristolkanal entscheidet.«
    »Oder er ist ein Fuchs«, erwiderte der Wirt, noch immer den Krug abwischend. »Romney Marsh und die ganze Ostküste sind übersät mit Spitzeln. Wir haben gehört, dass More und der Erzbischof diesen Mann unbedingt haben wollen, und sie haben eine hohe Belohnung auf ihn ausgesetzt. Sie glauben, dass er sie zu diesem Bibelübersetzer führen wird. Ich kann Euch nur raten, keine seltsamen Passagiere auf Euer Schiff zu lassen, Kapitän.« Er hielt das Glas ins Licht. »Seid Ihr jetzt zufrieden?«
    »Durchaus, mein Bester, durchaus.« Tom schob eine halbe Krone über den Tisch. Eine großzügige Bezahlung für ein Pint Ale und ein sauberes Handtuch, aber verlässliche Quellen waren nun einmal genauso schwer zu finden wie ein sauberes Handtuch.
    Das ist also der Passagier, den die Sirens’s Song aufnehmen soll, dachte er, als er sein Schiff zwischen den Markierungen im Kanal hindurchsteuerte. Monmouth hatte ihm klugerweise nichts Genaueres gesagt, sondern lediglich von einem Passagier gesprochen, der aufgrund des Drucks »gewisser Kreise« England verlassen und auf den Kontinent reisen wollte. Tom hatte im Grunde auch nicht mehr wissen wollen. Bis jetzt. Das Risiko hatte sich erheblich erhöht, wie es schien. Gewarnt sein hieß gewappnet sein.
    Als er jetzt die Halbinsel am Sand Point mit den Augen absuchte, beunruhigte ihn der vollkommen ruhige Eindruck, den sie erweckte. Es war gegen Mittag. Die See war glatt wie ein Spiegel. Nichts, nicht einmal ein Stück Treibgut, war an der glänzenden Oberfläche zu sehen. Selbst die Seevögel, die dem Schiff normalerweise folgten, ihre Kreise drehten und herabstießen, um einen Happen zu ergattern, waren verschwunden. Die Halbinsel lag verlassen vor ihm. Von seinem Passagier war nichts zu sehen. Er blickte hinter sich aufs offene Meer hinaus. Da war etwas, irgendetwas – dessen war er sich absolut sicher. Er starrte in die Ferne, bis er glaubte, einen winzigen Punkt am Horizont auszumachen, und mit einem Mal sträubten sich ihm die Haare. Zwei seiner Leute entdeckten es fast zur selben Zeit und zeigten zum Horizont.
    »Kapitän!«
    »Ich sehe es. Ändert den Kurs«, rief Tom und lief mit federnden Schritten übers Deck. »Hisst das Segel luvwärts. Nehmt Kurs um Sand Point herum«, sagte er, während er die Taue lockerte, mit denen das Skiff an der Steuerbordseite befestigt war. »Sie werden die Verfolgung aufnehmen und versuchen an Bord zu kommen. Lasst sie gewähren. Sie suchen einen Mann und keine Schmuggelware.«
    »Und wenn sie nach Euch fragen, Käpt’n?«, fragte der Erste Maat, als ihm dämmerte, was Tom vorhatte.
    »Dann sagt ihnen, ich sei an einem ansteckenden Fieber erkrankt und läge in

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