Die Enklave
Körper durch. Ihre Faust fühlte sich an wie ein zehn Pfund schwerer Stein, der sich in meinen Solarplexus grub. Ich fiel hintenüber, doch als sie den K.o.-Schlag anbringen wollte, packte ich ihr Standbein und zog. Sofort
warf ich mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihren Brustkorb und drückte ihr einen Ellbogen in die Kehle. Nicht so fest, dass ich sie verletzen würde, aber fest genug, um zu zeigen, dass ich die Oberhand hatte. So hielt ich sie, bis sie mit der Hand dreimal auf den Boden klopfte.
Schwankend kam ich auf die Beine, und Seide riss meine Arme in die Luft. Ich glaub’s nicht. Ich habe gewonnen. Stolz und glücklich strahlte ich trotz der neu hinzugekommenen Prellungen ins Publikum. Rad schüttelte meine Hand und klopfte mir auf den Rücken. Dann ging ich hinüber zu den übrigen Siegern.
Die anderen Kämpfe waren gut, aber ich war zu stolz, um wirklich aufzupassen. Was ich hätte tun sollen. Ich hätte etwas lernen können.
In meinem nächsten Kampf bekam ich von dem Jäger, der mich zum Turnier geholt hatte, ordentlich den Hintern versohlt. Nagel hielt sich nicht lange mit Taktieren auf und stürzte sich einfach auf mich. Als ich bereits in der Luft war, versuchte ich noch, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber er hielt mich einfach zu fest gepackt. Schon spürte ich, wie sich neue Blutergüsse bildeten. Dann knallte Nagel mich auf den Boden und drückte mir das Gesicht nach unten, noch bevor ich wieder hochkommen konnte. Ich hatte das Gefühl, als würde er mir gleich das Kreuz brechen, also klopfte ich auf den Boden.
Ich schüttelte ihm die Hand und humpelte hinüber zu den anderen Verlierern, aber ich strahlte immer noch: Zumindest hatte ich den ersten Kampf nicht verloren. Soweit ich sehen konnte, war ich das einzige Jungblut, das die erste Runde überstanden hatte.
Hitzig wurde Wette um Wette abgeschlossen, während die Kämpfe weitergingen, und ich beobachtete ungläubig, wie Bleich sich Runde um Runde durchschlug. Verglichen mit den meisten anderen Jägern war sein Stil die reinste Anmut. Er kämpfte mit tödlicher Schönheit und wurde von Runde zu Runde immer stärker. Nach manchen Kämpfen lag eine derartige Wildheit in seinem Blick, dass die Zuschauer vor ihm zurückwichen. Selbst die anderen Gewinner ließen einen deutlich sichtbaren Abstand zu ihm.
Und dann begann der letzte Kampf zwischen Nagel … und Bleich. Es war das Finale, das darüber entschied, wer bis zum nächsten Fest den Titel tragen durfte. Bleich war größer und schlanker, aber Nagel hatte die größeren Muskeln. Im Vergleich zu Bleichs Beweglichkeit war er die rohe Kraft. Ich hatte sie beide kämpfen sehen, und ich wusste nicht, wie das hier ausgehen würde.
Nagel stürmte los, aber Bleich wich aus. Er war so schnell, dass Nagel daneben richtig schwerfällig aussah. Ich wusste, wie stark Nagel war, aber erst einmal musste er Bleich erwischen.
Dreimal griff Nagel an, Bleich wich jedes Mal aus, und die Menge begann ungeduldig zu werden. Bleich verlor die Unterstützung des Publikums. Sie wollten ein Finale sehen und nicht, wie er sich weigerte, einen Treffer einzustecken. Komm schon , sagte ich in Gedanken. Du schaffst das .
Er versuchte seinen ersten Schlag und erwischte Nagels Kiefer. Gleichzeitig stand er jetzt nahe genug, dass der muskulöse Jäger ihn packen konnte. In einer knochenzermalmenden Umarmung schlang Nagel die Arme um Bleich und hob ihn hoch. Ich sah es und merkte sofort, dass es ein Fehler
war. Bleich holte mit dem Kopf aus und hämmerte ihm seine Stirn gegen die Schläfe.
Ja, genauso geht’s. Kämpfen, um zu gewinnen. Während Nagel noch benommen taumelte, trat Bleich ihm gegen die Kniescheibe. Er kannte kein Pardon und kämpfte immer wütender, als hätte er vergessen, dass es nur ein Sparringskampf war. Als glaubte er, eine Niederlage würde seinen sicheren Tod bedeuten. Sein letzter Schlag schickte Nagel zu Boden, und Bleich ließ sich mit ihm fallen, die Fäuste erhoben, um ihm das Gesicht zu Brei zu schlagen.
Der mächtige Jäger klopfte auf die Erde.
Die Menge hielt den Atem an, kein Laut war zu hören. Jeder erwartete, dass er trotzdem auf ihn einschlagen würde, ich eingeschlossen. Langsam schüttelte ich den Kopf in der Hoffnung, er würde es nicht tun, in der Hoffnung, dass er nicht den Verstand verloren hatte. Zögernd ließ Bleich die Arme sinken, und Seide zog ihn auf die Füße. Als sie seine Hand in die Luft riss, schwankte er. Er hatte viele Runden hinter sich, und seine
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