Die englische Rose
besser, wenn man nicht drauftritt."
Francesca drehte sich in seinem Arm um und hieb ihm mit der Faust auf die Brust.
„Du hältst mich bestimmt für hysterisch, oder?"
Grant umfasste ihr Handgelenk. „Nein, ich finde dich sehr tapfer." Er sah ihr in die Augen, Augen, die auf den Grund seiner Seele zu blicken schienen. „Tut mir Leid, dass ich dir Angst gemacht habe."
„Ich habe keine Angst", flüsterte sie. „Du bist ja bei mir."
Grant focht einen inneren Kampf mit sich aus, den er jedoch verlor. Er neigte den Kopf und presste die Lippen auf ihre, um sie verlangend zu küssen.
Verdammt, ich liebe sie! dachte er und gab sich ganz seinen Gefühlen hin. Warum klammerte er sich nicht daran, statt sich ständig den Kopf darüber zu zermartern, wie verschieden sie waren?
„Wenigstens eins haben wir gemeinsam", sagte er leise, nachdem er es geschafft hatte, sich von Francesca zu lösen.
„Eine Menge!" brachte sie hervor. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und das Atmen fiel ihr schwer.
Schließlich gelang es ihr, die Augen zu öffnen. „Wir haben viele Dinge gemeinsam", protestierte sie. „Weis mich nicht zurück, Grant. Ich bin mein ganzes Leben lang zurückgewiesen worden."
Im nächsten Moment wandte sie sich ab, zog das T-Shirt hinunter, das er offenbar hochgeschoben hatte, und eilte davon. Ernüchtert blickte er ihr nach.
Sie war ihr ganzes Leben lang zurückgewiesen worden? Wie war das möglich?
Ihr Vater liebte sie doch über alles. Und Fee war zwar kein besonders mütterlicher Typ, aber es war offensichtlich, dass sie ihre schöne Tochter ebenfalls über alles liebte.
Dass Francesca sich abgelehnt fühlen konnte, war ein Schock für Grant.
Im Salon versammelte sie sich alle, um vor dem Abendessen einen Drink zu nehmen.
Brod stellte Grant seinen Gästen vor.
Du meine Güte! dachte Ngaire Bell, als sie Grant die Hand schüttelte. Diese Viehbarone sind etwas ganz Besonderes. Sie wirkten so männlich, dass eine Frau sich in ihrer Gegenwart auch wie eine Frau fühlte. Außerdem sahen sie einem direkt in die Augen. Broderick Kinross war ein außergewöhnlich attraktiver Mann. Daher hatte sie nicht damit gerechnet, noch einem Mann zu begegnen, der genauso überwältigend aussah.
Allein wegen ihres Äußeren könnte ich Stars aus ihnen machen, überlegte sie. Und obwohl sie Männer des Outback waren, lebten sie in Luxus.
Kimbara war sehr beeindruckend, aber zu prachtvoll für die Heimstätte in ihrem neuen Film. Francesca, Fee Kinross' schöne Tochter, hatte ihr gesagt, dass die Heimstätte Opal Downs viel eher der der Romanvorlage entspräche, weil die Möbel aus dem viktorianischen Zeitalter zum größten Teil noch erhalten wären und die richtige Atmosphäre schaffen würden. Sie, Ngaire, konnte es gar nicht erwarten, Opal Downs zu sehen. Dies war nicht das erste alte Herrenhaus, in das man sie eingeladen hatte, doch es lag viel weiter im Landesinneren als die vorherigen. Es regte ihre ohnehin blühende Fantasie noch mehr an.
Glenn Richards, der ebenfalls einen Drink in der Hand hatte, hing ähnlichen Gedanken nach wie seine Freundin und Kollegin. Die Kinross und die Camerons waren alle ungewöhnlich gut aussehend. Das musste an der Wüstenluft liegen. Selbst Fiona Kinross, die über sechzig sein musste, sah fantastisch aus - bei diesem Licht nicht älter als fünfundvierzig. Vielleicht war sie schon bei einem Schönheitschirurgen gewesen, aber das glaubte er nicht. Sie hatte keine Falten und eine tolle Figur, die in dem knielangen jadegrünen Kleid hervorragend zur Geltung kam. Ihr Verlobter David Westbury war nicht minder beeindruckend -groß, grauhaarig und distinguiert, ein typisches Mitglied der englischen Oberschicht.
Wer ihn jedoch am meisten faszinierte, war Lady Francesca. Er, Glenn, fand sie ganz reizend. Er mochte ihre sanften Züge, die natürliche Sinnlichkeit, die einen Mann ins Schwärmen geraten ließ. Und er konnte sich keine schönere Kombination vorstellen als rotes Haar und himmelblaue Augen. Und sie hatte keine einzige Sommersprosse.
In der Rolle der ersten Frau des Helden im Film wäre sie perfekt gewesen. Noch dazu hatte sie einen echten englischen Akzent. Es war nur eine kleine Rolle. Sie hatten sich zwar bereits mehr oder weniger auf Paige Macauly geeinigt, aber falls Lady Francesca überhaupt spielen konnte, wäre sie die bessere Besetzung. Sicher hatte sie Talent mit einer Mutter wie Fiona Kinross und einer Cousine wie Ally, die allerdings mit ihrer Heirat bewiesen
Weitere Kostenlose Bücher