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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass uns diesmal das Überraschungsmoment fehlte. Sie warteten auf unseren Angriff.
    »Was machen wir jetzt?«, flüsterte ich.
    Wir konnten uns verstecken. Wenn wir einfach verschwanden, würden sie uns wahrscheinlich nicht noch einmal finden. Ich war in der Tat überrascht, dass sie uns überhaupt bis hierher gefolgt waren, und fragte mich, ob Pirscher nicht nur so getan hatte, als würde er die Flucht ergreifen, und stattdessen einen seiner Welpen nach Verstärkung geschickt hatte, während er unserer Spur folgte und Hinweise für die anderen hinterließ. Es war die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab.
    »Es sind vier.«
    Aber sie waren anders als die Welpen, denen wir in der Lagerhalle gegenübergestanden waren. Diese hier waren so gut wie vier bestens ausgebildete Jäger, daran hatte ich keine Zweifel. Ob wir es mit ihnen aufnehmen konnten?
    Pirscher verlor die Geduld. »Ihr habt eine Minute, dann mache ich ein paar Extralöcher in die beiden Zuchtstuten hier.«

    Noch bevor ich merkte, dass ich eine Entscheidung getroffen hatte, trat ich aus den Schatten, damit er mich sehen konnte. »Du hast uns also gefunden. Worüber beschwerst du dich eigentlich? Wir sind nicht mehr auf deinem Territorium. «
    »Ihr habt achtzehn von meinen Welpen verwundet, teilweise schwer. Zwei sind tot.«
    »Sie haben uns keine andere Wahl gelassen«, sagte Bleich. »Und sie haben noch Glück gehabt, dass nicht mehr draufgegangen sind.«
    »Warum lässt du sie nicht einfach gehen, und wir reden?«, murmelte ich.
    Pirscher lächelte. »Ich bin nicht hier, um zu reden.«
    Er wollte gerade den Befehl zum Angriff geben, da trieb mir der Wind einen grässlichen Gestank in die Nase. So etwas hatte ich nur einmal gerochen – kurz vor Nassau. Oh nein . Noch bevor ich das krabbelnde Geräusch hörte, wusste ich, dass Freaks im Anmarsch waren.
    Ich hätte nie gedacht, dass sie auch an die Oberfläche kamen, und als sie durch die Eingänge preschten, wusste ich sofort, wir hatten es mit den Schlauen zu tun. Ihre Augen waren anders, sie quollen nicht über vor Hunger und Wahnsinn; nein, die hier waren schlimmer, denn ich erkannte Gerissenheit und Intelligenz in ihnen. Im Hellen sahen diese Kreaturen mit ihrer gelblichen Haut, den blutigen Klauen und den grausamen scharfen Zähnen sogar noch schrecklicher aus. Dünne Haarbüschel, dunkel verfärbt vom getrockneten Blut ihrer Opfer, hingen von ihren missgestalteten Schädeln herab.
    »Wir sind nicht mehr dein größtes Problem!«, schrie ich.
    Tatsächlich wirbelte Pirscher herum. Seine Wölfe stießen Tegan und Pearl zur Seite und gingen in Kampfstellung. Im Gegensatz zu den Bälgern kämpften sie gut organisiert und als eine Einheit. Zwar reichten sie nicht an den Standard der Jäger heran, aber ich war überrascht von ihrer Disziplin. Doch sie waren nicht an Freaks gewöhnt. Ich sah ihre Angst, als sie versuchten, die schnappenden Kiefer und wirbelnden Klauen abzuwehren.
    Ich zog meine Dolche und stürzte mich in den Kampf, Bleich dicht hinter mir. Noch während ich zum Angriff ansetzte, zählte ich – ein Teil meiner Jägernatur. Zwanzig Freaks. Unten hatten wir es einmal mit beinahe genauso vielen aufgenommen, aber die waren schwach und dumm gewesen, und außerdem hatte der Metallkasten uns einen gewissen Schutz geboten.
    Rücken an Rücken standen wir da, blockten ab und stießen in perfekter Harmonie zu; manchmal fühlte es sich an, als wären Bleichs Arme und Beine eine Verlängerung meiner eigenen Gliedmaßen. Ich konnte mich darauf verlassen, dass er die Freaks von meinem Rücken fernhielt. Meine Dolche verschwammen, während ich schlitzte und stach und die Freaks zurücktrieb. Ich konnte keine Aufmerksamkeit verschwenden, um zu sehen, wie es Tegan und Pearl erging, und ich machte keine komplizierten Bewegungen, keine Kicks, keine Drehungen. Meine Aufgabe war es, Bleich den Rücken frei zu halten. Streck sie nieder. Einfach und direkt ist am besten. Verschwende keine Kraft , hörte ich Seides Stimme in meinem Kopf.
    Jetzt, da Pirscher es nicht mehr auf mich abgesehen hatte, bewunderte ich seinen Kampfstil. Er war unglaublich schnell
und benutzte zwei schmale Klingen, die an seinen Handrücken festgebunden waren. Er ließ sie durch die Luft wirbeln, so dass man in einem Kampf mit ihm nicht an einer einzigen tödlichen Wunde sterben, sondern langsam verbluten würde, von tausend kleinen Schnitten geschwächt.
    Nachdem der erste Angriff abgewehrt

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