Die Enklave
schwarzen Augen blitzten, während er in die Menge schaute, die Fäuste immer noch geballt, während Seide seinen Arm in die Höhe hielt. Ich war nicht sicher, ob er wusste, dass der Kampf vorbei und er in Sicherheit war.
»Unser Gewinner!«, rief sie, und die Zuschauer umringten Bleich, um ihm auf den Rücken zu klopfen.
Er war der beste Kämpfer unter den Jägern, und er stand kurz davor, seinen Gratulanten an die Kehle zu springen. Noch bevor ich wusste, was ich tat, schob ich mich durch das Gedränge in seine Richtung. Wenn es nötig war, half ich diskret mit der Schulter oder dem Ellbogen nach, um durchzukommen.
Dann schnappte ich mir seine Hand und zog ihn aus der Menge.
Die Pfeifer und Trommler begannen wieder zu spielen und lenkten die Leute mit einem fröhlichen Lied ab. Umso besser für uns, so kamen wir leichter hier raus. Ich drängelte mich durch die stampfenden und klatschenden Tänzer und brachte ihn in eine ruhige Ecke des Gassengewirrs. Bleich lehnte sich gegen eine Wand. Er schien dankbar für meine Befreiungsaktion, auch wenn er mir nach wie vor vorwarf, dass ich wegen Banners Tod nichts unternommen hatte. Sein Brustkorb hob und senkte sich, als wäre er gerade stundenlang durch die Tunnel gerannt, und Schweiß lief in Strömen über sein Gesicht.
»Ich hol dir Wasser.«
»Bleib. Ich brauch nur eine Minute.«
»Das Turnier war sehr hart für dich«, sagte ich. »Weil du kämpfst, als würde es um dein Leben gehen.«
Er schloss die Augen und nickte. »Ich nehme teil, weil Seide darauf besteht. Aber wenn es dann losgeht, dann … vergesse ich, dass es nur ein Sparringskampf ist.«
Wie mussten all die Jahre außerhalb der Enklave für ihn gewesen sein? Es war nicht der richtige Moment, um ihn danach zu fragen, aber es interessierte mich immer mehr. Mir fiel auf, wie viele neue Prellungen und Schürfungen er sich zugezogen hatte, aber er schien sie gar nicht zu spüren. Bleich stieß sich von der Wand ab. Im Schein der Fackeln schimmerte seine Haut blässlich. Einen Moment lang wollte ich meine Hand auf seine Brust legen, um seinen Herzschlag zu fühlen, und dieser Wunsch machte mir Angst. Ich trat einen Schritt zurück.
»Bist du sicher, dass ich dir nichts zu essen oder zu trinken holen soll?« Normalerweise würde ich ihm das gar nicht erst anbieten – für diese Arbeit waren die Bälger zuständig –, aber er hatte es sich verdient. Heute Nacht war er der Champion aller Jäger, und er konnte haben, was immer er wollte, sogar eine Jägerin als seine persönliche Dienerin.
»Du hast schon genug getan, als du mich da rausgeholt hast.« Sein ausdrucksloser, kühler Tonfall verletzte mich, und das Lächeln auf meinen Lippen erstarb. Einen Moment lang hatte ich geglaubt, alles wäre wieder wie zuvor.
Ich wusste selbst nicht, warum ich immer noch versuchte, ihm zu helfen. Wenn er noch immer glaubte, dass ich etwas mit Banners Tod zu tun hatte, dann sollten wir auch nicht mehr miteinander auf Patrouille gehen. Schmerz wühlte in mir.
»Wenn wir das nicht aus der Welt schaffen«, sagte ich, »werde ich Seide um einen neuen Partner bitten.«
»Das hätte ich selbst schon getan, wenn es irgendwas nützen würde.«
»Ich werde mit Seide reden«, erwiderte ich mit einem Seufzen.
Als ich mich abwandte, packte er meinen Arm und wirbelte mich herum.
»Würdest du mir sagen, warum du das getan hast? Es ist alles meine Schuld. Ich war es, der ihr gesagt hat, sie könne dir vertrauen.«
Ich hatte geglaubt, er würde mir vertrauen und wäre wütend auf mich, weil ich nichts unternahm, obwohl ich wusste, dass Banner sich nicht selbst getötet hatte. Aber es war viel schlimmer, als ich vermutet hatte.
Mit wilder Entschlossenheit riss ich mich von ihm los. »Du willst also Streit? Ich habe überhaupt nichts getan. Wenn jemand ihr Geheimnis herausgefunden hat, dann nicht wegen mir.«
Er musterte mich mit seinen dunklen Augen. »Und darauf würdest du einen Blutschwur leisten?«
»Gib mir dein Messer.«
Aus offensichtlichen Gründen konnten wir es nicht auf der offenen Gasse machen, also zog er mich zu der Halle, in der wir unsere Zeremonien abhielten. Es war ohnehin der passende Ort, und niemand würde uns dort stören. Sobald wir ankamen, zog er seinen Dolch und hielt ihn mir hin.
Ich fuhr mit der Klinge über meine Handfläche und sprach die Worte: »Bei meinem Blut schwöre ich, dass ich nichts mit Banners Tod zu tun hatte. Möge es in meinen Adern kochen, wenn ich nicht die Wahrheit
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