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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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sind wir hier?«
    »’uhause«, sagte einer von ihnen. Diesmal erhaschte ich einen Blick auf seinen Mund, und ich war erleichtert, normale Zähne zu sehen, während er sprach, Zähne zum Kauen, nicht um Fleisch von Knochen zu reißen.
    »Wir müssen uns irgendwo ausruhen, bevor wir die letzte Etappe in Angriff nehmen«, sagte ich zu Bleich. »Sie sind einverstanden, und als Gegenleistung habe ich angeboten, mit ihnen Handel zu treiben.« Ich machte eine kurze Pause, dann sagte ich mit gesenkter Stimme: »Freaks verfolgen uns.«
    Bleich begriff sofort. »Anstatt uns gleich anzugreifen, warten sie auf die wirklich fette Beute.«
    »Sie wollen herausfinden, wo wir leben.« Das ließ auf weit höhere Intelligenz schließen, als wir es jemals zuvor an ihnen beobachtet hatten.

    »Wir müssen sie loswerden, bevor wir zur Enklave zurückkehren. «
    Ich nickte. »Unbedingt.«
    Bleich beugte sich ein Stück näher heran. »Glaubst du, wir sind hier sicher?«
    Ich sprach noch leiser. »Relativ. Wir sind größer und stärker, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Handel treiben wollen. Zuerst wollten sie mich zur Zucht, aber ich konnte ihnen klarmachen, dass das nicht in Frage kommt.«
    Im rauchigen Schein der Fackeln blitzten seine weißen Zähne kurz auf. »Und das ganz ohne Tote? Beeindruckend.«
    Erschöpft ließ ich mich auf den Steinboden sinken. Die kleinen Männer um uns herum gingen ihren Geschäften nach. Es waren mehr, als ich anfangs gedacht hatte, aber immer noch wenige, verglichen mit unserer Enklave. Weit eindrucksvoller war, dass sie so nahe bei uns lebten und wir sie nie entdeckt hatten. Seide würde sie wahrscheinlich alle umbringen wollen.
    Sie brachten uns einen dünnen, schleimigen Brei, vermutlich Pilze und noch irgendwelches anderes Zeug, nach dem wir besser gar nicht erst fragten. Ich zwang mich, den Brei zu essen, und bedankte mich für die Verpflegung. Bleich saß neben mir und hielt mich praktisch die ganze Zeit über mit einer Hand fest, für den Fall, dass ich plötzlich wieder verschwinden sollte. Seine stumme Sorge tat mir gut.
    Mit der Zeit konnte ich die Tunnelbewohner auseinanderhalten. Sie sahen sich zwar sehr ähnlich, aber der, der mich aus dem Tunnel gezogen hatte, war ein bisschen größer als die anderen. Er machte eine kleine Verbeugung und sagte: »Bin Jengu.«

    »Zwei.« Ich deutete auf meinen Partner und sagte: »Bleich. Kannst du uns sagen, womit ihr handeln wollt?«
    »Wa’um nich gleich zeign, hm?«
    Das schien mir eine gute Idee zu sein, denn dann könnte ich den Ältesten genau sagen, was die Tunnelbewohner zu bieten hatten. Ich folgte Jengu in einen weiteren Tunnel, Bleich dicht hinter mir. Die Fackeln aus Tierfett machten die Luft bitter wie verbranntes Fleisch, also atmete ich lieber durch den Mund, während wir uns berieten, um auf die Verhandlungen vorbereitet zu sein.
    Schließlich kamen wir auf eine ganz ähnliche Plattform wie die, auf der wir geschlafen hatten. Ein Teil der Wände war eingestürzt, und es lagen Unmengen von Steinen herum, weshalb es nur diesen einen Zugang zu geben schien; dennoch war es hier heller und die Luft besser. Doch das Überraschendste war: Ich hatte noch nie eine solche Ansammlung von alten Gegenständen gesehen. Stapel über Stapel waren über die Plattform verteilt. Von den meisten Dingen wusste ich nicht, was sie waren und welchem Zweck sie einmal gedient hatten, aber zu dieser Schatzkammer wäre der Worthüter sofort höchstpersönlich geeilt, nur um die Relikte begutachten zu können.
    »Is’n paa’ Fische wert?«, fragte Jengu.
    »Mehr als das.«
    Ich sah mir das Zeug nicht genau an, obwohl ich es nur zu gerne getan hätte, aber Bleich und mir rannte die Zeit davon. Wir mussten uns ausruhen und dann möglichst schnell zurück zur Enklave. Bis wir aufwachten, würden die Freaks unsere Spur sicherlich verloren haben.
    »Können wir hier schlafen?«, fragte Bleich. »Ihr könnt unsere
Beutel durchsuchen und nachsehen, was wir dabeihaben, und dann noch mal, bevor wir aufbrechen. Wir werden nichts stehlen.«
    »Ih’ wollt im Lager schlafn?« Jengu schien verwirrt.
    Doch zumindest ich verstand seine Bitte. Hier war die Decke höher und die Luft ein bisschen besser. Sie mochten gutherzig sein, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass unsere Tunnelbewohner-Freunde viel von Hygiene hielten.
    »Wenn es euch nichts ausmacht.« Ich hielt Jengu meinen Beutel hin, damit er ihn durchwühlen konnte.
    »Wohe’?«, fragte er und zog eines der

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