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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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zermalmen. »Was die Waliser betrifft…« Seine Nasenflügel bebten, als er die Männer musterte. »Da ich nicht nach Wales weiterziehen kann, um dem Prinzen von Gwynedd eine Lektion zu erteilen, und da ich in seinem Herrschaftsgebiet sterben sollte, schreite ich gleich hier und jetzt zur Abrechnung. Die walisischen Geiseln werden an meiner Stelle den Tod erleiden und die Blutschuld zahlen. Alle sollen sehen, was denen widerfährt, die sich gegen den König von England verschwören!«
    Die Söldner wechselten stumme Blicke. Longespee starrte John an. Noch immer flackerte Furcht in den Augen seines Bruders, aber jetzt lag auch eine eigenartige Kälte darin. Auf seinem Gesicht glänzte ein Schweißfilm, und seine Atemzüge hatten sich beschleunigt. »Hängt die Geiseln«, sagte er. »Alle.«
    Longespee stockte der Atem.
    »Sire, es sind fast dreißig!«
    »Je eher damit begonnen wird, desto besser.« Er schnippte mit den Fingern in Philip Marcs Richtung. »Sorgt dafür.«
    »Ich werde sofort den Befehl zu der Hinrichtung erteilen.« Marc verneigte sich und wandte sich zur Tür. Die anderen folgten ihm.
    »Aber einer ist noch ein Kind  – ein kleiner Junge!«, keuchte Longespee entsetzt.
    Johns Augen sprühten Feuer.
    »Genau wie mein Sohn!«
    »Sire, überlegt Euch das noch einmal. Zeigt Euch gnädig!«
    »Welche Gnade hätte ich in Wales zu erwarten gehabt?« Johns Augen funkelten. »Welche Gnade hätte man meinen Söhnen nach meinem Tod gewährt? Hängt sie auf, jeden Einzelnen. Das ist eine Warnung, die jeder versteht.«
     
    Schlammbespritzt, lachend, nur mit Hemd und Hose bekleidet wich Hugh einem walisischen jungen Mann aus und warf den Ball seinem Bruder Ralph zu, der das Spiel gesehen und sich erwartungsgemäß sofort daran beteiligt hatte. Walisische Beschimpfungen und Rufe vermischten sich mit ähnlichen Antworten auf Normannisch, Französisch und Englisch. Weitere Bigod-Knappen und Gefolgsleute hatten sich gleichfalls in das Getümmel gestürzt, genau wie Richard Marshal, und das Spiel wurde immer ausgelassener.
    Rhodri, der Kleinste, stolperte über eine lockere Schnalle an seinem Schuh und fiel der Länge nach zu Boden. Hugh, der am nächsten war, hob ihn auf, klopfte ihm den Staub ab und stellte ihn wieder auf die Füße. Seine Hose wies einen dreieckigen Riss auf, und aus einem Kratzer an seinem Arm quollen kleine Blutstropfen. Die Augen des Kindes schimmerten feucht,
doch er biss die Zähne zusammen, drängte die Tränen zurück und ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht getröstet werden wollte.
    »Das sind ehrenvolle Kampfverletzungen«, sagte Hugh. »Hast du noch alle deine Zähne?«
    Der Junge nickte und zeigte zum Beweis zwei ebenmäßige Zahnreihen. Als Hugh so tat, als würde er zurückzucken, weiteten sich die Augen des Kleinen plötzlich vor Schreck. Hugh wollte sich umdrehen, wurde aber grob von zwei Soldaten in Kettenhemden gepackt, die ihm die Arme auf den Rücken drehten. Einer krallte die Finger in Hughs helles Haar und riss seinen Kopf nach hinten. Im nächsten Moment wurde Rhodri von einem Soldaten ergriffen, der sich den kreischenden und zappelnden Jungen wie ein Ferkel unter den Arm klemmte.
    »Komm schon, du walisischer Hurensohn, der König sagt, ihr lernt jetzt, wie man an einem Strick tanzt!«, stieß einer von Hughs Angreifern mit schwerem flämischem Akzent wütend hervor.
    Hugh setzte sich erbittert zur Wehr, um sich aus ihrem eisernen Griff zu befreien.
    »Ich bin Hugh Bigod, Lord von Settrington, Erbe der Grafschaft Norfolk und Schwiegersohn des Earl Marshal!«, keuchte er. »Nehmt eure schmutzigen Pfoten von mir!«
    Sie hielten ihn trotzdem noch einen Moment fest, als trauten sie ihren Augen und Ohren nicht. Doch als Hugh sie in ihrer Sprache mit Flüchen überschüttete, gaben sie ihn frei, traten zurück, leckten sich über die Lippen und verneigten sich verspätet vor ihm.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich einer. »Ich habe Euch wirklich für eine walisische Geisel gehalten. Ich konnte ja nicht wissen …« Er deutete auf Hughs schweißdurchtränktes Hemd und die schlammbespritzten Hosen.
    Die Stellen, wo sie ihn gepackt hatten, begannen heftig zu brennen.
    »Was soll das heißen  – an einem Strick tanzen?« Hugh blickte sich um und sah, dass die walisischen Jungen zusammengetrieben worden waren und mit Speeren zu der hohen, zur Stadt hin liegenden äußeren Burgmauer gestoßen wurden. Rhodri schrie immer noch wie am Spieß und schlug mit seinen kleinen

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