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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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    Hugh saß mit Jean D’Earley, dem obersten Ritter seines Schwiegervaters, am Fenster einer Schießscharte. Jean stand für William Marshals guten Willen momentan in Nottingham unter Arrest.
    Der Ritter hatte mit einer anderen Geisel, einem sommersprossigen walisischen Jungen von vielleicht sieben Jahren, ein Brettspiel gespielt.
    »Gerissen wie ein Fuchs, der Bursche«, stellte er fest und zwinkerte dem Kind zu. »Spricht fast ausschließlich Walisisch, versteht die Spielregeln aber ganz ausgezeichnet, nicht wahr, Richard?« Er blickte zu dem zweiten Sohn seines Herrn hinüber, der sich während ihrer gemeinsamen Geiselhaft in seiner Obhut befand.
    Das mutwillige Funkeln in den dunklen Augen des Kindes erinnerte Hugh an seinen eigenen Sohn, obwohl dieser Junge natürlich älter war. Insgesamt wurden achtundzwanzig Geiseln in Nottingham festgehalten, alle entweder Verwandte von Prinz Llewelyn oder Söhne hochrangiger Edelleute.
    »Er ist ein Experte«, bestätigte Richard Marshal trocken. »Und er versteht mehr Französisch, als er zugibt. Lass dich nicht von seiner Unschuldsmiene täuschen.« Seine grüngrauen Augen glitzerten belustigt. »Er ist Waliser, und wir sind seine Feinde. Er mag ja wie ein Engel lächeln, aber er hält dabei immer nach einer Gelegenheit Ausschau, uns ein Messer ins
Herz zu stoßen  – so wie sein Vater.« Er hielt dem Jungen seinen Becher hin, der ihn nahm und einen großen Schluck trank, dann wischte er sich den Mund mit dem Ärmel ab und forderte Richard zu einer Rauferei heraus. Richard ging mit der sanftmütigen Kraft eines gutmütigen jungen Löwen darauf ein.
    »Ich bin an den Umgang mit kleinen Brüdern und Schwestern gewöhnt«, erklärte er Hugh nachsichtig. »Im Vergleich zu Mahelt ist er eine leichte Beute. Meine Schwester war eine echte Kämpfernatur.«
    Hugh lachte leise, als er zusah, wie Richard den kleinen Waliser mit einem Arm abwehrte.
    »Das ist sie immer noch. Ich habe Narben, die das beweisen.«
    »Ach ja? Wenn du nur Narben davongetragen hast, kannst du dich glücklich schätzen.« Er grinste seinen Gegner an und nannte ihn einen dürren Hänfling, woraufhin der Junge mit einem Schwall von Schimpfworten in seiner Sprache antwortete. Zur Strafe drückte Richard ihn zu Boden und kitzelte ihn, bis er kreischte.
    Hugh blickte über die eng beieinanderstehenden Zelte und Banner im Burghof hinweg. Die gesamte Feudalarmee hatte sich auf Johns Befehl hier versammelt. Die weiße Augustsonne brannte auf Speere und Rüstungen hinab. Ein steter Strom von Karren mit Vorräten, die von Ochsen, Pferden und Männern gezogen wurden, rollte durch das Tor. Der Lärm, der Staub und der Gestank vermengten sich zu einem ungesunden Dunst. Hugh rieb sich voller Unbehagen den Nacken, während er dem geschäftigen Treiben zusah, und dachte an den Brief, den sein Vater in Framlingham dem Feuer übergeben hatte. Die Worte des Verrats waren zu Asche zerfallen, aber das Feuer hatte sie nicht vernichtet, sondern nur in einen anderen Zustand versetzt, und ein Rest blieb zurück.
    Draußen spielte eine Gruppe walisischer Jugendlicher Feldball. Ihre Rufe schallten über den Hof, während sie sich gegenseitig jagten und um den Besitz des mit Schafwolle gefüllten Lederballs kämpften. Das Spiel war eine Kombination aus Schnelligkeit, Gewandtheit und Geschick, bei dem rücksichtslos Schläge ausgeteilt wurden. Hugh erwog flüchtig mitzumachen. Als junger Mann hatte er sich bei diesem Spiel stets hervorgetan und tat es auch heute noch, weil er sich seine Geschmeidigkeit bewahrt hatte, auch wenn seine Schultern heute breiter waren als damals. Leider wurden breiteren Schultern auch schwerere Lasten aufgebürdet als bei dem Kampf um einen Ball.
     
    Hugh saß mit Jean und Ranulf in der überfüllten großen Halle und tauchte seinen Löffel in den sämigen Eintopf aus Gerste und Kürbisfleisch. Er war mit Pfeffer gewürzt, und diejenigen, die den Geschmack mochten, genossen das leichte Brennen im Mund.
    Richard servierte in seiner Eigenschaft als königlicher Knappe wie auch als Geisel an der hohen Tafel und kam seinen Pflichten mit ruhiger Selbstsicherheit nach, obwohl in seinen Augen der allgegenwärtige schelmische Funke tanzte. Das Gespräch drehte sich fast ausschließlich um den Feldzug gegen die Waliser. Die älteren, erfahreneren Soldaten erzählten von früheren Feldzügen in dieses Land und berichteten, dass kein Waliser sich in einen offenen Kampf verstricken ließ. Ihre Taktik

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