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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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gequält.
    »Den meisten Männern gelingt das ein Leben lang nicht.«
     
    »Sie wollten mich ermorden! Kaltblütig und hinterrücks ermorden!« John funkelte Longespee an und schleuderte den Brief in Richtung seines Halbbruders und der um den Tisch in seinem Privatgemach versammelten Söldner. »Sie haben geplant, mich in Wales zu töten. Mich dort meinem Schicksal zu überlassen, damit die Waliser mich in Stücke hacken. Und dann wollten sie die Nachricht von meinem Tod im ganzen Land verbreiten. Einigen Männern wurde sogar schon mitgeteilt, an welchem Tag sie ihn verkünden sollen. Wie viele sind in dieses Komplott verstrickt? Wie viele dort draußen wollen mich tot sehen? Kann ich überhaupt noch jemandem trauen?« Er ballte eine Faust.
    Longespee starrte das Pergament, den greifbaren Beweis für den Wahrheitsgehalt der zirkulierenden Gerüchte, mit ungläubigem Entsetzen an. Letzten Monat hatte John einen Söldnertrupp nach Norden geschickt, weil William von Schottland ihn um Hilfe bei der Niederschlagung eines Aufstands gebeten hatte. Aus Dankbarkeit und Selbstschutz hatte der schottische König, der von Kontaktmännern informiert worden war, ihn vor dem drohenden Unheil gewarnt. John sollte sterben, sobald er Wales erreichte. Aber die Verschwörer hatten ihre Spuren so gut verwischt, dass sie nicht identifiziert werden konnten, nur die Namen von Robert FitzWalter und Eustace de Vesci waren bekannt.
    »Ihr könnt nicht nach Wales weiterziehen, Sire  – jetzt nicht mehr«, beharrte Philip Marc, einer von Johns erfahrensten Söldnerkommandanten. »Ihr müsst auf Eure Sicherheit und die der Königin und Eures Sohnes bedacht sein.«
    John richtete sich auf. Longespee sah Wut in den Augen seines Halbbruders aufflammen  – und Angst. Auch Longespee
verspürte eine nagende Furcht … und den Wunsch, den Mann zu schützen, durch dessen Adern dasselbe königliche Blut floss.
    »Aber ich werde ihre Pläne vereiteln«, geiferte John. »Sie wollen mich vernichten, doch ich werde ihnen zuvorkommen und sie an meiner Stelle in den Abgrund stoßen!« Er blickte finster in die Runde. »Wem soll ich trauen, wenn in diesem Brief steht, dass niemand einem exkommunizierten König zu Treue und Gehorsam verpflichtet ist und dass jeder die Gunst des Augenblicks nutzen und sich gegen mich erheben kann?«
    »Ihr verfügt über genug loyale Männer, Sire.« Philip Marcs raue Stimme klang fest und bestimmt. »Jeder hier wird Eure Befehle ohne Zögern ausführen.«
    »Weil jeder von euch ohne mich ein Nichts wäre!«, giftete John.
    Longespee zuckte zusammen.
    »Ich kann für den Earl of Norfolk und für Aumale, Pembroke und de Burgh bürgen.«
    John schnaubte verächtlich.
    »Ich mag dir vertrauen, Bruder, aber gilt das auch für dein Urteilsvermögen? Bist du ganz sicher, dass sie sich nicht gegen mich verschwören werden?«
    »Ich hoffe es, Sire.«
    »Du hoffst es«, äffte John ihn erbost nach. »Da ich dein Geschick im Spiel kenne, möge Gott uns beistehen. Pembroke könnte behaupten, die Sonne würde aus seinem Arsch scheinen, und die Leute würden es ihm glauben, und wenn die anderen genauso vertrauenswürdig wären, wären sie jetzt hier.« Er schritt erregt auf und ab, wobei die Juwelen am Saum seines Gewandes aufblitzten.
    »Dann müsst Ihr Pembroke dazu bringen, für Euch zu sprechen«, beharrte Longespee. »Seine Unterstützung wird die Unterstützung anderer nach sich ziehen.«
    John warf ihm einen kalten Blick zu.
    »Also werden sie eher auf den Marschall als auf mich hören. Ist es das, was du mir zu verstehen geben willst?«
    Longespee hob die Hände.
    »Ihr sagtet, er könne behaupten, die Sonne würde aus seinem Arsch scheinen, und …«
    »Er kann uns sehr nützlich sein«, unterbrach Gerard d’Anthée. »Und er hat bereits bewiesen, dass er nicht die Absicht hat, sich gegen Euch aufzulehnen.«
    »Ja, weil ich seine Söhne und seine besten Ritter in meiner Gewalt habe«, grollte John, aber sein Blick wurde nachdenklich, als er sich zwang, die Situation sachlich zu überdenken, statt seiner Wut freien Lauf zu lassen. »De Breauté, reitet zu der Königin, eskortiert sie und meine Söhne nach Corfe und sorgt dort für ihre Sicherheit. Ich will, dass de Vesci und FitzWalter verhaftet werden. Ich werde diese Verschwörerbande zerschlagen und herausfinden, wie tief ihre Wurzeln ins Erdreich eingedrungen sind, und sie herausreißen.« Sein Gang wurde schwerer, als würde er mit jedem Schritt einen seiner Feinde

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