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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einen gewissen Velloso aus ihren Händen befreien wollten, der sich unkluger Weise zu weit in das Land hinein gewagt hatte – ein Zwischenfall, der Camoëns den Stoff zu einer der reizendsten Episoden seiner Luisiade geliefert hat.
    Beim Auslaufen aus Santa Ellena erklärte Pero de Alemquer, der frühere Pilot Diaz’, daß er noch dreißig Meilen vom Cap entfernt zu sein glaube. Da man indessen nicht wissen konnte, ob sich das wirklich so verhielt segelte man in die offene See hinaus, und erst am 18. November befand sich die Flotte in Sicht des Caps der Guten Hoffnung, das sie schon am anderen Tage mit günstigem Winde umsegelte. Am 25. landeten die Schiffe in der Bai von Sam-Braz, wo sie dreizehn Tage verblieben, während welcher Zeit man das Provisionsschiff demolirte und dessen Inhalt auf die anderen drei Schiffe vertheilte.
    Die Portugiesen schenkten den Boschis kleine Schellen und andere Gegenstände, die sie jene mit Erstaunen annehmen sahen, denn zur Zeit der Reise Diaz’ hatten sich die Neger sehr furchtsam, ja sogar feindselig erwiesen und dem Einnehmen von Wasser mit Steinwürfen zu wehren gesucht. Jetzt führten sie sogar Ochsen und Schafe herbei, und um ihre Befriedigung über den Aufenthalt der Portugiesen an den Tag zu legen, »begannen sie, sagt Nicolas Velho, ein Concert mit vier oder fünf Flöten, deren einige sehr hohe, andere tiefe Töne gaben, und machten eine bei Negern wenigstens unerwartet erträgliche Musik. Dazu tanzten sie auch, wie Neger eben tanzen, und der (
Capitam mõr
ließ dazu mit Trompeten blasen und wir in unserer Schaluppe tanzten auch und der
Capitam mõr
tanzte, als er zu uns zurückgekehrt war, ebenfalls mit«.
    Was sagt nun der Leser über dieses kleine Fest und das gegenseitige Ständchen, das sich Portugiesen und Neger gaben? Hätte Jemand erwartet, daß Gama, der so ernste Gama, wie die Porträts uns seine Erscheinung überliefern, die Neger in die Reize des Pfauentanzes habe einweihen können? Leider dauerten diese guten Verhältnisse nicht allzu lange und es bedurfte zuletzt sogar einiger Artillerie-Salven, um feindliche Demonstrationen zurückzuweisen.
    In der Bai von Sam-Braz pflanzte Gama einen Padrao auf, der jedoch sofort nach seiner Abfahrt wieder zerstört wurde. Bald hatte man den Rio Infante, den äußersten von Diaz erreichten Punkt, überschritten. Da machte sich die Wirkung einer mächtigen Meerströmung fühlbar, die man jedoch bei dem gerade recht günstigen Winde zu überwinden vermochte. Am 25. December, am ersten Weihnachtsfeiertage, wurde die Küste von Natal entdeckt.
    Die Fahrzeuge hatten einige Havarie erlitten und das Wasser fing an zu fehlen, so daß man bald anlaufen mußte, was die Flotte denn auch am 10. Januar 1498 that. Die Schwarzen, welche die Portugiesen schon bei ihrer Ausschiffung zu Gesicht bekamen, waren weit größer als die bisher gesehenen. Sie führten als Waffe einen großen Bogen mit langen Pfeilen und eine mit Eisenspitze versehene Zagaie, und gehörten zu dem Stamme der Kaffern, welche den Boschis in jeder Weise überlegen schienen. Bald entwickelten sich mit ihnen übrigens so gute Beziehungen, daß Gama der Küste den Namen des »Landes der guten Nation« (
Terra da boa Gente
) gab.
    Beim weiteren Hinaufsegeln längs des Ufers besuchten zwei muselmanische Kaufleute, deren einer einen Turban, der andere eine Kapuze von grünem Atlas trug, die Portugiesen mit einem jungen Manne, der, »so viel man aus ihren Zeichen verstehen konnte, einem sehr entfernten Lande angehörte und schon so große Schiffe wie die unsrigen gesehen habe«. Vasco da Gama hielt dies für den Beweis, daß er sich den so lange und so eifrig gesuchten Ländern Indiens näherte; er nannte deshalb den Strom, der an dieser Stelle in’s Meer fiel, »Rio dos Boms Signaez« (der Strom der guten Vorzeichen). Unglücklicher Weise traten unter der Besatzung gleichzeitig die ersten Symptome des Scorbuts auf, der sehr bald eine große Anzahl Matrosen auf’s Lager streckte.
    Am 10. März ankerte die Expedition vor der Insel Mozambique. Dort erfuhr Gama durch seine arabischen Dolmetscher, daß sich unter den Einwohnern mohammedanischen Ursprungs eine gewisse Anzahl Kaufleute befanden, welche mit Indien Handel trieben. Gold und Silber, Tuche und Gewürze, nebst Perlen und Rubinen bildeten die Hauptgegenstände ihrer Geschäftsthätigkeit. Gleichzeitig erhielt Gama die Versicherung, daß er beim weiteren Hinaufsegeln längs der Küste eine Menge Städte finden werde,

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