Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
ihr Vater wieder gesund wurde.
»Jetzt isst und trinkst du erst einmal etwas und ziehst dich um. Du sollst die Augen deines Vaters erfreuen. In den letzten Tagen hat er nur mich zu Gesicht bekommen, und ich sehe aus wie eine Vogelscheuche. Davon dürfte er für lange Zeit genug haben.« Isabelle zupfte an ihrem zerknitterten Kleid herum.
Mahelt schüttelte den Kopf.
»Du bist sehr schön, Mama.«
Isabelle schnaubte leise.
»Das bezweifle ich.«
Mahelt umarmte sie noch einmal und stürmte aus der Kapelle, hielt aber an der Tür inne, um zu knicksen und sich dankbar vor der Statue der Heiligen Jungfrau zu bekreuzigen. Sie schwor, ihr ihre beste Brosche zu opfern, sobald sie die Zeit fand, sie aus ihrer Truhe zu kramen.
Als sie die Kammer ihres Vaters betrat, saß dieser, gegen zahlreiche Kissen und Polster gelehnt, aufrecht im Bett. Ein Umhang aus weicher roter Wolle mit Pelzsaum, der am Hals von einer Goldnadel zusammengehalten wurde, lag um seine Schultern. Sein Gesicht war hager und verhärmt, aber als er seine Tochter sah, rang er sich ein Lächeln ab. Die Warnungen ihrer Mutter beherzigend trat Mahelt langsam zum Bett und küsste ihn auf die stoppelige Wange, statt ihn wie üblich heftig zu umarmen. Seine Haut fühlte sich kühl an, und unter seinen Augen lagen zwar dunkle Ringe der Erschöpfung, aber sie blickten klar und wach.
»Mein Liebes«, krächzte er.
»Ich habe gebetet und gebetet. Es geht dir besser, nicht wahr?«
Er lächelte schwach und schloss die Augen.
»Ich hoffe, Gott wird mir die Gnade erweisen, wieder ganz gesund zu werden. Spiel ein wenig Musik, sei ein gutes Mädchen.«
Mahelt holte ihre Laute und setzte sich neben das Bett.
»Was soll ich spielen?«
»Such dir etwas aus. Aber nichts allzu Schwungvolles.«
Mahelt biss sich auf die Lippe. Sie hatte die Worte ihrer Mutter in der Kapelle als Zeichen dafür gewertet, dass er
sich erholt hatte, und nicht damit gerechnet, dass er noch so schwach sein würde. Vorsichtig begann sie an den Saiten zu zupfen. Seine Augen blieben geschlossen, aber er quittierte die leisen Töne mit einem zustimmenden Lächeln.
»Ich muss über vieles nachdenken, Matty«, sagte er nach einer Weile. »Es ist lange her, seit ich meine Angelegenheiten in Ordnung gebracht habe.«
»Papa?« Sie hielt inne und sah ihn an, doch er schüttelte den Kopf und bedeutete ihr, weiterzuspielen.
»Ich möchte gern das Lied hören, das ich dir vor Jahren beigebracht habe. Das von der Jungfrau und dem Christuskind, das deine Mutter so liebt.«
Tag für Tag verfolgte Mahelt, wie ihr Vater sich von der Krankheit erholte, die sein Leben bedroht und sie alle gewarnt hatte, dass sie sterblich waren und die Sense des Knochenmannes stets über ihnen schwebte. Er überstürzte nichts, worüber alle froh waren, denn er war noch nie so lange zu Hause bei seiner Familie gewesen. Stets hatte es ihn in die Welt hinausgezogen, aber jetzt schien die Zeit vorübergehend stillzustehen.
Die ersten Tage verbrachte Mahelt an seiner Bettkante, unterhielt sich mit ihm, sang ihm vor und spielte Laute und Flöte. Als seine Konzentrationsfähigkeit zunahm, spielte sie Schach und andere Brettspiele mit ihm. Manchmal ertappte sie ihn dabei, wie er sie eindringlich musterte, aber wenn sie ihn fragte, ob etwas nicht stimmte, lächelte er nur und beteuerte, es sei nichts, er sei nur stolz auf sie und die bezaubernde junge Frau, zu der sie sich entwickelte.
Als seine Kräfte zurückkehrten, ritt er wieder aus und baute seine Muskeln auf. Er gab sich nicht länger damit zufrieden, in seiner Kammer oder an einem warmen Platz im Bergfried zu sitzen und die Hände in den Schoß zu legen. Ein Mal mehr
übernahm er die Herrschaft über die Grafschaft und widmete sich erneut der Politik. Ein Mal mehr begann er, nach vorne zu schauen.
»Er will den König um die Erlaubnis bitten, nach Irland zu gehen«, teilte Richard Mahelt mit, während sie zusahen, wie ein Schiff am Schleusentor der Burg seine Ladung Weinfässer löschte. Tripes schnüffelte am Fuß der Mauer herum und hob immer wieder sein Bein, um sein Territorium zu markieren.
»Woher weißt du das?« Mahelt musterte ihren Bruder. Sein Haar glänzte in der Herbstsonne wie Kupfer, und seine grünlichen Augen schimmerten. Es versetzte ihr einen Stich der Eifersucht, dass Richard an Gesprächen teilhaben durfte, von denen sie ausgeschlossen blieb. Nur weil er älter und ein Junge war. Es war einfach ungerecht!
»Ich habe gehört, wie er mit Jean
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