Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
gehört dem irischen Königshaus an. Ich kenne Johns misstrauisches Naturell. Er könnte befürchten, der Marschall will sich dort ein eigenes Königreich aufbauen.«
    »Glaubst du, dass er das vorhat?«
    Sein Vater runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Ich denke, der Marschall will sich von John lösen und sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, die er zu lange vernachlässigt hat, aber es ist eine schmale Gratwanderung zwischen den eigenen Wünschen und dem, was der König tolerieren wird. Wir haben bislang Glück gehabt, aber nur, weil wir uns innerhalb der Grenzen von Johns gutem Willen bewegen und nie seinen Verdacht erregt haben.«
    Hugh grübelte über die Worte seines Vaters nach. Der Marschall musste sich ziemlich sicher sein, dass er die königliche Erlaubnis erhielt, sonst hätte er bestimmt nicht auf einen Hochzeitstermin gedrängt.
    »Was geschieht, wenn wir Earl Williams Bitte zurückweisen?«
    »Das dürfte schwerlich in unserem Interesse liegen. William Marshal ist kein Narr. Er braucht uns, aber er weiß auch, welchen Wert diese Verbindung für uns hat. Keine andere große Familie hat eine Tochter von vergleichbarem Rang anzubieten. Wir müssen nur die Augen offen halten und unseren Verstand gebrauchen, das ist alles.«
    Hugh ging zum Kamin, bückte sich und schöpfte heiße Brühe in eine Schale.
    »Ich hatte damit gerechnet, dass der Marschall nach seiner Krankheit einen solchen Schritt unternimmt«, sinnierte sein Vater. »Ein weiser Mann sollte an die Zukunft denken und für die Sicherheit der nächsten Generation sorgen.«
    Er musterte Hugh mit einem wissenden Blick. »Du hast im Umgang mit deiner Mutter und deinen Schwestern viel über Frauen gelernt und in deinem Privatleben zweifellos noch viel mehr. Ich erwarte, dass du weißt, wie du Mahelt Marshal zu behandeln hast, wenn ihr Vater weiterhin auf die Hochzeit drängt.«
    Hugh nippte an seiner Brühe, um nicht antworten zu müssen.
    »Sie wird in Framlingham natürlich eine eigene Kammer bewohnen. Die über der alten Halle kann für sie hergerichtet werden. Deine Mutter wird sie unter ihre Fittiche nehmen und ihr beibringen, was hier von ihr erwartet wird.« Roger verzehrte hastig eine Ingwerpastete und wandte sich dann zur Tür. »Longespee wird bald aufbrechen«, sagte er. »Ich vertraue darauf, dass du bis dahin Frieden hältst.«
    Das Gesicht, das Hugh zog, entlockte seinem Vater ein leises Lachen, ehe er die Kammer verließ. Hugh setzte sich auf die Bank vor dem Feuer und trank seine Brühe. Der Gedanke an eine unmittelbar bevorstehende Hochzeit irritierte ihn. Ihm würde die Verantwortung für eine junge Frau aufgebürdet werden, für ein Kind, das weder seine Schwester noch seine Tochter war und dessen Keuschheit um jeden Preis gewährleistet werden musste. Er stöhnte leise. Longespee hatte sich mit Ela in einer ähnlichen Situation befunden und würde ihm sicher Ratschläge geben können, aber Hugh hatte nicht die Absicht, ihn zu fragen. Wenn er das täte, würde sich Longespee wie ein Lehrer verhalten, der versucht, einen hirnlosen Tölpel zu erziehen, statt wie ein Freund und Bruder mit ihm zu sprechen.
    Er blickte auf, als die Tür erneut geöffnet wurde und seine Mutter leise hereinkam. Ihre zarten Züge waren ängstlich verzerrt.
    »Geht es dir gut?«, fragte sie. »Ich habe einen Schreck bekommen, als ich hörte, dass du gestürzt bist.« Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und küsste ihn auf die Wange.
    Hugh rang sich ein Lächeln ab.
    »Mir ist nichts passiert, Mutter.«
    »Ich hoffe, William und du legt euren Zwist bei, bevor er aufbricht. Ich hasse es, mit ansehen zu müssen, wie ihr euch
ständig streitet.« Ihre sanften braunen Augen waren sorgenumwölkt. »Ihr seid doch Brüder. Vergesst das nicht.«
    Das vermochte er nicht kommentarlos zu schlucken.
    »Dann sollte er sich vielleicht ab und an daran erinnern. Wenn Ralph, William oder Roger einen Hang hinabstürzen würden und nicht wieder hinaufklettern könnten, würde ich sie nicht im Stich lassen, um einen Hirsch zu jagen. Ich würde sofort Hilfe holen.«
    »Er hat sich entschuldigt«, erwiderte seine Mutter flehend. »Ich glaube, ihm war gar nicht klar, dass du dich nicht aus eigener Kraft befreien konntest.«
    »Oh, das war ihm sehr wohl klar, Mutter.« Hugh biss sich auf die Lippe. Was Longespee betraf, war sie vollkommen blind, und da diese Blindheit von ihren Schuldgefühlen herrührte, weil sie ihn als Baby hatte hergeben müssen, würde sie nie ihre

Weitere Kostenlose Bücher