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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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können.
    »Longespee wird gegen König Philips Vetter ausgetauscht«, erzählte er Mahelt. »Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Robert de Dreux ausgerechnet von mir und meinen Männern gefangen genommen wurde. Dass er mir seine Rettung verdankt, wird Longespee einen Stich versetzen. Und ich bin auch nicht glücklich darüber, ich hätte den Franzosen lieber gegen Ralph ausgetauscht.«
    »Aber so wird wenigstens einer von ihnen freigelassen.«
    »Ja, der Falsche!«
    Mahelt unterdrückte ihre aufkeimende Ungeduld.
    »Dein Vater wird alles daransetzen, das Geld aufzubringen
und Ralph so schnell wie möglich freizukaufen. Und Longespee wird, sobald er frei ist, sicherlich dasselbe tun. Es ist seine Pflicht.« Sie löste ihren Schleier und legte ihn auf eine Truhe.
    »Wir werden sehen.« Hugh blickte auf seinen Sohn hinab. »Ich habe es meiner Mutter verschwiegen, aber ich habe Angst um Ralph.«
    »Wieso?« Mahelt runzelte besorgt die Stirn.
    »Solange sich Longespee gleichfalls in Gefangenschaft befindet, genießt Ralph den Schutz eines einflussreichen Bruders. Aber sowie er ausgetauscht ist, sinkt Ralphs Bedeutung. Er ist dann nicht mehr der Halbbruder des Halbbruders des Königs, sondern nur noch der jüngere Sohn eines Earls. Niemanden wird es interessieren, wie es ihm geht. Ich habe von La Rochelle aus an seine Gefängniswärter geschrieben und ihnen alles Geld geschickt, das ich bei mir hatte, um für seinen Unterhalt zu zahlen, aber es wird nicht lange reichen.«
    »Weißt du, wie viel sie für ihn verlangen werden?«
    »Noch nicht, aber wegen seiner Verbindung zu Longespee werden wir nicht billig wegkommen. Wenn Longespee Robert de Dreux wert ist, wird der Preis für Ralph sehr hoch sein.«
    »Also tun sie gut daran, ihn bei guter Gesundheit am Leben zu lassen.«
    »Das hängt davon ab, wie viel Geduld sie aufbringen. Sowie Longespee fort ist, wird alles viel schwieriger werden.«
    »Wie hoch ist sehr hoch?«
    Hugh rieb sich über die Stirn.
    »Vielleicht tausend Mark.«
    Mahelt rang nach Atem.
    »Das entspricht dem Einkommen aus einer Grafschaft!«
    »Die Franzosen sind nicht dumm. Sie schätzen genau ab, wie viel jeder Mann in seinen Truhen hat und welche Summe ihn gerade eben nicht ruinieren würde. Das steigert den Groll
gegen den König und entzieht England viel Silber.« Hugo machte sich zappelnd von ihm los und lief davon, um seine Holztiere zu holen. »Das könnte unser Untergang sein, es hätte nie so weit kommen dürfen. Was nützt es, dass Männer sich im Kampf bewähren, wenn sie ihre Strategien nicht koordinieren können. Hätten wir alle zur selben Zeit zugeschlagen, hätten wir den Franzosen eine vernichtende Niederlage zugefügt, aber so … John wird auf demütigende Bedingungen König Philips eingehen müssen, und auf beiden Seiten werden Zorn und Unzufriedenheit herrschen. Uns stehen schwere Zeiten bevor.« Er winkte sie zu sich, und sie setzte sich zu ihm auf das Bett. »Ich habe von deinem Haar geträumt«, sagte er heiser, streichelte über ihren Zopf und begann ihn aufzuflechten.
    »Nur von meinem Haar?«, neckte sie ihn.
    »Nun ja, nicht nur.«
    Sie versetzte ihm prustend einen Rippenstoß, aber als sie das Glitzern in seinen Augen sah, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Hugh berührte ihr Gesicht und küsste sie, während sie die Hände unter sein Hemd schob und über die vom Bad noch feuchte Haut strich.
    Der kleine Hugo kletterte mit seiner Holztiersammlung auf das Bett und teilte sie großzügig mit seinen Eltern: Mahelt bekam das Schaf, sein Vater die Kuh, und er behielt das Pferd. Dann gab er keine Ruhe, bis jeder die zu seinem Tier gehörigen Laute imitierte. Als Hugh und Mahelt mit Meckern, Muhen und Wiehern innehielten, konnten sie vor Lachen kaum noch an sich halten. Teils weil sie dadurch ihrer angestauten Anspannung Luft machen konnten, teils angesichts dieses Spiels, das so kindlich und unschuldig wirkte vor dem ernsten Hintergrund ihrer Lage.

35
    Marlborough, Wiltshire, Februar 1215
     
    Ela, Countess of Salisbury, ertappte sich dabei, wie sie erneut ihr Kleid glatt strich, legte augenblicklich die rechte Hand über die linke und nutzte den Druck als Halt. Hinter den Fensterläden verdrängte eine feuchte Februarabenddämmerung das letzte Tageslicht. Sie war im Morgengrauen von Salisbury aufgebrochen, aber die Reise hatte kein Ende nehmen wollen  – die Straßen waren schlammig und der Damensattel äußerst unbequem, aber zur Wahrung ihrer Würde nötig gewesen. Sie

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