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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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antreten müssen. Von Yarmouth aus kann sie ein Boot nehmen. Das ist auch billiger für Euch. Außerdem sucht niemand nach ihr.«
    »Es tut mir leid. Das geht nicht. Ich werde nicht ohne sie fahren. Wenn Ihr keinen Platz für uns beide habt, werde ich zusammen mit ihr den Landweg nehmen. Dann werden wir beide von Yarmouth aus absegeln.«
    »Macht Euch nicht lächerlich. Sie werden Euch schnappen, bevor Ihr überhaupt in die Nähe von Yarmouth kommt.« Tom versuchte seinen Zorn zu unterdrücken. Jetzt spielte dieser freche Emporkömmling vor seiner Braut auch noch den tapferen Helden.
    Nun trat die Frau ein paar Schritte nach vorn, sodass Tom sie zum ersten Mal richtig sehen konnte, und sagte:
    »Falls es eine Frage des Geldes ist, ich bezahle Euch …«
    Die Stimme! Die breite Stirn mit der leicht hervorstehenden blauen Ader unter der zarten Haut, die beinahe durchscheinend wirkte. Das alles war ihm nur allzu vertraut.
    Sie sah ihm direkt in die Augen und reckte herausfordernd das Kinn.
    »Das habt Ihr schon, Mistress Gough«, sagte er seufzend. »Einen Penny zuzüglich Zinsen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Mistress Frith«, sagte sie und ergriff die Hand ihres Mannes. Dann flüsterte sie ihrem sichtlich verwirrten Bräutigam zu: »Das erzähle ich dir später, John.« Doch ihre Stimme war so laut, dass Tom sie hören konnte.
    »Es ist nicht nur eine Frage des Geldes«, antwortete er ihr mürrisch. »Ich könnte es auch aus Menschenfreundlichkeit tun.«
    Sie hatte wenigstens den Anstand zu erröten. Es stand ihr sehr gut. Genauso wie die hartnäckige Art, mit der sie ihre Ziele verfolgte. War ihm damals auch aufgefallen, wie bemerkenswert sie war? Er hatte sie nur in dem grauen Licht vor der Gefängniszelle gesehen und dann noch einmal im matten Schein eines Lagerfeuers. Schon damals hatte er sie für hübsch befunden. Jetzt im hellen Licht der Sonne wurde ihm bewusst, dass sie mit ihrem glänzenden Haar und den intelligenten Augen – grün wie die See – wirklich außergewöhnlich war. Mit Widerwillen musste er zugeben, dass er verstand, warum Frith sie nicht allein lassen wollte.
    »Gehen wir«, sagte er mürrisch und zog das Beiboot hinter dem Felsen hervor.
    Die beiden Frauen umarmten sich unter Tränen. Er gab Frith ein Ruder. »Hier, Bräutigam, Ihr könnt mir beim Rudern helfen, falls Ihr die Kraft dazu habt.«
    König Heinrich konnte immer am besten nachdenken, wenn er auf dem Rücken eines Pferdes saß. Gerade war er auf dem Rückweg von Greenwich, wo er die Witwe seines Bruders besucht hatte – so nannte er Katharina von Aragon inzwischen insgeheim. Er sah sie nicht mehr als seine Frau, nicht mehr als seine Königin. Jetzt war ihm alles sonnenklar.
    Achtzehn Jahre lang hatte er mit der Frau seines Bruders geschlafen, in der Hoffnung, einen Erben für England zu zeugen. Jedes Beilager war eine Sünde, eine lästige Pflicht, mit jedem Mal schwieriger zu erfüllen, ein Wunder, dass er überhaupt noch dazu imstande gewesen war. Aber es hatte keinen Erben gegeben – ein untrügliches Zeichen dafür, dass Gott selbst keinen Gefallen daran fand. Aus der Verbindung war nur ein Mädchen hervorgegangen, Mary, ein Mädchen, das möglicherweise eines Tages Königin werden und einen spanischen Prinzen oder, Gott behüte, einen Franzosen heiraten würde. Ihre Nachkommen wären dann erbberechtigt. Englands Feinde würden auf diese Weise jene Herrschaft erlangen, um deren Erhalt die Könige vor ihm so erbittert gekämpft hatten, ohne dass es sie auch nur einen Dukaten aus Florentiner Gold oder einen einzigen Tropfen Blut kosten würde.
    Sein Vater hatte ihm Katherine aufgehalst. Damals war er gerade einmal achtzehn Jahre alt gewesen. Sein Vater wollte die Mitgift, die Katherine in die Ehe mit Arthur eingebracht hatte, nicht an ihren Vater König Ferdinand zurückgeben. Anfänglich war Heinrich auch durchaus entschlossen gewesen, seine Pflicht zu erfüllen und sie als seine rechtmäßige Ehefrau anzusehen. Aber während die Sünde in seiner Seele schwärte, wuchs auch seine Abneigung ihr gegenüber. Inzwischen stieß ihn schon der Gedanke an eine körperliche Beziehung zu ihr ab. Katherine widerte ihn nur noch an: ihre Hängebrüste, ihr spanisches Blut, die Tracht der Franziskanerinnen, die sie unter ihren prächtigen Gewändern trug, ihre übertriebene Frömmigkeit. Sie lachte niemals. Weder über Will Somers, den Hofnarren, der bekannterweise sogar eine Statue zum Lachen bringen konnte, noch über Heinrichs

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