Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, als alle sich zur Musik drehten und voreinander verneigten und unter den Füßen die Kräuter zerdrückten, mit denen die getrockneten Binsen durchsetzt waren, woraufhin sich ein zarter Lavendel- und Rosmarinduft ausbreitete. Mahelt warf Hugh verstohlene Blicke zu. Seine Augen faszinierten sie, sie waren zwar blau, änderten aber ständig ihre Schattierung. Es war, als würde man in einen Farbtopf blicken, der immer wieder umgerührt wurde. Ihr Haar, das sie zum Zeichen ihrer Jungfräulichkeit offen trug, schimmerte wie poliertes Eichenholz. Sie wirkte ein wenig scheu, aber nicht unsicher. Das Mädchen kannte seinen Wert.
Beide tanzten auch mit anderen Hochzeitsgästen, und Hugh sah sich plötzlich seiner Schwiegermutter gegenüber, der bezaubernden Isabelle de Clare.
»Ich bin froh, dass wir sie in sicheren Händen zurücklassen«, sagte sie, während sie mit ihm tanzte. »Wenigstens wird uns das bei unserer Reise nach Irland nicht belasten.«
Hugh verneigte sich vor ihr.
»Jeder in Framlingham wird sie behandeln wie einen kostbaren Edelstein, Mutter.« Isabelle »Mutter« zu nennen trieb ihm das Blut in die Wangen, nicht zuletzt, weil er sich immer noch stark zu ihr hingezogen fühlte.
Isabelle wirkte belustigt.
»Du warst meine erste Wahl für sie, wusstest du das? Und ich bin froh, dass mein Mann in diesem Punkt mit mir einer Meinung war.«
Hugh räusperte sich. Er kam sich vor wie ein linkischer Knappe.
»Ich werde mein Bestes tun, um für sie zu sorgen, Mylady.«
Ihr Lächeln war warm.
»Das weiß ich.«
Es wurde weitergetanzt. Hugh forderte seine Mutter auf, deren Anspannung hinter ihrer strahlenden Fassade deutlich spürbar war. Ständig fürchtete sie, dass es zu unliebsamen Zwischenfällen kommen könnte. Er versicherte ihr, dass alles in bester Ordnung war, und brachte sie zum Lachen, indem er sie in seinen Armen herumwirbelte. Seine beiden verheirateten Schwestern Marie und Marguerite überschütteten ihn mit matronenhaften Ratschlägen. Tu dies, unterlass das, sei aufmerksam, aber bedränge sie nicht, mach ihr Geschenke, aber verwöhne sie nicht zu sehr. Endlich gelang es ihm, sich zu seiner Schwägerin Ela, der Countess of Salisbury, zu flüchten, die ein prachtvolles, mit kleinen goldenen Löwen besticktes blaues Seidengewand trug.
»Jetzt bist du von beiden Seiten her mit mir verwandt«, neckte sie ihn. »Als Halbbruder meines Mannes und durch die Heirat bist du jetzt auch mein Vetter.«
»Ich freue mich über unser Verwandtschaftsband«, erwiderte Hugh. Er meinte es aufrichtig, denn er mochte Ela, auch wenn er für Longespee wenig übrighatte. »Hast du nicht auch ein paar weise Worte für mich?«
Sie schenkte ihm ihr süßes Lächeln.
»Davon hast du heute zweifellos schon genug gehört.«
Hugh lachte leise.
»Ich weiß, was ich alles nicht tun darf, obwohl ich nicht Gefahr laufe, meiner Frau so nahezukommen, dass ich auf die Probe gestellt werden würde. Ich hatte bislang noch kaum Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, und ich wüsste gar nicht, was ich sagen sollte, wenn es dazu käme.«
»Oh doch, das wüsstest du, glaub es mir.« Ela tätschelte seinen Arm. »Mein unbedeutender Rat lautet schlicht: Lass die Dinge auf dich zukommen.«
Hugh schnaubte.
»Bisher bin ich eher überrumpelt worden, aber ich werde versuchen, den Überblick zu bewahren.«
Longespee erschien und nahm mit einer besitzergreifenden Geste den Arm seiner Frau. Hugh bedachte seinen Halbbruder mit ein paar gestelzten Floskeln und entschuldigte sich, um sich auf die Suche nach seiner Braut zu begeben.
Er konnte sie weder in der Halle noch draußen entdecken. Ein Gast, der dem Wein zu reichlich zugesprochen hatte, übergab sich in die kahlen Rosenbüsche an der Mauer. Kopfschüttelnd ging Hugh über den Hof zu der alten Halle hinüber, wo Mahelts Unterkunft lag, stieg die Außentreppe zu ihrer Kammer empor und öffnete die Tür.
Mahelt saß auf dem Bett und streichelte den seltsamen, kleinen, dreibeinigen Hund, den sie von Striguil mitgebracht hatte.
Sie blickte auf und sog scharf den Atem ein.
»Ich … ich wollte nur nach Tripes sehen.« Ihre Wangen leuchteten so rot wie Rosenblüten. »Er ist schon ziemlich lange hier eingesperrt.«
»Natürlich musst du dich davon überzeugen, dass es deinem Hund gut geht«, bestätigte Hugh ernst. »Ich weiß, dass alles hier noch neu und fremd für dich ist, aber ich hoffe, du wirst dich schnell eingewöhnen.«
»Bestimmt.« Aus ihren
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