Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)
ich überhaupt hierhergekommen bin? Wir kämpfen für dieselbe Sache«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
»Es ist nicht nur das. Als ich aus Oxford geflohen bin, habe ich all meinen weltlichen Besitz zurücklassen müssen – es war zwar nicht sehr viel – aber wir sind nicht … ich bin nicht mittellos. Mein Vater hat mir durch Lord Walsh zwanzig Pfund zukommen lassen, und Lady Walsh hat mir ein Empfehlungsschreiben für ihre Freunde ausgestellt, die in Antwerpen eine Herberge für englische Reisende führen. Ich denke, mit Gottes Hilfe werde ich Mittel und Wege finden, um dafür zu sorgen, dass wir selbst in einem fremden Land ein Dach über dem Kopf und immer Essen auf dem Tisch haben.« Er hielt inne. Er betrachtete forschend ihr Gesicht, suchte nach einem Anzeichen dafür, dass sie zögerte. »Ich liebe dich so sehr, dass ich, falls du irgendwelche Zweifel haben solltest, auch ohne dich gehen werde.«
Sie lächelte ihn erleichtert an. Er war in seiner fast kindlichen Aufrichtigkeit so lieb, dass ihre Zweifel, falls sie überhaupt noch welche gehabt hatte, auf der Stelle verflogen.
»Ich hoffe, du bist meiner nicht schon überdrüssig geworden!«
Er öffnete den Mund, um zu antworten. Sie legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen. »Du wirst mir wunderschöne Kinder schenken, mein Ehemann«, sagte sie. »Ich selbst besitze zehn Pfund, die zu deinen zwanzig hinzukommen, also sind wir alles andere als mittellos. Jetzt sollten wir das Notwendige erledigen, damit wir in Ruhe schlafen können. Es war ein sehr langer Tag.«
Eine Kerze flackerte im Wandhalter und erlosch, nun brannte nur noch eine neben dem Bett, die jedoch genügend Licht spendete, dass Kate Johns Gesicht sehen konnte.
»Hab keine Angst, Kate. Ich werde dir nicht weh tun …«, sagte er. »Ich werde aufhören, wann immer du willst.«
Seine Ernsthaftigkeit war so anrührend, dass sie ihre Nervosität verstärkte und sie beinahe in Tränen ausbrach. Er berührte ihre Haare, ihr Gesicht, fuhr an ihrem Hals entlang – bestimmt spürte er ihren Puls unter ihrer Haut schlagen. »Du bist wunderschön«, sagte er schließlich mit belegter Stimme. Und dann murmelte er etwas auf Latein, das sich fast wie ein Gebet anhörte, aber mit Sicherheit aus keiner ihr vertrauten Liturgie stammte.
Er umfasste ihre Brust, massierte sie sanft. Seine glühende Berührung drang dabei wie ein Brandzeichen durch den feinen Batist ihres Hemdes. Sie konnte ihren Atem nicht mehr kontrollieren.
Mir der anderen Hand hob er ihr Hemd und bewegte sich auf ihr in einem uralten Rhythmus, den ihr Körper instinktiv zu erkennen schien und auf den er sofort reagierte.
Selbst ihre Knochen schienen dahinzuschmelzen.
Als er in sie eindrang, war sie überrascht, dass es in ihrem Inneren einen Widerstand gab, dann aber spürte sie einen kurzen, stechenden Schmerz, der ihr sagte, dass sie ihre Jungfräulichkeit verloren hatte. Und sie werden zu einem Fleisch werden . Zum ersten Mal begriff sie, was das bedeutete.
Sein Atem lag feucht auf ihrem Nacken, als er ihren Namen und »mein Engel« sagte, … und dann spürte sie, wie sich seine Lebenskraft in sie ergoss.
Es ist vorbei. Wir sind ein Fleisch , dachte sie, als er sich von ihr herunterrollte. Er seufzte, murmelte ihren Namen und küsste sie noch einmal, leidenschaftslos, aber liebevoll, auf die Wange.
Jetzt bin ich endgültig eine verheiratete Frau. Sein Same ist in mir. Vielleicht habe ich gerade ein Kind von ihm empfangen.
Auf der Seite liegend, zog er sie an sich, und ihr Körper schmiegte sich an seinen. Als sie dalag und auf die regelmäßigen Atemzüge ihres Mannes lauschte, dachte sie, dass Lady Walsh in jeder Hinsicht recht gehabt hatte, obwohl sie ihr nichts von der köstlichen Mattigkeit gesagt hatte, die dem ehelichen Akt folgte. Kate trieb in dem angenehmen Zustand zwischen Wachen und Schlafen hin und her. Sie wünschte sich, John wäre nicht so schnell eingeschlafen. Sie strich ihm sanft übers Haar und flüsterte seinen Namen. Er rührte sich nicht.
Die Kerze war erloschen, aber der Vollmond ging direkt vor dem großen Fenster unter, ergoss sein Licht über das Bett und erhellte Johns Gesicht. Sie schirmte das Licht mit der Bettdecke ab.
Viele alte Frauen behaupteten, wenn der Mond auf das Gesicht eines Schlafenden scheine, dass dieser verrückt werde.
Vielleicht war er bereits ein wenig verrückt. Vielleicht sogar sie beide. Jedenfalls war sie glücklich. Sie schmiegte sich an ihn und fühlte sich zum ersten Mal
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